Die Besucher 1-3

Die Besucher 1-3

Originaltitel: Les Visiteurs
Genre: Komödie
Regie: Jean-Marie Poiré
Hauptdarsteller: Jean Reno
Laufzeit: DVD (320 Min) • BD (333 Min)
Label: Leonine
FSK 12

Die Besucher 1-3   26.07.2023 von Dan DeMento

Obwohl der große Hype hierzulande erst mit dem zweiten Teil begann und lange vor dem dritten endete, erfreuen sich die französischen Die Besucher Filme um die mittelalterlichen Zeitreisenden einer treuen Anhängerschaft. Jetzt erscheint die ganze Trilogie in einer Box und wir überprüfen, ob sich diese Reise in die Vergangenheit lohnt.
 
Inhalt:
 
Die Besucher
 
Godefroy, der Graf von Montmirail (Jean Reno) hat tapfer an der Seite von Louis VI. (Didier Pain) gekämpft, und wird jetzt dafür belohnt: Er darf nach Hause zurückkehren, um die schöne Frénégonde (Valérie Lemercier) zu ehelichen. Leider wird er kurz vor seinem Ziel von einer Hexe verzaubert und tötet daraufhin versehentlich Fulbert (Patrick Burgel), den Vater der Herzensdame. Da diese ihn daraufhin verständlicherweise nicht mehr heiraten will, versucht er mit Hilfe seiner Hausmagiers Eusebius (Pierre Vial) in die Vergangenheit zu reisen, um das Missgeschick zu korrigieren. Doch leider ist der Trank nicht ganz korrekt gebraut, und so landen Godefroy und sein Knappe Jacquouille (Christian Clavier) im Jahr 1992. Dort müssen sie sich mit ihren Nachkommen Béatrice (auch Valérie Lemercier) und Jacques-Henri (auch Christian Clavier) arrangieren, um irgendwie wieder den Weg in ihre Zeit zurückzufinden.
 
 
Die Zeitritter - Auf der Suche nach dem heiligen Zahn
 
Godefroy (Jean Reno) ist zurück im Jahr 1193, der Schwiegervater ist gerettet und der Ehe mit Frénégonde (jetzt plötzlich Muriel Robin) würde nichts mehr im Wege stehen - hätte Knappe Jacquouille (Christian Clavier) nicht den Erbschmuck von Fulbert gestohlen, der auch den heiligen Zahn der seligen Rolande enthält, ohne den es unmöglich ist, einen tauglichen männlichen Nachkommen zu zeugen. Dummerweise hat Jacquouille statt seinerselbst seinen Urenkel Jacques-Henri (auch Christian Clavier) in die Vergangenheit geschickt, und er selbst befindet sich samt Schmuck noch immer in der Gegenwart, um mit der aus Teil 1 bekannten Ginette (Marie-Anne Chazel) das süße Leben zu genießen. So bleibt Godefroy nichts anderes übrig, um wieder in die Zukunft zu reisen, die beiden auszutauschen und den heiligen Zahn zurückzubringen. Doch natürlich ist auch das nicht so einfach wie gedacht, denn nicht nur Béatrice (jetzt auch Muriel Robin) versucht ihrerseits, den störenden Knappen in die Vergangenheit zu bugsieren, auch eine große Hochzeit steht an...
 
 
Die Besucher – Sturm auf die Bastille
 
Natürlich ging wieder etwas schief, und so befinden sich Godefroy (Jean Reno) und Jacquouille (Christian Clavier) am Ende ihres letzten Abenteuers nicht in ihrem geliebten Jahr 1193, sondern gut 600 Jahre später mitten in der Französischen Revolution. Nicht gerade die ideale Zeit, denn hier wird gerade alles gemeuchelt, was adelig ist. So müssen die beiden nicht nur - zusammen mit den Nachkommen Godefroys - aus der heimischen Burg durch das gebeutelte Frankreich fliehen, sie stecken auch zwischen den Zeiten. Denn wo der eine sein gewohntes Mittelalter vermisst, hat sich der andere schon sehr an die Neuzeit mit elektrischem Strom und Supermärkten gewöhnt.
 
