Edison - Ein Leben voller Licht

Edison - Ein Leben voller Licht

Originaltitel: The Current War
Genre: Drama
Regie: Alfonso Gomez-Rejon
Hauptdarsteller: Benedict Cumberbatch
Label: Concorde Home Entertainment
FSK 6

Edison - Ein Leben voller Licht    05.12.2020 von Dan DeMento

Doctor Strange und Spiderman arbeiten zusammen! Im Jahr 1880! Zeitreise? Alternative Realität? Nicht im Geringsten. Stattdessen stehen Benedict Cumberbatch und Tom Holland Seite an Seite in einem Krieg der ganz anderen Art. Edison - Ein Leben voller Licht beleuchtet den sogenannten Stromkrieg der 1880er Jahre und wir haben überprüft, ob uns beim Schauen dieses Films ebenfalls ein Licht aufging oder ob die Leitung tot blieb...
 
Inhalt:
 
Im Jahr 1880 meldet der geniale Erfinder Thomas Alva Edison (Benedict Cumberbatch) ein Patent für eine Glühbirne samst Kabel und Stromgenerator an und wird damit quasi über nach zum gefeierten Helden. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Vor allem George Westinghouse (Michael Shannon) funkt Edison im Rennen um die Erleuchtung der amerikanischen Städte mächtig dazwischen. Sein Vorteil ist die Verwendung von Wechselstrom, der im Vergleich zu Edisons Gleichstrom weitere Distanzen überbrücken kann. Während Edison versucht, die Öffentlichkeit von der tödlichen Gefahr zu überzeugen, die von Westinghouses Wechselstrom ausgeht, taucht im Hintergrund ein weiterer Mitspieler auf: Edisons ehemaliger Mitarbeiter und ebenfalls genialer Wissenschaftler Nikola Tesla (Nicholas Hoult). Der Krieg um die Elektrifizierung Amerikas findet schließlich ihren Höhepunkt, als die Weltausstellung in Chicago 1893 sich entscheiden muss, mit wessen System die Beleuchtung ausgestattet werden soll.
 
Edison - Ein Leben voller Licht ist wieder mal ein klassischer Fall von missglücktem Marketing. Während der Originaltitel The Current War klar den Bezug zum sogenannten Stromkrieg zeigt, wurde in Deutschland lieber auf den vermeintlich einzig bekannten Namen gesetzt. Dabei steht Thomas Edison nicht deutlich mehr im Vordergrund als sein Konkurrent George Westinghouse oder - wenn auch in geringerem Maße - Nikola Tesla. Dieser Film ist keine klassische Biographie, auch wenn Edisons Leben, der Verlust seiner Frau und sein Kampf um Anerkennung und Erfolg ein wichtiger Teil der Geschichte sind. Edison ist nicht der Held und Westinghouse ist nicht der Bösewicht, vielmehr geht es um zwei geniale Erfinder, die jeweils von der Überlegenheit ihres eigenen Systems überzeugt sind und für ihren Erfolg teilweise sogar die eigenen Ideale verraten müssen.
 
Optisch ist Edison - Ein Leben voller Licht schlicht und einfach gigantisch. Schon die Eröffnungsszene zeigt eindrucksvoll, dass das Thema Licht und Dunkelheit sich auch visuell durch den gesamten Film zieht. Selten war der Einsatz von so wenig Licht so eindringlich und der Schatten so düster wie in dieser Vision des Amerika des 19. Jahrhunderts. Zu diesem Gesamteindruck tragen auch der gigantische Soundtrack sowie die tollen Kulissen und Kostüme bei - vom Manschettenknopf bis zum Schnurrbartende passt hier einfach jedes Detail. Aufmerksam, aber nie aufdringlich werden auch einige historische Kleinigkeiten eingestreut, zum Beispiel wird ganz nebenbei die Entstehung der ersten Aufnahme von Edisons Phonographen erwähnt.
 
So großartig wie Optik und Klang des Films sind auch seine Darsteller. Zwar kann Benedict Cumberbatch dem Vorwurf, er würde eigentlich seit 10 Jahren nur Sherlock Holmes in verschiedenen Kostümen spielen, auch hier nicht viel entgegensetzen, in diesem Setup ist das aber nicht das Verkehrteste. Die größte Überraschung des Films ist wohl Michael Shannon, den man hierzulande wohl am Ehesten noch als General Zod in Man of Steel wahrgenommen hat. Er spielt den George Westinghouse mit einer Brillanz und mit einem so mächtigen Schnurrbart, dass beides unweigerlich an Daniel Day-Lewis in Gangs of New York erinnert. Auch der aktuelle Spiderman Tom Holland leistet als Edisons Assistent Samuel Insull sehr gute Arbeit, auch wenn er etwas wenig Screentime abbekommen hat. Die einzige Enttäuschung ist Nicholas Hoult als Nikola Tesla. Dies ist allerdings nicht dem Schauspieler vorzuwerfen, der in der aktuellen Riege der X-Men und vor allem schon 2015 in Kill Your Friends bewiesen hat, was in ihm steckt. Leider haben die Autoren aus Tesla einen nervösen, sozialphobischen und mehr an Monk als an sein historisches Vorbild erinnernden Geek gemacht, der mehr als Lachnummer als Wissenschaftler auftritt.
 
Auch Edison - Ein Leben voller Licht gehört mit seinem Kinostart im Juli diesen Jahres zu den Opfern der Corona-Pandemie und hat deswegen deutlich weniger Aufmerksamkeit bekommen, als er verdient hätte. Filmfreunde sollte also möglichst über das grandios hässliche Filmcover und den schrecklichen Titel hinwegsehen und dem Film eine Chance geben. Hier verbirgt sich nämlich ein durchwegs spannendes, interessantes Biopic nicht nur über einen der größten Erfinder der Moderne, sondern auch über ein äußerst spannendes Kapitel der (amerikanischen) Geschichte. 
 

Bildergalerie von Edison - Ein Leben voller Licht (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Hier wurde wirklich großartige Arbeit geleistet. Dem Thema entsprechend ist das Bild oft sehr dunkel, trotzdem rauscht nichts, es gibt keine Bildstörungen oder vergleichbares. Deutsche wie Originalfassung sind hochwertig und gut abgemischt und stehen dem fantastischen Soundtrack nicht im Weg. Ein dunkler Raum und die Möglichkeit, die Boxen etwas lauter aufzudrehen, steigern den Filmgenuss noch einmal erheblich. Leider gibt es außer einigen Trailern kein Bonusmaterial.


Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten. / Dean Rogers


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Biopics, gerade Wissenschaftler betreffend, können eine recht staubige Angelegenheit sein. Edison - Ein Leben voller Licht ist zum Glück keine davon. Optisch eindrucksvoll, spannend und großartig gespielt - mit diesem Film macht man auf jeden Fall nichts verkehrt.


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