Das kalte Gericht

Das kalte Gericht

Genre: Thriller
Regie: Thomas Pill
Hauptdarsteller: Dustin Semmelrogge • Olaf Ittenbach
Laufzeit: DVD (55 Min) • BD (55 Min)
Label: SchröderMedia Handels GmbH
FSK 18

Das kalte Gericht    15.10.2016 von MarS

Der Augsburger Filmemacher Thomas Pill konnte uns bereits mit seinen Erstlingswerken, den Kurzfilmen Eifersucht - Der Film sowie Parallelen (Kraft der Liebe) von seinem Gespür für Filme überzeugen. Nun erschien sein erster Spielfilm im Handel und wir haben uns Das kalte Gericht für Euch angesehen...

 

Johann Brandt ist der Hauptverdächtige in 14 Fällen von Kindesmisshandlung, bei denen er Jungen zwischen sechs und neun Jahren entführt und sexuell missbraucht haben soll. Dank der Täterbeschreibung eines der Jungen kann endlich ein Phantombild erstellt und der Mann verhaftet und angeklagt werden. Nach 15 Jahren Haft wird der ehemalige Kinderschänder nun dank eines positiven ärztlichen und psychologischen Gutachtens auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen. Die Menschen in der Stadt sind schockiert über diese Entwicklung, doch die ehemaligen Opfer haben bereits lange auf diesen Moment gewartet. Seit Jahren gibt es für sie nur ein einziges Ziel: Rache. Und das ist nunmal ein Gericht, das am besten eiskalt serviert wird...

 

Das kalte Gericht, ein Thriller der bereits im Jahr 2011 Drehstart hatte, hat einen langwierigen und holprigen Weg bis zur Fertigstellung hinter sich, und diesen Umstand merkt man dem Film leider über weite Strecken auch an. Während gerade der Anfang des Films recht stimmig wirkt und durch einige atmosphärische und intensive Szenen zu punkten weiß, wird die Handlung im weiteren Verlauf leider immer unrunder und verlässt die ansprechenden Pfade des Starts. Gleichzeitig kann sich Das kalte Gericht dabei nicht so richtig entscheiden, ob er jetzt ein anspruchsvoller, zum Nachdenken anregender Thriller oder doch eher ein Torture-Porn-Film sein möchte, wobei gerade letzteres dank eines schlecht gesetzten Schnitts in den Hintergrund gerät. Auf diesem unschönen Wege wurde nämlich die komplette Gewalt aus dem Film entfernt - immerhin satte fünf Minuten am Stück fielen hier der Schere zum Opfer und so verliert Das kalte Gericht vollständig den expliziten Racheakt an sich. Doch auch inszenatorisch gibt es einige Ungereimtheiten, wie beispielsweise kleinere Logikfehler unter anderem beim Aufbau der zeitlichen Ebenen zu Beginn, aber auch der Erzählstil, der sich im Intro eher dokumentarisch zeigt und im weiteren Verlauf keine feste Person präsentiert, mit der sich der Zuschauer identifizieren könnte. So bleibt man eigentlich nur Zaungast der Geschehnisse, was dem Ganzen ein wenig die Intensität raubt. Dem gegenüber stehen ein paar wirklich bedrohliche und auch fesselnde Momente, in denen man merkt, das im Film durchaus jede Menge Potential steckt und das gesamte Team mit vollem Herzblut bei der Sache war. Wäre der Entstehungsprozess etwas steter und von weniger Hürden gezeichnet gewesen, so hätte hier durchaus ein eindrucksvolles, intensives und beklemmendes Werk entstehen können.

 

Echte Schwachstelle des Films ist neben dem eigentlich untragbaren Herausnehmen der Gewaltszenen die schauspielerische Leistung einiger Beteiligter. Auch wenn Das kalte Gericht in vielen Rollen durchaus namhafte bzw. bekannte Darsteller mit im Gepäck hat, die eigentlich ganz solide agieren und dem Kenner der deutschen Independent-Szene immer wieder ein Lächeln ist Gesicht zaubern, so sind einige andere Figuren nicht wirklich glaubhaft und sorgen so dafür, dass die grundsätzlich guten Dialoge aufgesetzt und unnatürlich wirken. Größter Ausfall und eine echte Fehlbesetzung ist hierbei Jasonn Nightcreep als Kinderschänder Johann Brandt, da er zwar das für die Rolle passende Erscheinungsbild mit sich bringt, dabei aber keinerlei bösartige Ausstrahlung oder eindringliche Präsenz an den Tag zu legen weiß. Zusammen mit den vollkommen unglaubwürdigen und schwach vorgetragenen Textpassagen verliert so die eigentlich das Geschehen tragende Figur ihren kompletten Schrecken und wirkt stattdessen leider unfreiwillig komisch. Diese Tatsache gilt auch für die ein oder andere eingefügte Szene des Films, welche die Handlung nicht wirklich vorantreibt. Hervorragend wiederum ist wie bereits in den Kurzfilmen von Regisseur Thomas Pill der Score, komponiert von Benjamin Gaul, sowie der Soundtrack des Films, die sich sehr stark, kraftvoll und die Atmosphäre unterstützend präsentieren.

 

Das Bild der Blu-ray ist sehr scharf und detailliert und erinnert vom Stil an eine TV-Produktion. Farbgebung sowie Kontrastierung sind sehr natürlich und stimmig. Der Schwarzwert ist solide, wenn auch nicht immer perfekt, und auch ein paar Unschärfen und Fokussierungsfehler haben sich ins Bild mit eingeschlichen. Die Tonspur zeigt sich unspektakulär und konzentriert sich nahezu gänzlich auf den vorderen Boxenbereich. Dynamik und differenzierte Signale sind eigentlich nicht vorhanden und nur sehr selten öffnet sich das Geschehen ein klein wenig auf die hinteren Boxen der Surroundanlage, meist nur wenn der kraftvolle Soundtrack ertönt.

 

Als Extras befinden sich neben einer Bildergalerie zum Film und einer Trailershow auch zusätzlich drei komplette Kurzfilme des Regisseurs mit auf der Scheibe, u.a. auch die von uns bereits bewerteten Erstlingswerke. Bei den Filmen handelt es sich um:

Eifersucht - Der Film

Parallelen (Kraft der Liebe)

Das Haus Nr. 13



Cover & Bilder © SchröderMedia Handels GmbH.


Das Fazit von: MarS

MarS

Leider verpasst es Das kalte Gericht durch den holprigen Erzählstil und die vorwiegend unglaubwürdigen Darsteller trotz einiger durchaus toller und intensiver Szenen die benötigte intensive Atmosphäre zu schaffen, obwohl das Potential zu jeder Zeit deutlich spürbar ist. Auch als Torture-Porn funktioniert der Film in dieser um jegliche Gewaltszene beraubten Version nicht. Letztendlich schafft es Das kalte Gericht auf diese Weise nicht über soliden Durchschnitt, doch die Aussicht auf eine ggf. noch erscheinende Uncut-Fassung weckt bei mir die Hoffnung auf ein besseres und vor allem runderes und stimmigeres Ergebnis, bei dem das zweifellos hohe Potential und die klaren Stärken deutlicher zur Geltung kommen können. In der vorliegenden Fassung reicht es jedoch nur für eine knappe 5/10.


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