 
Interstellar, Zurück in die Zukunft, Butterfly Effect - Filmfreunde wissen, Zeitreisen sind eine komplizierte Sache. Zumindest, wenn man sich für solche Kleinigkeiten wie Logik interessiert, ein Details, dass die Macher von Die Besucher großzügig ignoriert haben. Und so kommt es, dass während die Protagonisten der erstgenannten Filme in der permanenten Angst leben, durch das versehentliche Zertreten eines Schmetterlings, der Verführung durch die eigene Mutter oder das Sprengen eines Briefkastens die Zukunft zu verändern oder die eigene Existenz auszulöschen, berserkern die Franzosen sich fröhlich durch Zeit und Raum. So verschwinden in der Vergangenheit Dinge, die erst 800 Jahre später gestohlen werden, und egal wie oft man in die gleiche Zeit reist, man begegnet niemals sich selbst, sondern höchstens einem Verwandten, der genauso aussieht wie man selbst.
 
Doch auch wenn Relativitätstheroretiker die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, hatte das Konzept Erfolg und lockte in Frankreich knapp 14 Millionen Zuschauer in die Kinos. Kein Wunder also, dass nach 5 Jahren mit Die Zeitritter - Auf der Suche nach dem heiligen Zahn eine erste, und weitere 18 Jahre später mit Die Besucher – Sturm auf die Bastille eine zweite Fortsetzung folgte. Außerdem gab es im Jahr 2001 mit Just Visiting noch den Versuch eines US-Remakes mit den beiden Original-Hauptdarstellern sowie Christina Applegate, das komplett floppte. Während Teil 2 auch hierzulande noch halbwegs an den Erfolg des Originals anschließen konnte, ging Teil 3 gnadenlos unter und erschien in Deutschland direkt für das Heimkino. Ebendiese Veröffentlichung wurde jetzt genutzt, um mit der Besucher Box alle drei Teile gesammelt vorzulegen.
 
Die Besucher von 1993 funktioniert auch noch recht gut - zumindest wenn man nicht den Fehler macht, sich die im Menü romantisierende Kult-Kino-Fassung betitelte, wirklich unfassbar grausame Kino-Synchronfassung anzusehen. In dieser Sprachversion, für die sich sogar Rainer Brandt schämen würde, wurden nicht nur sämtliche Namen der Figuren "witzig" eingedeutscht - so heißt die Hauptfigur jetzt „Sir Güllefrosche, der Verpetzte“ - es wurde sich auch nicht auf den - ohnehin schon nicht sehr subtilen - Humor der Originalfassung verlassen. Stattdessen wurden in bester Bud Spencer Manier bei jeder sich bietenden Gelegenheit unterirdisch schlechte Oneliner in die Münder der Beteiligten gelegt und damit in mehr als einem Moment sogar die gesamte Handlung verändert oder zumindest sehr unverständlich gemacht. Schwenkt man stattdessen auf die glücklicherweise ebenfalls enthaltene TV-Synchro - und dass es eine solche überhaupt gibt, sagt viel über die Qualität des ersten Versuchs aus - um, erhält man zwar immer noch kein Meisterwerk, Die Besucher wird aber zumindest ansehbar. Dass der Humor sich primär auf stinkende Füße, ein bisschen Frauenfeindlichkeit und ein bisschen Rassismus beschränkt - geschenkt. Die Besucher ist wahrhaftig nicht gut gealtert, das darf man einem Film von 1993 aber eigentlich nicht vorwerfen.
 
Selbiges gilt auch für Die Zeitritter - Auf der Suche nach dem heiligen Zahn, der 5 Jahre später das Licht der Welt erblickte. Eigentlich gilt alles bisher gesagte auch für diesen Film, denn im Wesentlichen passiert wieder exakt dasselbe. Die Orte und die Grundlage der Geschichte variieren geringfügig, Humor und großen Handlungsablauf sind identisch. Die zwei augenfälligsten Unterschiede sind die kommentarlose Umbesetzung von Valérie Lemercier durch die leider erheblich uncharismatischere und unsympathischere Muriel Robin und die Tatsache, dass sich die Screentime von Jean Reno im Vergleich zum ersten Teil mindestens gedrittelt hat. Kein Wunder, immerhin hatte der schweigsame Franzose seit dem ersten Teil mit Léon – Der Profi, French Kiss und Mission: Impossible einen ganz massiven Karrieresprung hingelegt. Ganz im Gegensatz zu Kollege Christian Clavier, der sich sichtlich dankbar für die Gelegenheit durch seine beiden Rollen und gefühlte 98% des Films blödelt.
 
