Dracula
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BEWERTUNG |
15.01.2021 von Dan DeMento
Laut Guinness-Buch der Rekorde ist Dracula die am häufigsten im Film dargestellte literarische Figur überhaupt, es gibt hunderte Verfilmungen, die sich mal mehr, mal weniger an die Romanvorlage von Bram Stoker halten. Zu den bekannteren gehört die von John Badham aus dem Jahre 1979 mit Frank Langella in der Titelrolle., die dank Koch Media jetzt aufwendig rekonstruiert ihren Weg ins Heimkino findet...
Inhalt:
In England verunglückt ein Schiff, das scheinbar führerlos auf die Küste zulief. Während die gesamte Besatzung grausam getötet wurde, überlebt nur der einzige Passagier, ein gewisser Graf Dracula (Frank Langella), der ein Schloss in der Gegend beziehen möchte. Dr. Seward (Donald Pleasence), der Leiter der nebenan gelegenen Irrenanstalt, lädt den neuen Nachbarn zum Abendessen ein. Ein schwerwiegender Fehler, den er leider erst erkennt, als kurz darauf Mina (Jan Francis), die Freundin seiner Tochter Lucy (Kate Nelligan) unter mysteriösen Umständen verstirbt. Als sich kurz darauf die Gerüchte häufen, die Verstorbene sei als Untote für allerlei Morde in der Gegend verantwortlich, sucht Dr. Seward Minas Vater Professor van Helsing (Laurence Oliver) auf, und zusammen schaffen sie es, die Kreatur zu töten und Dracula als Wurzel des Übels zu enttarnen. Doch inzwischen ist auch Lucy in den Bann des Grafen geraten...
Es gab schon immer zwei Herangehensweisen, um sich der Geschichte des transsilvanischen Grafen zu nähern: Entweder stellt man den Horror oder die Erotik in den Vordergrund. Nachdem gerade die Verfilmungen der Hammer-Studios mit Christopher Lee zuletzt (teils unfreiwillig) komische, blutrünstige Schauermärchen waren, besinnt sich John Badhams Dracula wieder auf die Versionen mit Bela Lugosi oder dem ersten Nosferatu, und macht aus dem Gruselgrafen wieder den unwiderstehlichen Verführer.
Doch nicht nur hier liegen die Parallelen zur Stummfilmzeit, auch optisch orientiert sich dieser Dracula ganz klar an seinen großen Vorbildern. Einige Kameraeinstellungen, das Setdesign, die Lichtsetzung... All das würde - obwohl in Farbe gedreht und dank Farbrekonstruktion der Originalfassung extrem stimmig inszeniert - auch im harten Schwarzweiß von F. W. Murnau hervorragend funktionieren. Der Film nimmt sich Zeit, seine Geschichte zu erzählen und seine Figuren zu etablieren und bietet genug Schauwerte für Cineasten.
John Badham legt in seiner Version die Romanvorlage recht frei aus, außer den bekannten Figuren ist eigentlich nicht viel vom Original geblieben. Während der komplette Anfang in Draculas Schloss fehlt und der Graf ganz offen nach London reißt, wurden auch die Namen von Mina und Lucy getauscht und zweitere kurzerhand zur Tochter des Anstaltsleiters gemacht. Immerhin wurde das Konzept bis zum Schluss durchgezogen, der sich ebenfalls komplett vom Roman unterscheidet.
So haben wir einen sexy Grafen, dem die Damen bereitwillig die Hälse freimachen, einen Van Helsing, der mit dem Experten der Finsternis des Romans nicht viel gemein hat und eine Handlung, die so geradlinig ist wie eine Columbo-Folge. Hier wurde offenbar auf die Optik mehr Wert gelegt als auf die Handlung und man wird den Verdacht nicht los, dass Regisseur John Badham, der zwei Jahre vorher mit Saturday Night Fever immerhin einen großen Erfolg einfahren konnte, hier vor allem ein weibliches Publikum im Sinn hatte.
Doch trotz aller Schwächen und wenig Vorlagentreue ist sein Dracula einer der Höhepunkte im Sumpf der Verfilmungen dieses Stoffs und hat es verdient, angesehen zu werden. Vor allem, da der Filmgenuss dank der restaurierten Farben wieder wirklich Spaß macht. Welcher Unterschied da besteht, zeigt sich sehr deutlich durch die quietschbunte deutsche Super-8-Kinofassung, die ebenfalls auf der Blu-ray enthalten ist. Diese ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie schlechte Farbgestaltung jegliches Feeling bei einem Film zerstören kann.
Details der Blu-ray:
Die rekonstruierte Fassung sieht fantastisch aus und klingt auch so. Thematisch indiziert spielen fast alle Szenen im Dunkeln, und hier rauscht und grießelt absolut nichts. Die deutsche wie auch die englische Sprachfassung ist gut abgemischt und auf technisch hohem Niveau. Während die Blu-ray schon die Super-8-Fassung des Films enthält, bietet die beigefügte Bonus-DVD nochmal ein umfangreiches Making Of und zwei Interviews, über mangelndes Bonusmaterial kann man sich hier also wirklich nicht beschweren.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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