Cities: Skylines
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BEWERTUNG |
30.08.2017 von LorD Avenger
SimCity ist zurück - von anderen Machern, unter anderem Namen und in völlig anderen Dimensionen!
Das neue SimCity
SimCity 3000 von 1999 - das war als kleiner Bub genau mein Ding. Zwar sind nicht annähernd so viele Stunden hineingeflossen wie in Die Sims, aber doch zweifelsohne mehr als genug. Herr über alles zu sein, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen... und ja, zugegeben. Cheats benutzen, um stets genug Geld zu haben. Damals dachte ich mir, dass das Spiel schon einen verdammt guten Job darin macht, mir zu SIMulieren, was ein Bürgermeister, bzw. eine Stadtverwaltung so alles zu organisieren hat - wie ein 9-Jähriger sich ebenso seine naiven Gedanken macht. Ein Straßennetz aufbauen, Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete zum Verkauf festlegen, eine funktionierende Infrastruktur aufbauen, öffentliche Institutionen zur Verbesserung der Lebensqualität errichten und die Stadt mit Parks und Sehenswürdigkeiten ansehnlicher gestalten... wahrscheinlich hätte ich unseren damaligen Bürgermeister für einen Superhelden gehalten, hätte ich mich mit all den Problemen und Möglichkeiten auseinandersetzen müssen, die in Cities: Skylines auf einen einprasseln.
Der Bürgermeister-Job hat sich nicht geändert
Wer, selbst als Kind, ein paar intensive Stunden mit SimCity verbracht hat, wird hier gleich die unverkennbaren Parallelen entdecken. Eine riesige leere Karte, durch die nur eine einsame Autobahn führt und die erschlossen und bebaut werden möchte. Vorsichtig und ahnungslos legt man die ersten Straßen, plant anliegend die ersten Baugrundstücke und verbindet die ebenfalls errichteten Strom- und Wasserwerke damit, während man nur wenige Minuten wartet, bis sich bereits die ersten Gerüste aufbauen und kurz darauf ein fertiges Haus an der Straße steht und die ersten winzigen Passanten über die Bordsteine laufen. Schnell schaltet man die ersten öffentlichen Gebäude frei und spart sein stetiges Einkommen zum Errichten einer Grundschule, einer Feuerwache, einer Polizeistation, einer Klinik, damit die frisch gewonnenen Einwohner sich auch wohl fühlen. Das alles selbstredend genau so, dass man sich nach vier Stunden Stadtverwaltung denkt, dass man eigentlich alles komplett und von Anfang an grundlegend anders hätte planen und durchführen sollen. Die Straßen sind zu eng für den zunehmenden Verkehr, das verpestende Industriegebiet liegt nicht weit genug von allem entfernt und überhaupt ist alles nicht schön... im Grunde genommen müsste man nochmal von vorne anfangen, nur um dann wahrscheinlich nach den nächsten vier Stunden zu merken, was man mit dem nächsten Neustart wiederum besser machen könnte. Und dann, genau wie man es schon von SimCity 3000 aus dem Jahre 1999 kannte, sind zahllose Stunden verstrichen ohne dass man es sonderlich gemerkt hätte.
Die Genre-Wiederbelebung
Cities: Skylines macht einen großartigen Job das Genre der Städte-Aufbausimulation wiederzubeleben, auch wenn es das Rad damit weiß Gott nicht neu erfindet. Vieles fühlt sich wirklich 1:1 wie ein HD-Remake eines guten alten SimCitys an, das um ein paar nette Features ergänzt wurde. So kann beispielsweise die Formen von Straßen deutlich freier gestalten, auch wenn sich das nicht immer zwingend als einfach erweist, man kann seine Stadt in Distrikte mit eigenem Namen und eigenen Regulierungen aufteilen, die Steuern und Erlässe viel detaillierter beeinflussen und ein vielfach riesigeres Gebiet bebauen. Allein die Grundkarte bietet schon eine Fläche, die man kaum in 10 Spielstunden zu füllen vermag und vier weitere gleichgroße grenzen bereits zum späteren Erwerb daran an. Zudem sind unzählige Meilensteine gesetzt, die mit wachsender Einwohnerzahl neue Möglichkeiten freischalten und gut durchdacht sein müssen. Nicht zu vergessen, dass man stets sein Budget im Auge behalten sollte, denn eine Stadt aufzubauen ist verdammt teuer und der Geldfluss kann genauso schnell versiegen wie er aufgekommen ist.
Dieses Spiel ist Arbeit
Genau wie in der fast 20 Jahre alten letzten Städte-Aufbausimulation, die ich gespielt habe und wahrscheinlich auch wie in der nochmal 10 Jahre älteren Ursprungsversion, wird es aber schnell eintönig. Während man in Die Sims z.B. noch persönlichen Bezug zu den Charakteren entwickeln kann und zwischen verschiedenen Haushalten wechselt, um mit ihnen völlig andere Wege einzuschlagen, so bleibt einem hier wirklich nur die größtenteils jedes Mal identische Stadtverwaltung, die sich relativ schnell auch so anfühlt: Wie ein nicht übermäßig spannender Job. Wie Arbeit.
Zugegeben, das Spiel macht seine Arbeit schon sehr gut, denn nur selten hat man Minuten, in denen man wirklich einfach nur wartet, die Zeit vorspult und überlegt, was man als nächstes machen könnte, bevor irgendeine neue Herausforderung ins Haus steht. Gerade erst das Recycling-Center freigeschaltet, fällt den Einwohnern plötzlich ein, dass sich der Müll bei ihnen türmt. Gerade als man das Krankenhaus-Budget gesenkt hat, weil die medizinischen Einrichtungen nicht mal zu 20% ausgelastet waren, bricht offenbar eine Erkältungswelle aus, der entgegengewirkt werden möchte. Man will endlich die nächsten Objekte freischalten und gibt eine neue Fläche mit Wohngrundstücken frei, nach deren Erbauung plötzlich Wasser und Strom nicht mehr reichen, weil die Kraftwerke an ihre Grenzen kommen. Dann sterben die ersten Einwohner und müssen, mit einem nicht zu übersehenden Symbol gekennzeichnet, in ihren Häusern verwesen, weil ihr Bürgermeister noch keinen Friedhof errichtet hat. Es gibt immer was zu tun und das Spiel konfrontiert einen immer wieder mit neuen Problemen, die aber unterm Strich in ihrer Behebung alle gleich funktionieren. Das Fazit von: LorD Avenger
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