The Crew 2
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BEWERTUNG |
25.07.2018 von TorstenVor gut dreieinhalb Jahren erschien mit „The Crew“ ein Open World Racer, der sich entgegen der meisten Konkurrenten würdig genug erwies, sich auch wirklich so zu nennen (Hier der Test). Im Nachfolger möchte das Entwicklerteam von Ivory Tower noch gehörig Einen draufsetzen. Die Straße ist längst nicht mehr genug und so kommen nun auch Rennen im Wasser und sogar in der Luft hinzu. Dass mehr nicht immer gleich auch besser bedeutet, hat die Vergangenheit aber leider schon oft bewiesen. Versuchen wir mal, der Sache auf den Grund zu gehen.
Abwechslungsbombast
Bereits die Einstiegsmission versucht unsere Sinne zu überreizen. Im Porsche starten wir durch die engen Straßen des virtuellen Manhattans, kämpfen uns im Fahrerfeld nach vorne, rammen Verkehrsschilder, knicken Lichtmasten um und brettern über die Brooklyn Bridge. So weit, so normal. Aber dann verzerrt sich die Perspektive und der Horizont kippt mitten über dem Wasser ab. Wir wechseln in ein Motorboot und queren nun die Brücke auf dem Hudson River. Wir heizen durch das Wasser, springen über Sprungschanzen und landen fortab im Cockpit eines Propellerflugzeugs. Mit diesem manövrieren wir gekonnt durch Lufttore, die über den Dächern der Metropole aufgestellt wurden. Dass alles passiert ohne Unterbrechungen wie Ladezeiten oder Einleitungen und das „LiveXtreme-Event“ verdient seine Bezeichnung bereits nach kürzester Zeit.
Derartig die Fahrzeugklassen übergreifende Events sind allerdings die Ausnahme. Aber auch sonst gibt es jede Menge Abwechslung. Um unsere Karriere in Gang zu bringen entscheiden wir uns zunächst für eine von vier Kategorien. Street Racing, Offroad-Rennen, Freestyle und Pro Racing stehen zur Auswahl und jede Kategorie hat ihre eigenen Fahrzeuge und Regeln. Nach und nach erhalten wir aber auch Zugang zu immer skurrileren Rennfahrzeugen. So fahren wir mit Fahrzeugen der Formel 1 über gesperrte Rennkurse, krachen mit Monstertrucks durch die Arena, springen mit einem Cross-Motorrad über eine hügelige Buckelpiste, düsen mit einem Skyracer durch Häuserschluchten und scheppern mit einem Powerboat über die Flüsse. Viel mehr Abwechslung ist schwer vorstellbar. Der Rahmen Drumherum wird durch eine rudimentäre Storyuntermalung gesteckt, der an die Erzählung und Aufmachung des ersten Teils leider nicht im Geringsten anknüpfen kann. Die 510 sind vergessen, es gibt weder Rache noch echte Hintergrundgeschichte. Lediglich das nächste Rennen zählt und Follower sind Alles. Etwas oberflächlich gesehen könnte hier einer Mischung aus Fast and the Furios gemischt mit Watch Dogs 2 herhalten. Auch die anfängliche Charakterauswahl soll wohl eine Art Bindung herstellen, gelingt jedoch nicht im Ansatz. Lediglich vorgefertigte Charaktere stehen zur Auswahl und das Design ist zudem eher auf dem 360 / PS3 Niveau anzusiedeln. Aber bis auf gewisse Zwischensequenzen bekommt man sein Alter Ego eh nicht zu sehen. Schade eigentlich. Aber letzten Endes sorgen die zahlreichen Rennen selbst für eine Unterhaltung und diese sind zahlreich vorhanden.
Siegen und aufrüsten
Bereits zu Beginn wird die Bedeutung der Anzahl von Followern in den Sozialen Medien erläutert. Diese gelten in The Crew 2 als Erfahrungspunkte, mit denen wir neue Renn-Events freischalten. Haben wir über 70 Prozent der jeweiligen Kategorie abgeschlossen dürfen wir den vorherrschenden Champion herausfordern. Bis es soweit ist, gilt es allerdings jede Menge Rennen und Aufgaben zu absolvieren. Dabei gibt es die aus der Genre-Konkurrenz bereits bekannten Minispiele wie Blitzerzonen oder Foto-Challenges. Hier kommen dann allerdings auch Missionen auf dem Wasser und in der Luft hinzu. Mit gewonnenen Credits kaufen wir uns bessere Fahrzeuge. Diese können ebenfalls aufgewertet werden, allerdings ist die Reihenfolge fix vorgegeben und Tuning-Teile werden nur recht schleppend freigespielt. Um die nötige Anzahl von Credits und Followern zu gewinnen wird mehrfaches Wiederholen von Rennen schnell obligatorisch.
