Nichts - Was im Leben wichtig ist

Nichts - Was im Leben wichtig ist

Originaltitel: Intet
Genre: Drama • Romanverfilmung
Regie: Trine Piil Christensen • Seamus McNally
Hauptdarsteller: Vivelill Søgaard Holm • Harald Kaiser Hermann
Laufzeit: DVD (84 Min) • BD (87 Min)
Label: EuroVideo
FSK 16

Nichts - Was im Leben wichtig ist   18.05.2023 von MarS

Schon in seiner Schriftform war das Jugendbuch Nichts der dänischen Autorin Janne Teller durch seine nihilistische Ausrichtung extrem umstritten, und wurde zeitweise sogar an dänischen Schulen verboten. Nun versetzt uns Trine Piil Christensen mit Nichts - Was im Leben wichtig ist auch in Filmform einen fiesen Schlag in die Magengrube...

 

Inhalt

 

Zu Beginn des 8. Schuljahres ist Pierre-Anthon (Harald Kaiser Hermann) fest davon überzeugt, dass nichts im Leben tatsächlich einen Sinn macht oder von Bedeutung ist. Um seinen Standpunkt zu untermauern, zieht sich Pierre-Anthon auf einen Baum zurück, den er nicht wieder verlassen will, und konfrontiert seine Mitschüler mit Argumenten, die alles in Frage stellen, was diese bisher für wichtig gehalten hatten. Um Pierre-Anthon zur Vernunft zu bringen, beschließen seine Mitschüler ihm zu beweisen, dass es durchaus Dinge gibt, die von Bedeutung sind. Unter der Anleitung von Agnes (Vivelill Søgaard Holm) beginnen sie, Gegenstände anzuhäufen, die ihnen persönlich wichtig sind. Schon bald wird ihnen jedoch klar, dass wahre Bedeutung nicht in materiellen Dingen liegt, sondern in persönlichen Opfern. Doch je weiter das Projekt voranschreitet, desto schmerzlicher werden die Opfer, die die Schüler sich gegenseitig abverlangen...

 

Vorab-Information:

Persönlich ist mir die Romanvorlage Nichts (OT: Intet) der Autorin Janne Teller nicht bekannt, was sich gegebenenfalls auf den Blickwinkel beziehungsweise den ein oder anderen Inhalt dieser Kritik auswirkt.

 

Selbst wenn man allerdings die Romanvorlage nicht kennt, so macht Trine Piil Christensens Nichts - Was im Leben wichtig ist schnell mehr als deutlich, warum Janne Tellers Jugendbuch so umstritten war, und es immer noch ist. Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird hier ganz banal mit einem einfachen "es gibt keinen" abgetan, klassische Wertevorstellungen werden mit Füßen getreten - Nihilismus in seiner Reinform. Während man jedoch nur hoffen kann, dass Janne Teller diese philosophischen Themenkomplexe mit Tiefgang und logischen Argumenten aufgearbeitet hat, verpackt Trine Piil Christensen diese in eine recht simpel gestrickte Coming-of-Age Geschichte, und konzentriert sich stark darauf, den Zuschauer mit fiesen Schockmomenten und möglichst verstörenden Momentaufnahmen vor den Kopf zu stoßen. Die eigentliche Ausgangslage, inklusive der Frage danach, ob im Leben überhaupt etwas von Bedeutung ist, beantwortet Nichts - Was im Leben wichtig ist dagegen nicht, und potentieller Tiefgang muss einer oberflächlichen Behandlung der inhaltlich interessanten Aspekte weichen. Dabei werden immer wieder durchaus vielversprechende Töne angeschlagen, wie beispielsweise die dynamische Entwicklung der "Opfergaben" weg von materiellen Dingen und hin zu schmerzhaften, immer fragwürdigeren und bedenklicheren Gaben, die den Zuschauer zunehmend mit Unbehagen erfüllen, ebenso wie versteckte Kritik an der Fassade einer zivilisierten Gesellschaft, oder sogar der Welt der Kunst. Leider gelingt es Trine Piil Christensen jedoch nicht, diese komplexen Elemente harmonisch zu einer Einheit zusammenzuführen, und dem Zuschauer eine Antwort zumindest anzubieten. Stattdessen verlässt sie sich lieber darauf, dass gezielte Schocks und bitterböse Geschmacklosigkeiten den Zuschauer schmerzhaft genug treffen, um diesen zu selbständigem Nachdenken anzuregen. Ohne Zweifel gelingt dies Nichts - Was im Leben wichtig ist tatsächlich, wenn auch auf eine sehr unangenehme Art und Weise. Der Preis dafür ist am Ende jedoch vielleicht etwas zu hoch, denn zusammenfassend wirkt das Gezeigte doch sehr selbstzweckhaft, während die Charaktere sowie deren Hintergründe und Motivationen, ebenso wie die Auslöser für einige der geforderten Opfer, viel zu sehr im Dunkeln bleiben, um nachvollziehbar zu sein. 

 

Bildergalerie von Nichts - Was im Leben wichtig ist (6 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Deutlich angenehmer als der Inhalt des Films ist die Qualität der Blu-ray. Das Bild ist durchwegs scharf, detailreich und sauber, die Farbdarstellung ist natürlich, und das Kontrastverhältnis kräftig und ausgewogen. Die Tonspur bietet eine ansprechende Dynamik, und präsentiert ebenso eine deutliche und klare Dialogwiedergabe, wie auch stimmigen Raumklang, der sich bei Bedarf der jeweiligen Situation anpasst. 



Cover & Bilder © EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: MarS

MarS

Nichts - Was im Leben wichtig ist ist ein unangenehmer, schmerzhafter Film, der wohl genauso umstritten aufgenommen werden wird, wie dies bereits bei der Romanvorlage der Fall war. Nihilismus als Basis für eine erzählerisch nicht immer stimmig eingefangene Abfolge von stetig weiter eskalierenden Schocks, Gemeinheiten und schmerzhaften Grenzüberschreitungen, die ohne große Erklärungen oder gar beantwortete Fragen auf den Zuschauer einprasseln, und ihn letztendlich mit seinem Unwohlsein und einem Kloß im Hals zurücklassen. Nichts - Was im Leben wichtig ist ist ein Werk, das unbarmherzig zuschlägt, und sicherlich noch eine ganze Weile nachwirkt. Ob dies der richtige Weg ist, um den Sinn des Lebens zu hinterfragen, das bleibt jedem selbst überlassen. Die Bewertung müsste im Fall von Nichts - Was im Leben wichtig ist allerdings "Un-"Gemütlich lauten...


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