Hot Summer Nights
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BEWERTUNG |
13.04.2021 von Dan DeMento
Das Prinzip ist bekannt: Bekommt ein Schauspieler plötzlich großes mediales Interesse - oder im Fall von Timothée Chalamet eine Oscar-Nominierung - wird auch sein restliches Schaffen neu vermarktet. Dabei werden leider oft auch Werke ans Tageslicht gezerrt, die vorher ganz zu Recht unbekannt waren. Ob Hot Summer Nights da eine Ausnahme bildet? Seid gespannt!
Inhalt:
1991 ist kein gutes Jahr für Daniel Middleton (Timothée Chalamet). Als sein Vater überraschend stirbt, versinkt er zunehmend in einer Depression. Als letzte Hoffnung schickt seine Mutter ihn zu seiner Tante nach Cape Cod, Massachusetts, einer Kleinstadt am Meer. Allein und ohne Freunde hasst Daniel den Sommer - bis er dem supercoolen Dealer Hunter Strawberry (Alex Roe) begegnet. In dessen Schlepptau bekommt er nicht nur plötzlich Zugang zu den coolsten Parties, in Hunters kleiner Schwester McKayla (Maika Monroe) findet er auch seine erste große Liebe. Zunächst scheint also alles gut zu laufen. Bis Daniel auf eine clevere Idee kommt, den Drogenverdienst effektiv zu steigern. Doch dann wird nicht nur der örtliche Polizist Calhoun (Tom Jane) auf ihn aufmerksam, der plötzliche Erfolg bringt noch weitaus schlimmere Probleme mit sich...
Hot Summer Nights - Der Titel, die Aufmachung der Blu-ray, das 90er-Jahre-Setting, all das machte zugegebenermaßen erstmal keine große Lust auf den Film. Einzig die Zusammenfassung der Handlung weckte dann meine Aufmerksamkeit, versprach sie doch einen interessanten Genremix. Und diesen bietet Hot Summer Nights tatsächlich wie schon lange kein Film mehr. Wir haben hier eine Mischung aus Eis am Stiel, Pineapple Express und dem Frühwerk von Guy Ritchie vor uns. In der einen Minute eine klischeeüberladene, naive Teenielovestory, nur um im nächsten Augenblick zu einem teilweise sehr harten Gangsterstreifen zu mutieren. Und gerade wenn man sich dann auf eine Art lockere Gangsterkomödie eingestellt hat, dreht der Film sich nochmal komplett und wird nicht nur optisch deutlich dunkler, sondern auch inhaltlich wesentlich düsterer und dramatischer und fesselt einen bis zum mehr als bedrückenden Finale an den Bildschirm.
Zusammengehalten wird das alles von Timothée Chalamet, der auch in Hot Summer Nights deutlich zeigt, dass er seine Oscar-Nominierung (für Call me by your Name) nicht ganz zu Unrecht bekommen hat. Aber auch Kollege Alex Roe, bekannt unter anderem aus Die 5. Welle, spielt durchgehend überzeugend und gewürzt wird das Ganze von It Follows-Star Maika Monroe, die sich mit einer berühmten Schauspielkollegin nicht nur den Nachnamen, sondern auch den Sexappeal teilt. Ergänzt wird der Cast durch Gastauftritte von Hochkarätern wie Tom Jane oder William Fichtner. Dazu kommen Dialoge mit teilweise so großartiger Wortwahl und Timing, dass selbst der oben schon für einen Vergleich bemühte Guy Ritchie amüsiert eine Augenbraue heben würde.
Es deutet also absolut nichts darauf hin, dass es sich bei Hot Summer Nights um ein Regiedebüt handelt, genauer gesagt um das des damals gerade einmal 24 Jahre alten Elijah Bynum. Man darf also wohl gespannt sein, was von ihm noch alles kommen wird. Jetzt könnte man sich fragen, warum ein Regisseur einen Film zwei Jahre vor seiner eigenen Geburt spielen lässt. Aber diese Ästhetik tut der Geschichte extrem gut, zumal Hot Summer Nights sich nicht darauf ausruht und - wie andere Streifen mit dieser Idee - einfach möglichst viele Menschen mit Walkman, Gameboy und Nylonklamotten herumlaufen lässt. Stattdessen lässt er damit den Plot um schnelles Geld mit weichen Drogen und die erste große Liebe echter wirken, als er es im Jahr 2021 mit Crystal Meth und Tinder könnte.
Es ist nicht ganz verständlich, warum Hot Summer Nights bis jetzt ein Dasein in der relativen Unbekanntheit fristen musste und bleibt zu hoffen, dass der neu gewonnene Ruhm seines Hauptdarstellers das jetzt ändern kann. Von unserer Seite gibt es auf jeden Fall eine klare Empfehlung!
Details der Blu-ray:
Auch hier gibt es nichts zu motzen, das Bild ist klar, scharf und natürlich. Ein gewisser 90er Look ist gegeben, wird aber sehr dezent eingesetzt und stört nicht. Der Ton ist kräftig und gut gemischt. Überraschenderweise ist auch die deutsche Synchro wirklich gut gelungen und tut dem Flair des Films keinen Abbruch. An Extras gibt es ein sehr schönes Making Of sowie einige Trailer.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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