Fahrphysik und KI
Natürlich vergleichen wir The Crew 2 nicht mit einem Fahrsimulator wie Gran Turismo Sport oder Project Cars. Das Fahrmodell ist ganz klar auf Arcade getrimmt und das Lenkrad darf gerne gegen den Controller getauscht werden. Die Bedienung ist gutmütig, wenngleich mitunter auch etwas schwerfällig, fühlt sich in jedem Fall aber besser an, als noch im ersten Teil. Allzu viel „erfühlen“ lässt sich hier allerdings nichts, denn verschiedene Untergründe und Witterungsverhältnisse haben nur wenig Einfluss auf das Fahrverhalten. Es bleibt beim schnörkellosem Arcade-Feeling, das jedoch aufgrund der stark unterschiedlichen Fahrzeugtypen noch immer für ausreichend Variation sorgt. Ein Dragster-Car hebt mit 1000 PS und Heckantrieb bei jedem Gasstoß die Vorderachse vom Boden und lässt allenfalls leichte Kurskorrekturen bei Volllastfahrt zu. Der Drifter übersteuert tendenziell jede Kurve und lässt bei verstärkt schwammiger Steuerung auch ohne große Fahrerfahrung spektakuläre Drifts zu. Und wenn wir dann Platz im beengtem Fahrgastraum eines 1500 PS starken Hypercars nehmen, wird schnell für ordentlich Adrenalin im Fahrerkörper gesorgt. Überhaupt kommt das Geschwindigkeitsgefühl sehr gut herüber. Enge Straßen und unübersichtliche Kurvenverläufe begünstigen die Intensität dieses Gefühls noch weiter. Die Wegfindung bleibt allerdings dabei etwas auf der Strecke. Oft wird nur der nächste Checkpoint angezeigt. Wie genau wir die nächste Kurve dabei fahren müssen wird nicht immer intuitiv vermittelt. Vielmehr gilt es, immer mit einem Auge auf den Kartenausschnitt zu schielen, um den Überblick zu behalten. So können wir auch besser einschätzen, ob wir nur vom Gas gehen müssen, oder ob die nächste Kurve stark angebremst werden sollte. Allzu zimperlich müssen wir aber nicht vorgehen, Zusammenstöße kosten lediglich Zeit, ein Schadensmodell existiert bis auf die Entstehung einiger Kratzspuren nicht.
Das leidige Thema KI bei Arcade-Racern erfährt im Falle von The Crew 2 leider eine Fortsetzung alter Traditionen. Zum einen beharrt die KI stumpfsinnig auf die Einhaltung ihrer Fahrlinie, ohne groß auf unsere Anwesenheit zu reagieren. Es wirkt sogar eher so, als ob sie – einzig von unserer Rundenzeit beeinflusst – gänzlich alleine ihre Runden dreht und wir durch sie lediglich fahrende Hindernisse auf der Strecke begrüßen dürfen. Dieser Eindruck verschärft sich bei Zusammenstößen, bei denen stets das eigene Fahrzeug den Kürzeren zieht und das völlig losgelöst der Fahrzeugart oder des Anfahrwinkels. Das primäre Schlagort schlechthin für Spaßrenner ist jedoch ein anderes: Das berüchtigte Gummiband! Und hier macht auch der vorliegende Vertreter keine Ausnahme und präsentiert in bester Mario Kart-Manier die Nutzlosigkeit der eigenen Dominanz, wenn sie denn in den ersten 75 Prozent des Rennverlaufs erfolgt. Je schneller wir fahren, desto schneller fährt auch die KI. Lassen wir uns Zeit, so lässt uns auch die KI genügend Möglichkeiten aufzuschließen. Das künstlich generierte Gummiband ist hier allerdings sehr stark gespannt. Selbst wenn wir gut fahren kosten uns Fahrfehler nicht selten unmittelbar die Führung. Diese Auslegung soll Rennen spannend gestalten, wirkt auf erfahrenere Fahrer allerdings eher aufgesetzt und vor allem unnötig. Zur Entgegenwirkung einer Unterforderung sollten besser höhere Schwierigkeitsgrade verantwortlich zeichnen.
Optisch wie akustisch ansprechend
The Crew sah schon wirklich sehr ansehnlich aus und so ist es nicht verwunderlich, dass sein Nachfolger da noch eine Schippe drauflegt. Zwar stört die oben beschriebene Streckenführung, die auch optisch nicht immer gerade schön gelöst wurde, ansonsten gibt es allerdings nur wenige Ansätze zur Beschwerde. Tag- und Nachtwechsel, einsetzender Regen und Schneefall, zerstörbare Umgebungen und sogar Fußgänger laufen durch die Metropolen. Die Versionen der stärkeren Konsolen PS 4 Pro und Xbox One X bieten zudem die Möglichkeit zwischen einem Performance- und einem Grafikmodus umzuschalten. Für ambitionierte Rennspieler empfiehlt sich hier der Performance-Modus, um von zusätzlichen fps und einem damit noch flüssigeren Gameplay zu profitieren. Die Motorengeräusche wurden hervorragend umgesetzt, der Soundtrack wiederholt sich allerdings nach zu kurzer Zeit und verkommt allzu schnell zum kaum beachteten Hintergrundgeräusch.
Das Spiel wurde von Torsten auf der Playstation 4 Pro getestet. Xthonios testete das Spiel auf der XBOX One. Etwaige Unterschiede zu den Versionen anderer Systeme wurden nicht berücksichtigt. Das Fazit von: Torsten
Das Fazit von: Xthonios
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