Rapunzels Fluch - Sie will Rache

Rapunzels Fluch - Sie will Rache

Originaltitel: Rapunzels Fluch
Genre: Horror
Regie: David Brückner
Hauptdarsteller: Tabea Georgiamo
Laufzeit: DVD (80 Min) • BD (83 Min)
Label: White Pearl / Daredo/Soulfood
FSK 18

Rapunzels Fluch - Sie will Rache   30.07.2020 von Dan DeMento

Mit Rapunzels Fluch legt der Indie-Regisseur David Brückner seinen mittlerweile vierten Spielfilm vor. Wie schon die Vorgänger Paranormal Demons, Iron Wolf und Dead Survivors ist auch dieser im Horror-Genre angesiedelt. Die Kombination der Märchen der Brüder Grimm und Horror - daran sind schon Größere gescheitert, so zum Beispiel Terry Gilliam mit Brothers Grimm oder Tommy Wirkola mit Hänsel und Gretel: Hexenjäger. Ob Rapunzels Fluch sich in diese traurige Reihe einfügt oder ob David Brückner uns alle das Fürchten lehrt, haben wir für euch herausgefunden.
 
Inhalt:
 
Deutschland im 17. Jahrhundert: Pater Petrosinus (Urs Remond) führt in seinem Schloss vom Vatikan nicht genehmigte Exorzismen durch. Als eines Tages das Mädchen Rapunzel (Olivia Dean) auf seinem Tisch landet, geht alles schief und der Fehlschlag kostet nicht nur zwei Mönche, sondern auch Rapunzel selbst das Leben. Gut 400 Jahre später sucht Alina Grimm (Tabea Georgiamo) das Schloss auf, um ihren Abschlussfilm dort zu drehen. Neben Regisseur Thomas (Michael von der Brelie) und Kameramann David (Regisseur David Brückner) wird sie von ihren beiden Darstellern Leo (Davis Schulz) und Emily (Sophie Swan) begleitet. Um den Betrieb im angrenzenden Museum nicht zu stören, dürfen sie das Schloss nachts besichtigen. Das klingt nach einer guten Idee - bis Rapunzels Dämon aus seinem Schlaf erwacht und in Alina die letzte Nachfahrin von Pater Petrosinus erkennt...
 
Die Brüder Grimm bieten mit ihrer Märchensammlung seit Urzeiten Stoff für Verfilmungen aller Art. Allen voran hat natürlich Disney diesen Schatz geplündert, doch spätestens seit Terry Gilliams 2005er Verfilmung Brothers Grimm werden die Geschichten auch zunehmend düsterer interpretiert. Wirkliche Glanzwerke entstanden dabei weniger, daher ist es lobenswert, dass David Brückner mit Rapunzels Fluch einen anderen Weg einschlägt. Statt einer wie auch immer gearteten Neuinterpretation wagt er sich quasi an eine - sehr lose - Fortsetzung der Geschichte. Den Teil mit dem "glücklich bis an ihr Lebensende" lässt er dabei allerdings dezent unter den Tisch fallen und lässt Rapunzel stattdessen bei einem gescheiterten Exorzismus das Zeitliche segnen.
 
Was danach folgt, ist im Großen und Ganzen nichts Neues, und der Regisseur greift mitunter auch wirklich tief in die Klischee-Kiste. Von der kreativen Dezimierung der Besetzung bis zur obligatorischen Sexszene ist auch bei Rapunzels Fluch alles dabei, was der Genrefreund kennt und schätzt. Doch während andere sich - gerade im Independentbereich - darauf verlassen, die bewährten Bausteine aneinanderzureihen und mit einer möglichst großen Menge Kunstblut zu übergießen, schafft das Team um David Brückner es, wenn schon keinen innovativen, dann doch zumindest einen sehr unterhaltsamen Film daraus zu machen.
 
Das liegt wohl vor allem an zwei wichtigen Aspekten: Zum einen nimmt Rapunzels Fluch sich nicht so ernst wie manch anderer Genre-Vertreter. Es gibt einige sehr solide Schockszenen und handwerklich ist dem Film absolut nichts vorzuwerfen. Trotzdem ist noch genug Platz für eine ordentliche Portion Humor und vor allem Menschen, die schon in irgendeiner Form an einem Independent-Filmdreh beteiligt waren, dürften gerade im ersten Drittel nicht genau wissen, ob sie lachen oder weinen sollten. Nahezu jeder Gag sitzt und auch die wenigen Ausnahmen sind dann eher dem jeweils umsetzenden Darsteller, als dem Drehbuch vorzuwerfen. Und obwohl die Figuren genretypisch nicht allzu viel Tiefe aufzuweisen haben, sind sie doch sympathisch und glaubwürdig. 
 
