Desire
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BEWERTUNG |
10.05.2021 von Dan DeMento
Nicht viele Filme aus Argentinien schaffen es auf den deutschen Markt. Mit Desire erreicht uns jetzt ein Erotik-Drama, das vor Schmalz und schlecht geschriebenen Dialogen nur so trieft. Warum ihr den Film trotzdem auf jeden Fall sehen solltet, verraten wir euch gerne!
Inhalt:
Schon seit frühester Kindheit war klar, dass die beiden Schwestern Lucia (Mónica Antonópulos) und Ofelia (Carolina Ardohain) sich sehr unterschiedlich entwickeln. Während Ofelia sehr offen mit ihrer Sexualität umging, war Lucia immer eher verklemmt, was letztlich auch zum Bruch der beiden Schwestern führte. Erst bei Lucias Hochzeit begegnen sich die beiden wieder, was aber direkt zu neuen Problemen führt: Denn der frisch gebackene Ehemann Juan (Juan Sorini) hat nur noch Augen für die schöne Ofelia...
Bereits nach wenigen Minuten "Filmgenuss" wird klar, Desire kann nicht ernst gemeint sein. Zugegebenermaßen sind die argentinischen Sehgewohnheiten dem europäischen Auge nicht allzu vertraut, trotzdem darf davon ausgegangen werden, dass sie sich seit den 60ern weiterentwickelt haben. Denn genau dorthin wirft uns der Film: In eine quietschbunte Plastik-Welt mit Kreisen, Punkten, Blumen und knalligen Farben. Alle Männer haben mächtige Schnurrbärte und rauchen durchgehend, und die Damen haben immer ein Cocktailglas in der Hand.
Doch nicht nur die Optik ist speziell, die gesamte Aufmachung von Desire kann nur eine Parodie sein, denn jede Szene, jedes Wort und jeder Blick ist ein Klischee. Die insgesamt recht platte - wenn auch durch einige Rückblenden immer wieder im harten Kontrast dazu extrem dramatisierte - Story wird vorangetrieben durch Dialoge, die aus der Feder eines dreizehnjährigen Mädchens mit Liebeskummer zu stammen scheinen. Diese Dialoge werden mit einer Emotionslosigkeit vorgetragen, die erst dann richtig auffällt, wenn man sie den hochdramatischen Szenen von Wut, Eifersucht und Verlangen entgegenstellt, die immer wieder eingestreut werden. Hier bekommen wir von sämtlichen Beteiligten ein Overacting geboten, das einen William Shatner stolz machen würde. Halbnackte Frauen kämpfen in Swimmingpools und rauchende, schnurrbärtige Männer brüllen im Mondschein das Meer an. Es ist eine helle Freude.
Dazu wird alles aufgeboten, was man von einer Film gewordenen Telenovela wie Desire erwartet: Unnötige und viel zu lange Gesangs- und Tanzeinlagen, lange Schwenks über verschwitzte Körper, und einen Soundtrack aus der Hölle. Das unbestrittene Highlight des Films ist aber Carmen, die Mutter der beiden Schwestern. Sie befindet sich permanent auf diversen Substanzen, hat Sex mit einer Schlange, die die Wiedergeburt ihres toten Ehemannes ist, baggert Männer wie Frauen jeglichen Alters an und ihr Hauptaugenmerk seit der frühesten Kindheit ihrer Töchter ist, dass beide möglichst viel und oft und mit möglichst vielen verschiedenen Männern Sex haben.
Das mit dem Sex ist sowieso so eine Sache. Denn auch wenn Desire als Erotik-Drama verkauft wird und Sex das Kern-, beziehungsweise eigentlich einzige Thema des Films ist - zu sehen gibt es davon recht wenig. Und wenn, sind diese Szenen ebenfalls so hochdramatisch und an den Haaren herbeigezogen, dass sie eher zum Lachen, denn zu Träumen einladen. So bleibt der ganze Film immer recht züchtig, zumindest was die Damen betrifft. Dem weiblichen Auge wird szenenweise deutlich mehr geboten.
Eines muss man aber wirklich lobend erwähnen: Desire ist extrem schön. Die Macher haben sich offensichtlich Gedanken gemacht, wie man Licht, Schatten und Nebel gut einsetzen kann, was den Film bei all seiner Lächerlichkeit doch zumindest künstlerisch sehr ansprechend macht. Dass alle Darsteller, Männer wie Frauen, fast schon unangenehm attraktiv sind, trägt natürlich auch seinen Teil dazu bei.
So ist Desire eine Persiflage auf Liebesschmonzetten allerunterster Schublade und fesselt einen mit der exakten Ironie seiner Inszenierung über die gesamten 92 Minuten Laufzeit an den Bildschirm. Denn permanent fragt man sich nur, welcher Wahnsinn den Beteiligten wohl als nächstes einfallen wird und wohin all das nur führen soll...
Details der Blu-ray:
So speziell die Optik ist, technisch ist der Scheibe nichts vorzuwerfen. Bild und Ton sind klar und sauber, die deutsche Synchro ist für eine Produktion dieser Art erstaunlich hochwertig und für Puristen gibt es das argentinische Original mit deutschen Untertiteln. Als Bonusmaterial gibt es den Trailer und einige recht unterhaltsame Behind-the-Scenes Momente.
Cover & Bilder © Busch Media Group GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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