Everything Everywhere All At Once
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BEWERTUNG |
05.08.2022 von MarSMit Everything Everywhere All At Once präsentieren die beiden US-Amerikaner Daniel Kwan und Daniel Scheinert (Swiss Army Man) ihre ganz eigene Version eines "Multiverse of Madness". Ob Dr. Strange damit Konkurrenz bekommt, oder nur ein müdes Lächeln erübrigen kann, das erfahrt Ihr in unserer Kritik...
Inhalt
Waschsalonbesitzerin Evelyn Wang (Michelle Yeoh) ist völlig überfordert. Die Ehe mit ihrem Mann Waymond (Ke Huy Quan) stets vor ihrem Ende, von ihrer Tochter Joy (Stephanie Hsu) hat sie sich längst entfremdet, und ihrem Vater Gong Gong (James Hong) kann es sowieso keiner recht machen. Zu allem Überfluss schreibt der Waschsalon auch noch rote Zahlen, und steht kurz vor einer Steuerprüfung. Das alles entpuppt sich jedoch als unscheinbare Kleinigkeit, als Waymond sich auf dem Weg zur Finanzbeamtin Deirdre Beaubeirdré (Jamie Lee Curtis) plötzlich seltsam benimmt, und Evelyn die haarsträubende Geschichte eines Multiversums erzählt, das von ihr gerettet werden soll. Zunächst nimmt Evelyn an, dass Waymond endgültig den Verstand verloren hat, doch als sich die mysteriösen Vorkommnisse häufen, muss sie sich schließlich eingestehen, dass die Geschichte ihres Mannes vielleicht doch einen Funken Wahrheit enthalten könnte. Evelyn hat keine andere Wahl, als sich ihrem Schicksal zu stellen, und als Auserwählte zur Rettung des Multiversums zu eilen. Doch um im Kampf eine Chance zu haben, muss Evelyn zunächst einmal lernen, sich in den unzähligen Parallelwelten zu bewegen, um sich der Kräfte ihrer anderen Ichs zu bedienen - denn als Besitzerin eines Waschsalons fehlen ihr einfach die nötigen Fähigkeiten, um gegen ein übermächtiges, interdimensionales Wesen bestehen zu können...
Ja, Dr. Stephen Strange hatte es mit einem Multiversum zu tun. Michelle Yeoh durfte sich allerdings bereits etwas früher mit unzähligen Parallelwelten herumschlagen. Und wer Everything Everywhere All At Once gesehen hat, der weiß eines ganz sicher: nur hier findet man ein echtes "Multiverse of Madness"! Was Daniel Kwan und Daniel Scheinert hier erschaffen haben, das stellt jegliche bisherige (oder zum aktuellen Zeitpunkt darauffolgende) Darstellung eines Multiversums komplett in den Schatten, und bombardiert den Zuschauer mit einer so exorbitanten Menge an bizarren Einfällen, skurrilen Ideen, sowie genialen Abwandlungen des menschlichen Daseins, dass es einem zwischendurch schon einmal schwindlig werden kann. Weder der Fantasie, noch dem Einfallsreichtum, sind hier irgendwelche Grenzen gesetzt, denn jede noch so kleine Entscheidung im Leben sorgt hier ein ums andere Mal für die Entstehung einer neuen Parallelwelt, die allesamt miteinander verbunden sind - hier gibt es nichts, das unmöglich ist. Doch Everything Everywhere All At Once ist nicht einfach nur eine Science-Fiction Komödie, die den Zuschauer mit möglichst absurdem Unsinn versorgt, oder sich darauf verlässt, alleine durch möglichst schräge Einfälle und schwarzen Humor immerhin fast zweieinhalb Stunden füllen zu können - was der Film ehrlich gesagt mühelos könnte, doch das nur am Rande. Alleine die vielen idiotischen Einfälle, mit denen die Figuren ihre Sprünge in andere Parallelwelten auslösen müssen, könnten einen ganzen Film alleine füllen, ebenso wie die zahlreichen, und stets aufs Neue überraschenden Elemente, die