2019 - Die gnadenlosen Knechte Gottes
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BEWERTUNG |
27.12.2020 von Dan DeMento
Ob die Verantwortlichen für die deutsche Vermarktung der britischen Serie Knights of God schon 1987 wussten, dass 2020 kein so gutes Jahr werden würde? Anders ist es kaum zu erklären, dass die auf Spielfilmformat zusammengeschnittene deutsche Veröffentlichung den Titel 2019 - Die gnadenlosen Knechte Gottes trägt, obwohl sie ein Jahr später spielt. Wir haben uns das fast dreieinhalbstündige Epos angesehen und überprüft, ob wir dieses Jahr 2020 dem realen vorgezogen hätten.
Inhalt:
Um die Jahrtausendwende entbrannte der Hass zwischen England und Wales endgültig in einem blutigen Bürgerkrieg, der darin seinen Höhepunkt fand, dass die gesamte royale Familie hingerichtet wurde. Daraufhin übernahm der religiöse Orden "Die Knechte Gottes", gegründet und geführt von Vater Mordrin (John Woodvine) die Macht über Großbritannien - oder Anglia, wie es jetzt heißt - und hält die Bevölkerung unter einem strengen Regime. Doch der Kampfgeist der Waliser ist noch immer nicht gebrochen, und so entsteht im Untergrund eine Widerstandsbewegung, die sich erbitterte Kämpfe mit den Knechten Gottes liefert. Im Zuge einer Großverhaftung landet auch der junge Gervase (George Winter) in einem Arbeitslager, wo er die ebenso schöne wie aufmüpfige Julia (Claire Parker) kennenlernt. Gemeinsam gelingt ihnen die Flucht und der Anschluss an die Widerstandsbewegung, die von Gervases Vater Owen (Gareth Thomas) geführt wird. Doch erst als Vater Mordrin sich persönlich der Jagd auf Gervase annimmt, wird diesem Klar, dass er eine besondere Rolle für den Widerstand und in einer 20 Jahre alten Überlieferung spielt...
2019 - Die gnadenlosen Knechte Gottes ist ein für den deutschen Markt angefertigter Zusammenschnitt der 13-teiligen Serie Knights of God, die 1987 in Großbritannien ausgestrahlt wurde und der im gleichen Jahr hierzulande auf VHS erschien. Man sollte meinen, wenn man eine 338 Minuten umfassende Serie auf 210 Minuten zusammenkürzt, dass das der Handlung eine gewisse Beschleunigung verpassen würde. Umso erstaunlicher ist, wie unfassbar zäh der Film ist. Nachdem die erste halbe Stunde mit Widerstand, Verhaftung, Explosionen und einer recht flotten Einführung der wichtigsten Charaktere ganz gut anfängt und wirklich Lust auf mehr macht, passiert dann ungefähr eine Stunde lang gefühlt überhaupt nichts. Erst im letzten Drittel zieht die Geschwindigkeit dann wieder ein bisschen an, gipfelt dann aber in einen "Showdown", für den die Autoren der Serie sich hoffentlich immer noch schämen.
Das ist alles wirklich schade, da die Grundidee des Films - beziehungsweise der Serie - durchaus spannend und in weiten Teilen auch gut erzählt ist. Nur hat man immer wieder den Eindruck, dass dann versucht wurde, das Ganze auf Teufel komm raus für die bestellten 13 Folgen aufzublasen, was der Handlung jede Dichte und Atmosphäre nimmt, und sie dafür mit vollkommen unnötigen Charakteren, Schauplätzen und viel Hypnose und Gehirnwäsche bereichert. Hätte man den Spielfilmzusammenschnitt statt auf 210 auf die üblichen 90 Minuten zusammengestrichen, hätte man vielleicht einige dieser Vergehen rückgängig machen können, ohne die Handlung groß zu beeinflussen. Doch so wie 2019 - Die gnadenlosen Knechte Gottes aktuell - und seit 33 Jahren - vorliegt, ist es über weite Strecken wirklich eine Überwindung, weiterzuschauen.
Leider bietet 2019 - Die gnadenlosen Knechte Gottes noch nicht einmal irgendwelche Schauwerte, jede Szene schreit laut 80er-TV-Produktion. Pappkulissen, miese Spezialeffekte und schlechte Kostüme drängen sich permanent ins Blickfeld, ohne dabei aber den Retro-Charme von zum Beispiel einer unter ähnlichen Voraussetzungen gedrehten alten Folge Dr. Who zu verströmen. Das liegt daran, dass der Film sich einfach zu ernst nimmt und durch seinen Versuch, eine düstere Dystopie zu schaffen, unfreiwillig komisch ist. Auch die Schauspieler sind nicht gerade eine Zier ihrer Zunft, von dem zentrale Duo George Winter und John Woodvine einmal abgesehen, die ihre Sache wirklich ordentlich machen. Die unterirdische deutsche Synchronfassung trägt ihren Teil dazu bei, ein Umstand der sich leider nicht vermeiden lässt, weil die DVD nur diese Fassung enthält.
So ist diesmal der Ärger weniger darüber groß, dass man einen misslungenen Film gesehen hat, sondern mehr darüber, dass er ein sehr guter Film hätte werden können. Man wünscht sich einen 90-Minuten-Recut oder sogar ein gelungeneres Remake des Stoffs - eine Sache die wohl nie passieren wird, wenn man bedenkt, dass die Serie schon damals kein riesiger Erfolg war und in ihrer Urfassung bis heute nicht auf dem Markt ist.
Für ausgesprochene Trash-Sci-Fi-Fans mag 2019 - Die gnadenlosen Knechte Gottes vielleicht eine lohnende Abendbeschäftigung sein, dem Gelegenheitszuschauer sei empfohlen, sich in dieser Zeit lieber zwei bessere Filme anzuschauen.
Details der DVD:
Das Bild ist blass, verrauscht, regelmäßig von Störungen - wie den berühmten horizontal durchs Bild laufenden VHS-Linien - durchzogen und man fragt sich, ob überhaupt jemand das Material gesichtet hat, bevor es auf DVD gepresst wurde. Der Ton ist blechern, klingt mehr wie aufgeblasenes Mono als wie ein ordentlicher Stereoton und liegt nur in der - wirklich miesen - deutschen Fassung vor. Bonusmaterial gibt es nicht.
Cover & Bilder © Schröder Media Handels GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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