Babylon - Rausch der Ekstase
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BEWERTUNG |
06.04.2023 von Dan DeMento
Mit Whiplash, La La Land und Aufbruch zum Mond hat der erst 38jährige Regisseur Damien Chazelle seinen Platz in Hollywood bereits mehr als betoniert. Und genau mit diesem Thema befasst sich sein aktuelles Werk Babylon - Rausch der Ekstase, nämlich mit einer Dekade im frühen Hollywood auf der Kippe zwischen Stumm- und Tonfilm. Wie das bombastische Werk mit Brad Pitt und Margot Robbie bei uns eingeschlagen hat? Lest selbst!
Inhalt:
Manny Torres (Diego Calva) träumt von einem Job in einem der großen Stummfilm-Studios Hollywoods, bis jetzt hat er es aber nur zu einem Kellnerjob auf einer der ausschweifenden Partys in der Villa des Filmproduzenten Don Wallach (Jeff Garlin) gebracht. Dort tummeln sich nicht nur Superstars wie Jack Conrad (Brad Pitt), er begegnet auch Nellie LaRoy (Margot Robbie), die dasselbe Ziel hat wie er - sie will in Hollywood ein Star werden. Von der ersten Sekunde an verliebt er sich unsterblich in sie. Wider jede Wahrscheinlichkeit schaffen es beide, und so treffen sie sich wieder - er der große Studio-Produzent und sie die gefeiertste Schauspielerin ihrer Generation. Doch dann kommt die größte Revolution des Kinos, der Tonfilm. Und plötzlich wird klar, dass nichts mehr so ist, wie es bisher war...
Mit dem harten, durchgetakteten Whiplash und der quietschbunten Klischee-Parade La La Land lieferte Damien Chazelle bereits zwei Filme ab, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Beiden gemein ist ihnen jedoch eines: Eine unglaubliche Liebe zur Musik und ein Gespür für Takt. Wobei sich letzteres einzig auf die Musik bezieht, denn bereits die ersten Minuten von Babylon - Rausch der Ekstase scheinen ausloten zu wollen, was man sich in Hollywood momentan eigentlich alles erlauben kann. Und wenn man diesen Film als Grundlage nimmt, lautet die Antwort wohl: Alles.
Wir bekommen eine Schlachtplatte aus nackter Haut, Drogen, diversen Körperflüssigkeiten diverser Spezies, Höhenflüge und Abgründe, Dreck und Sex geboten, wie es der Autor dieser Zeilen zumindest im Mainstream-Kino noch nie gesehen hat. Ein Marco Ferreri, ein Pasolini oder ein Tinto Brass wären stolz. Und so ausschweifend, unübersichtlich und hektisch - und all das ist durchwegs positiv gemeint - geht es dann auch weiter. Eine wie immer atemberaubende Margot Robbie, ein durchwegs sympathischer Diego Calva und ein herrlich selbstironischer Brad Pitt prügeln den Zuschauer durch die ersten beiden der gut drei Stunden von Babylon - Rausch der Ekstase, dass es eine helle Freude ist. Auf- und untergehende Sterne, der Wandel vom Stumm- zum Tonfilm und die erste große Revolution der Hollywood-Studios sind genauso Thema wie die vermeintlich ganz kleinen Themen, Liebe, Schmerz, Trennung und Neufindung.
Bis dahin spielt Babylon - Rausch der Ekstase also hart am Prädikat "Perfekt" - bis der Bruch kommt. Denn die letzte Stunde des Films kommt einem in etwa dreimal so lang vor wie die beiden vorhergehenden. Das ist natürlich der Handlung geschuldet, denn auch - oder gerade - im jungen Hollywood ist nicht immer alles Party und Sonnenschein, doch ganz so fest hätte man die Handbremse trotzdem nicht ziehen müssen. Und so sinkt die Laune beim Zuschauer leider von Minute zu Minute, so dass auch das - leider recht gewollt wirkende - Finale sie nicht mehr komplett zu heben vermag.
Hätte man ein, zwei Momente, die sich zu Beginn des letzten Drittels ereignen - Spoiler erfolgreich vermieden - in eine andere Art von Finale verwandelt und ihnen dafür ein wenig mehr Aufmerksamkeit gewidmet, Babylon - Rausch der Ekstase wäre vielleicht ein bisschen weniger hoffnungsvoll und positiv, dafür aber erstens eine halbe Stunde kürzer und zweitens wohl auch ein wenig runder geworden.
Doch was die Story gegen Ende vermissen lässt, das gleichen die Schauwerte hundertfach aus. Babylon - Rausch der Ekstase ist eine permanente visuelle Überforderung, sämtlichen beteiligten Schauspielern, die bis in die kleinsten Nebenrollen aus bekannten Gesichtern bestehen, sieht man die Spielfreude durchgehend an und jedem, der sich auch nur oberflächlich mit der Geschichte Hollywoods beschäftigt hat, werden Zitate und Anspielungen um die Ohren gehauen, dass es eine Freude ist.
So macht Babylon - Rausch der Ekstase in erster Linie massiv Spaß und auch wenn es ein paar Momenten (Stichworte Elefant und Neuer Teppich) vielleicht ganz gut getan hätte, ein wenig dezenter inszeniert zu sein, wird der Film seinem Titel durchgehend mehr als gerecht.
Details der Blu-ray:
Das Bild von Babylon - Rausch der Ekstase ist extrem gewöhnungsbedürftig, und hätte ich den Film nicht schon im Kino gesehen, ich hätte es wohl auf die Qualität der Blu-ray geschoben. Das Bild ist extrem körnig, oft unnatürlich farbig und gerade in Außenszenen oft überbelichtet. Hat man das als Stilmittel aber einmal akzeptiert, überzeugt vor allem der Kontrastumfang, der auch in dunkelsten Szenen alles erkennen lässt. Der Ton ist fantastisch abgemischt, in der Original- wie in der Synchronfassung und so bleibt trotz teils massiver Geräuschkulisse und extremen Musikeinsatzes alles klar verständlich. Der 5.1-Ton tut was er soll und kommt hübsch verteilt aus den Boxen. Ebenfalls massiv ist das Bonusmaterial, das aus diesem Grund auf einer separaten Blu-ray kommt und Making Of, Interviews und Trailer bietet.
Cover & Bilder © 2022 Paramount Pictures. All Rights Reserved. Das Fazit von: Dan DeMento
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