Der zweite Aspekt: Rapunzels Fluch sieht - zumal für eine Indie-Produktion - verdammt gut aus. Kameramann Costel Argesanu liefert hier Szenen ab, die sich hinter deutlich größeren Produktionen nicht zu verstecken brauchen. Schon zu Beginn gibt es traumhafte Fahrten durch ein Museum und spätestens, wenn sich die Handlung in die unterirdischen Gänge unter dem Schloss verlagert, darf er richtig zeigen, was er kann. Für meinen Geschmack gab es vielleicht einen Drohnenflug und einmal Found-Footage-Style zu viel, aber selbst das ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
 
Neben der Optik ist einer der Schwachpunkte von Indie-Produktionen oft die Besetzung. Zwar bleibt auch Rapunzels Fluch von diesem Problem nicht zu 100% verschont, insgesamt wurde aber gerade in den Hauptrollen ein sehr gutes Händchen fürs Casting bewiesen. "Aushängeschild" des Films ist Davis Schulz, und ich wurde mir wieder einmal meiner eigenen Sterblichkeit bewusst, als ich den guten Mann erstmal googeln musste. Immerhin ist er Schauspieler, Synchronsprecher und vor allem YouTuber und dürfte jedem unter 30 wohl ein Begriff sein. Aber auch ganz abseits seiner Bekanntheit ist er äußerst sympathisch und in seiner Rolle als Weiberheld Leo absolut überzeugend. Und er sieht ein bisschen aus wie Elyas M’Barek, was ja bestimmt auch nicht schadet.
 
Das absolute Highlight des Films ist aber die Hauptdarstellerin Tabea Georgiamo. Sie hat nicht nur eine unglaubliche Ausstrahlung und zeigt, dass es doch zumindest eine Frau auf der Welt gibt, die in High-Waist-Jeans atemberaubend aussieht - vor allem ist sie auch mit Abstand die beste Schauspielerin in Rapunzels Fluch und hebt das Niveau des Films alleine um etwa 60 Prozent.
 
Gerade um ihren ersten Auftritt herum fällt dies besonders auf, als - nach einem ebenfalls sehr starken Urs Remond in der Eröffnungsszene - die schauspielerische Qualität zeitweise ziemlich in den Keller geht. Also allein für Frau Georgiamo lohnt es sich, einen Blick auf Rapunzels Fluch zu werfen.
 

Bildergalerie von Rapunzels Fluch - Sie will Rache (7 Bilder)

Worin allerdings der Mehrwert für die Geschichte liegt, dass das besessene Mädchen ausgerechnet Grimm's Rapunzel ist, erschließt sich bis zum Schluss nicht so ganz. Aber das macht auch nichts, denn auch ohne märchenhafte Verbindungen ist Rapunzels Fluch ein solider, gut gemachter Horrorstreifen, der ein paar gute Schock- und Blutmomente bietet und über seine gesamte Laufzeit hervorragend zu unterhalten weiß.
 
Abschließend lässt sich sagen, dass man vieles von dem, was es in Rapunzels Fluch zu sehen gibt, in weitaus teureren Produktionen schon deutlich schlechter gesehen hat. Genrefreunde sollten dem Film also auf jeden Fall eine Chance geben.
 
Details:
 
Ton und Bild bleiben aufgrund des vorliegenden Online-Screeners ohne Wertung.


Cover & Bilder © Ghost Pictures


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Neben wenigen Lichtblicken gibt es gerade im Horror und Splatter Segment der (deutschen) Indie-Szene viel Müll und manch gefeierter Star der Szene liefert bei nüchterner Betrachtung nur immer wieder den gleichen Mist mit viel Blut und Titten ab. Auch die Sofahelden durften schon die Erfahrung machen, dass man mit teils äußert erbitterter Gegenwehr zu rechnen hat, wenn man Kritik an den Lieblingen der Szene äußert. Gerne wird dann das Argument bemüht, man müsse über technische wie erzählerische Mängel hinwegsehen, immerhin sei es ja Indie. Da ist es schön, dass ein Film wie Rapunzels Fluch (trotz Blut und Titten) zeigt, wie viel von solchen Aussagen zu halten ist, und dass ein geringes Budget nicht automatisch einen schlechten Film bedeutet. Auch wenn David Brückner für Rapunzels Fluch mit Sicherheit keinen Innovationspreis bekommen wird, der Streifen macht von vorne bis hinten Spaß. Und darum geht es doch eigentlich, oder?


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