in eben diesen Welten zu finden sind. Selbst die Unterhaltung zwischen zwei Steinen entwickelt sich hier zu einem bemerkenswerten Erlebnis. Während sich das Multiversum auf diese Weise immer wieder überschlägt, und die Erzählung in immer kürzeren Zeitabständen zwischen den Welten hin und herspringt, bis am Ende tatsächlich alles getreu dem Titel einheitlich und zeitgleich abläuft, schlägt Everything Everywhere All At Once allerdings auch philosophische, spirituelle Töne an, und zeigt sich damit von einer unerwartet bedeutungsvollen Seite. Unerwartet, aber mit viel Gefühl geschildert, was für eine perfekte Symbiose aus Dramatik, Tragik, und unverhohlenem Spaß sorgt. Das alles gelingt Daniel Kwan und Daniel Scheinert ganz ohne sich um gewöhnliche Sehgewohnheiten zu scheren, oder sich um einen harmonischen Aufbau zu kümmern. Auf dem Weg zum Ziel muss eben nicht immer alles logisch sein, Sinn machen, oder nachvollziehbar sein. Manchmal erkennt man erst dann, wenn man angekommen ist, welchen Zweck die oftmals beschwerliche, mühsame Reise eigentlich hatte. Und manchmal erkennt man erst, wenn es schon beinahe zu spät ist, was wirklich wichtig ist...
Was man allerdings bei all der Flut von Ideen, Eindrücken und Facetten nicht vergessen sollte, das sind die Darsteller, die das gesamte Multiversum überhaupt erst zusammenhalten. Michelle Yeoh ist hier natürlich eine sichere Bank, die in egal welchem Universum einfach immer eine hervorragende Figur macht, und in jeder Situation zu glänzen weiß. Bemerkenswert ist dabei die körperliche Fitness, die Yeoh hier in den zahlreichen Actionszenen an den Tag legt, und in deren Verlauf sie die unterschiedlichsten Fähigkeiten offenbart. Ähnlichen Eindruck hinterlässt aber auch Ke Huy Quan, einstmals "Shorty" in Indiana Jones und der Tempel des Todes sowie "Data" in Die Goonies. Auch er weiß die durch die Geschichte erzeugte Ambivalenz seiner Figur perfekt zu personalisieren, wobei er zusätzlich auch für einige der emotionalsten Momente innerhalb des Films sorgt - ebenso wie seine Filmtochter Stephanie Hsu, die gleichzeitig auch noch die Rolle der Gegenspielerin zu stemmen hat. Letztendlich müssen aber eigentlich auch alle anderen Darsteller gelobt werden, denn selten hat man die Möglichkeit, sich gleich in einer ganzen Masse an unterschiedlichsten Rollen gleichzeitig zu beweisen - und dies dabei noch so gekonnt und scheinbar mühelos zu meistern.
Details der DVD
Die DVD liefert eine ordentliche Bildqualität mit überwiegend guter Schärfe. Der Kontrast wirkt etwas zurückhaltend, wodurch es an Durchzeichnung sowie feineren Details mangelt, wogegen die natürliche Farbdarstellung wieder etwas Boden gutmacht. Vermutlich sind hier - nicht zuletzt um die zahlreichen Welten wirklich genießen zu können - die Blu-ray Variante oder gar die 4K UHD die bessere Wahl. Ähnlich sieht es im akustischen Bereich aus, denn die in Dolby Digital 5.1 vorliegende Abmischung ist zwar insgesamt ansprechend und gut ausbalanciert, lässt Dynamik, Raumwirkung und Druck aber ein wenig vermissen. Nur selten offenbart der Ton, was wirklich in ihm steckt, und lässt in diesen Momenten kaum Zweifel daran, dass die Dolby Atmos Tonspuren der HD- beziehungsweise UHD-Varianten wohl auch hier die bessere Qualität vorzuweisen haben. Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten. Das Fazit von: MarS
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