Während man die ersten beiden Teile zwar mit einer guten Portion Fremdscham, aber doch noch einem gewissen nostalgischen Gutwillen betrachten kann, fragt man sich bei Die Besucher – Sturm auf die Bastille dann aber endgültig, was die Macher sich dabei nur gedacht haben. 18 Jahre sind vergangen, die Intention ist klar, hier sollte ähnlich wie bei Star Wars, Indiana Jones oder Ghostbusters ganz offensichtlich ein ehemals erfolgreiches Franchise noch ein wenig ausgepresst werden. Doch anstatt vertraute Charaktere in eine neue Zeit zu transportieren, wurde wieder derselbe Stiefel gefahren wie damals. Dabei wäre die Prämisse so vielversprechend: Jean Reno ist mittlerweile eine Legende, hat neben den oben erwähnten Filmen inzwischen Klassiker wie Die purpurnen Flüsse, Wasabi oder Das Imperium der Wölfe auf dem Zettel und auch Christian Clavier konnte sich inzwischen als Asterix oder Monsieur Claude sehr gut nach oben arbeiten. Dazu die Französische Revolution, die wirklich genug Futter für mehr als einen großartigen Plot liefern würde. Stattdessen Slapstick-Comedy, die mit zwei über 60-Jährigen auch nur noch mäßig gut funktioniert, Fäkalhumor und - wieder einmal - stinkende Füße. Daran ist nichts mehr nostalgisch oder eine liebevolle Remineszenz an die beiden Originalfilme, das ist stumpfsinniger Altherrenhumor, der das Durchhalten von Die Besucher – Sturm auf die Bastille zu einer echten Herausforderung macht.
 
Details der Blu-ray:
 
Viel Mühe wurde sich bei der Restaurierung der drei Filme offenbar nicht gemacht. Das Bild ist grundsätzlich sauber und klar, gerade Teil 1 sieht man sein Alter aber mitunter doch sehr deutlich an und in dunklen Momenten rauscht es gewaltig. Für den Ton gilt ähnliches, denn er ist zwar als 5.1 Mischung ausgewiesen, kommt aber eher wie eine recht dünne Stereo-Fassung aus den Boxen. Das gilt sogar für Teil 3, obwohl man bei einem Film von 2016 wirklich mehr erwarten dürfte. An Extras geben die drei Scheiben insgesamt einiges her, so bekommen wir Outtakes, Interviews, Making Ofs und Trailer


Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Meine Reise mit Die Besucher begann mit Teil 2 im Kino. Damals war ich 11 Jahre alt und mein Humor im nachhinein betrachtet wohl noch nicht sehr differenziert. Trotzdem hatte ich die Filme deutlich besser in Erinnerung. Während man Die Besucher noch halbwegs als nicht optimal gealtert betrachten kann - denn ganz ehrlich, das ist bei den meisten Komödien dieser Zeit so - ist Die Zeitritter - Auf der Suche nach dem heiligen Zahn 25 Jahre später Fremdscham pur und schockierenderweise wird das von Die Besucher – Sturm auf die Bastille sogar noch getoppt.

 

Aber letztendlich ist alles Geschmackssache, und wer auf übertriebenen, undifferenzierten Blödelhumor steht, dem werden alle drei Filme Spaß machen. Denn ihrem Rezept sind sie definitiv treu geblieben, in letzter Konsequenz. Wer also die alten Filme kennt, und sie noch nicht im Regal stehen hat, der kann mit der Box eine platzsparende Komplettlösung erstehen. Wer nur neugierig auf den neuesten Teil ist, kann sich das Geld sparen.


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