Die Bande von Oss
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BEWERTUNG |
08.01.2021 von Dan DeMento
Dass die Niederlande durchaus filmische Highlights zustande bringen, ist eigentlich schon seit Der Vierte Mann, spätestens aber seit Verfluchtes Amsterdam kein Geheimnis mehr. Mit Die Bande von Oss erreicht jetzt ein Film die deutschen Heimkinos, der sich mit der kriminellen - und wahren - Geschichte des gleichnamigen Städtchens im Jahre 1938 beschäftigt.
Inhalt:
Johanna (Sylvia Hoeks) ist die hübscheste Frau in dem Dörfchen Oss und arbeitet nicht nur in der örtlichen Kneipe, sondern springt auch mit so gut wie jedem Mann in die Kiste. Dafür lässt sie sich ebenso mit Geld bezahlen wie mit Gefälligkeiten und Vorteilen. Als ihr Mann Ties (Matthias Schoenaerts) nach einem Gefängnisaufenthalt nach Hause zurückkommt, schwört er ihr, neu anzufangen. Die beiden eröffnen ein Restaurant und lassen ihre kriminelle Vergangenheit hinter sich. Doch als Ties sich doch wieder der Bande von Oss zuwendet und Johanna versehentlich beobachtet, wie Bandenoberhaupt Wim (Marcel Musters) den Dorfpolizisten ermordet, stecken beide wieder bis zum Hals in Schwierigkeiten. Johanna sieht nur eine Möglichkeit: Ihr Ehemann muss sterben, damit sie sich mit der Summe aus seiner Lebensversicherung ins Ausland absetzen kann. Es wird Zeit, ein paar Gefallen einzulösen...
Es ist schwierig, Die Bande von Oss in eine Schublade zu stecken. Er beginnt wie eine Komödie, verwandelt sich dann in ein Sozialdrama, einen Krimi, einen politischen Thriller und zurück. Zwar führt Hauptfigur Johanna als roter Faden durch das Geschehen, aber oft beobachtet der Film auch die Schicksale der anderen Dorfbewohner, was Die Bande von Oss mehr zu einer Charakterstudie als zu einem klassischen Spielfilm macht. Wer also einen geradlinigen Kriminalfilm erwartet, könnte herb enttäuscht werden, zu oft bremst der Film sein Tempo, bleibt komplett stehen und fährt sogar eine Zeit lang rückwärts. Wer aber an einer realistischen Darstellung der Figuren interessiert ist, der wird von dem Film begeistert sein.
Hauptdarstellerin Sylvia Hoecks, die ihr Talent schon in Blade Runner 2049 und der Stieg Larsson Verfilmung Verschwörung unter Beweis stellen konnte, trägt den Film quasi alleine und hat in guten Momenten eine Ausstrahlung, die sie problemlos mit einer Marlene Dietrich mithalten lässt. Die gelungene Optik von Die Bande von Oss, seien es Kostüme, Kulissen oder die angenehm unaufdringliche Sepia-Tonung des Bilds, tragen ihren Teil dazu bei.
Die Geschichte ist manchmal kurz davor ins Absurde abzudriften, bewegt sich aber immer noch in einem Rahmen, der die Haupthandlung zwar oft verlässt, aber nie ganz aus den Augen verliert. So ist Die Bande von Oss mehr ein optischen und ein emotionaler Film, als einer, der tatsächlich eine Geschichte erzählt. Das muss man mögen, es wurde aber auf jeden Fall schon schlechter umgesetzt als hier.
Die Geschichte eines Dorfs in Brabant ist für das deutsche Publikum kaum von Interesse, die Darsteller sind größtenteils ungekannt und der Filmtitel lässt eher vermuten, dass irgendwann jemand "Mächtig gewaltig!" ruft. Daher ist es nicht verwunderlich, dass dem Film die große Aufmerksamkeit bisher verwehrt blieb. Für Filmfreunde ist der Griff zu dieser Scheibe aber auf jeden Fall keine schlechte Idee, denn hier bekommt man eine äußerst ungemütliche Geschichte in äußerst schönen Bildern auf äußerst ungewöhnliche Weise erzählt.
Details der Blu-ray:
Das Bild ist klar und natürlich, der Ton kommt gut abgemischt aus den Boxen und die deutsche Sprachfassung ist hochwertig. Als Bonusmaterial gibt es nur den Trailer des Films, ansonsten gibt die Blu-ray keinen Anlass zur Klage.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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