Kaum einen Schauspieler der heutigen Zeit hält es in ein und demselben Genre. Die meisten verdienen erst die dicke Kohle mit dem, was sie können und später probieren sie mal was Neues aus. So scheint es wohl nun auch Will Ferrell, bekannt aus „Old School“ und „Die Eisprinzen“ ergangen zu sein. Der für seinen absoluten Schwachsinns-Humor bekannte Schauspieler spielt in „Alles muss raus“ eine gescheiterte Existenz und zeigt sich von einer ganz neuen Seite. Ich stand dem Ganzen mit großer Skepsis gegenüber...
Nick Halsey (gespielt von Will Ferrell) führt ein ganz normales Leben. Es ist ein relativ erfolgreicher Geschäftsmann, ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in einem typischen amerikanischen Vorort. Eines Tages wird er von seiner Firma aus heiterem Himmel entlassen und steht vor dem Nichts. Als wenn das nicht schon genug wäre, macht ihm seine Frau sehr deutlich klar, dass sie auch nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Sie tauscht die Schlösser des Hauses, sperrt die Kreditkarten und stellt seinen gesamten Besitz in den Vorgarten. Doch was tut man(n) in einer solchen Situation? Davon rennen? Nicht mit Nick. Er beschließt sein gesamtes Hab und Gut zu verkaufen und eröffnet den Flohmarkt seines Lebens direkt vor seiner Haustür. Ein Nachbarsjunge namens Kenny unterstützt ihn dabei und die beiden werden Partner. Jetzt lautet die Devise: Alles muss raus…
Die Story dieses Filmes basiert auf der Kurzgeschichte „Why Don’t You Dance“ von Raymond Carver. Dieser Mann gilt als einer der wichtigsten Autoren für Kurzgeschichten des 20. Jahrhunderts. Seine teils autobiografischen und ehrlichen Geschichten gehen unter die Haut und genau das schafft auch der hier besprochene Film. Will Ferrell zeigt sich hier von einer Seite, die man überhaupt nicht von ihm kennt. Er spielt sich weder in den Vordergrund, noch übertreibt er es mit seinem egozentrischen Schauspiel. Er spielt einen ganz normalen Mann, dessen Existenz am seidenen Faden hängt und das verblüffende daran ist: Man nimmt ihm diese Rolle ab. Niemals hat man ihn besser gesehen und die daraus resultierte Golden Globe Nominierung ist mehr als gerechtfertigt. Der Film selbst ist recht langsam erzählt und man muss sich auf alle Fälle darauf einlassen. Wenn man genau dies schafft, dann merkt man schnell, wie das eigene Leben dem Zuschauer vor die Nase gehalten wird.
Was ebenfalls in diesem Film heraussticht, ist die Freundschaft, welche zwischen Nick und Kenny entsteht. Der kleine Nachbarsjunge ist ein Loser, der von niemandem gemocht wird. In Nick sieht er schnell seinen Mentor, wenn es um das Verkaufen von seinen Waren geht. Diese beiden harmonieren wirklich super miteinander und man merkt schnell, dass hier die Chemie stimmt. Zu den tollen Schauspielern gesellen sich eine Menge schwarzer Humor, ein stimmungsvoller Soundtrack und ein Setting, welches die amerikanische Vorstadt ordentlich auf die Schippe nimmt. Ab und an hat der Film sicherlich mal ein paar Längen, aber das sei ihm verziehen. Regisseur Dan Rush versucht die Inszenierung so zu gestalten, wie Nick sich fühlt. Im Großen und Ganzen ist ihm das auch sehr gut gelungen. Schade, dass der Film nicht in unseren Kinos lief.
Die deutsche Blu-ray bietet dem Käufer ein ausgewogenes HD-Erlebnis. Bild und Ton sind recht gut und weisen kaum Mängel auf. Man braucht hier kein Referenzmaterial erwarten, aber das ist bei der Thematik dieses Filmes auch nicht nötig. Leider befindet sich kaum Bonusmaterial auf der Disc. Außer eine paar Trailern ist nichts gewesen, was ich ein wenig schade finde. Immerhin gibt es ein Wendecover und einen fairen Kaufpreis - das entschädigt allemal. Hier kommt es halt auf den Inhalt des Filmes an.
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