Curiosa - Die Kunst der Verführung
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BEWERTUNG |
26.03.2020 von Dan DeMento
Curiosa - Die Kunst der Verführung erschien hierzulande fast zeitgleich mit dem preisgekrönten Portrait einer jungen Frau in Flammen. Da die beiden Filme sich Epoche und Hauptdarstellerin teilen, drängt sich ein Vergleich förmlich auf. Doch kann Curiosa diesem auch standhalten?
Inhalt:
Paris, 1897. Marie (Noémie Merlant) befindet sich, ebenso wie ihre beiden Schwestern, im besten Heiratsalter, weswegen ihre Eltern einige von ihnen geförderte Kunstschaffende zur Brautschau einladen. Marie liebt längst den attraktiven Fotografen Pierre (Niels Schneider), verheiratet wird sie allerdings - gegen ihren Willen - mit dem Poeten Henri (Benjamin Lavernhe), der dafür sogar seine langjährige Freundschaft mit Pierre opfert. Die Anziehung zwischen Marie und Pierre kann aber auch das nicht aufhalten und so heiß die Affäre der beiden aufglüht, so kalt bleibt die Ehe zwischen ihr und Henri. Pierre treibt Marie aber nicht nur als sein Aktmodell weit über die Grenzen der Geziemlichkeit, auch sexuell verlangt er immer mehr von ihr, bis sie schließlich bemerkt, dass sie nicht die einzige Frau in seinem Leben ist. Obwohl Marie weiß, dass Pierre nur mit ihr spielt, kann sie sich ebenso wenig von ihm lösen wie Henri von ihr, obwohl auch er sich der Tatsachen längst bewusst ist. So entsteht eine Dreiecksbeziehung, die für alle Beteiligten nichts als Schmerz bereithält.
Nicht nur die die Hauptdarstellerin Noémie Merlant ist man geneigt, Parallelen zu Portrait einer jungen Frau in Flammen zu ziehen, auch was die Inszenierung betrifft, ähneln beide sich sehr. Was dort die Gemälde sind, sind hier die Fotos, die in teilweise faszinierenden optischen Effekten die Handlung ergänzen, bereichern oder auch verzerren. Auch Curiosa ist ein unglaublich schöner Film mit sehr sorgfältig inszenierten Bildern und auch hier liefert Noémie Merlant eine fantastische Leistung, zeigt aber gleichzeitig eine komplett andere Seite ihres Schauspiels.
Curiosa ist ein sehr nackter, teilweise auch recht offensiv sexueller Film. In all seiner Nacktheit ist er aber nie aufdringlich oder billig, was man gerade älteren französischen Produktionen ja durchaus vorwerfen kann. Ganz im Gegenteil entsteht durch den sorglosen Umgang mit der nackten Haut eine Nähe und Natürlichkeit, so dass es plötzlich schon fast irritierend wirkt, die Darsteller mit Kleidung zu sehen.
Bei all dem Lob gibt es aber leider auch Anlass zur Kritik. Als Marie nach etwa zwei Dritteln des Films in ein tiefes emotionales Loch fällt, passiert dasselbe leider auch mit dem Film. Ab diesem Punkt werden die Gefühle der Handelnden immer weniger nachvollziehbar und die Handlung gleitet zunehmend ins Absurde ab. Irgendwann ist es einfach eine Verstrickung, eine masochistische Selbstzerstörung zu viel, um anders als nur inszeniert zu wirken.
Das einzig wirklich Schlimme an Curiosa ist aber der Soundtrack, ein schrecklicher 80er-Jahre-Synthie-Softporno-Score aus der Hölle. Es mag sein, dass das als Stilmittel gedacht war, es reißt den Zuschauer aber immer wieder abrupt aus der - ansonsten bis ins letzte Detail perfekt inszenierten - Stimmung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Es ist mir unverständlich, was die Produzenten zu dieser Entscheidung bewogen haben mag.
Aber auch mit diesem Wermutstropfen bleibt Curiosa ein sehr guter, optisch sehr schöner Film, der nicht nur ausgesprochenen Freunden des französischen Films einen netten Abend bereiten dürfte.
Details der Blu-ray:
Das Bild ist scharf und klar, gelegentliches Rauschen oder Flimmern dient als Stilmittel und ist keinesfalls störend. Der Ton kommt sauber und gut verständlich aus den Boxen und auch die deutsche Synchronfassung ist hochwertig und gut gemacht. Ein paar Extras wären noch wünschenswert gewesen, außer dem französischen und dem deutschen Trailer des Films wird leider nichts geboten.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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