Lux Æterna

Lux Æterna

Originaltitel: Lux Æterna
Genre: Drama
Regie: Gaspar Noé
Hauptdarsteller: Charlotte Gainsbourg
Laufzeit: DVD (49 Min) • BD (51 Min)
Label: Alamodefilm
FSK 16

Lux Æterna   06.05.2021 von Dan DeMento

Irreversible, Climax, Menschenfeind... Wer einen Film des Argentiniers Gaspar Noé anschaut, sollte wissen, worauf er sich einlässt. Und während sich die einen fragen, welches kranke Hirn sich so etwas ausdenkt, sehnen die anderen jedes neue Werk von ihm herbei. Lux Æterna ist der neueste Streich, und wir haben uns angesehen, ob Noé ein Genie ist, oder die Grenze zum Wahnsinn längst überschritten hat.
 
Inhalt:
 
Béatrice (Béatrice Dalle), eigentlich Schauspielerin, möchte für ihr Regie-Debut einen Film über Hexenverbrennungen realisieren und hat dafür auch schon die passende Hauptdarstellerin gefunden: Charlotte (Charlotte Gainsbourg). Am Set streiten der Produzent (Fred Cambier) und der Kameramann (Yannick Bono) über Béatrices Eignung zur Regisseurin, Statistin Abbey (Abbey Lee) jammert über die amateurhafte Produktion, Charlotte erhält einen unangenehmen Anruf und zum Schluss geht eine Videoleinwand kaputt.
 
Ihr findet diese Inhaltsangabe ein wenig unbefriedigend? Herzlich willkommen bei Lux Æterna. Mit einer Laufzeit von gerade einmal 51 Minuten haben wir hier nur einen etwas zu lang geratenen Kurzfilm vor uns, und entsprechend überschaubar ist die Handlung. Wir werden in ein extrem schlecht organisiertes Filmset geworfen, gedreht wird nur eine einzige Szene, eine Hexenverbrennung auf einem stilisierten Scheiterhaufen vor einer gigantischen LED-Leinwand, die uns das Bild eines blutroten Himmels und ein Flammen zeigt. Und wie das auf schlecht organisierten Filmsets so ist, ist es hektisch, alle streiten, jeder hasst jeden, und keienr weiß so genau, was er tun soll. Und das wars dann auch schon, was so passiert in Lux Æterna. Ein Skandal wie Love? Brustkorbzuschnürende Momente wie in Irreversibel? Kompletter Wahnsinn wie in Climax? Fehlanzeige.
 
Lux Æterna ist so Meta, dass es wehtut. Sämtliche Beteiligte spielen sich selbst, und neben den beiden Stars, der durch Lars von Trier kampferprobten Charlotte Gainsbourg und der Ex-ex-ex-Femme Fatale Béatrice Dalle, tummelt sich am fiktiven Set vor allem ein Who-is-Who vergangener Noé-Produktionen. So sehen wir Love-Hauptdarsteller Karl Glusman, Climax-Chefdesigner Frédéric Cambier, Claude-Emmanuelle Gajan-Maull aus derselben Produktion und diverse andere. Einen Auftritt als unzufriedene Newcomerin legt Abbey Lee auf Parkett, die mit The Neon Demon und Regisseur Nicolas Winding Refn auch schon die Luft des Wahnsinns schnuppern durfte.
 
Doch leider hat Lux Æterna außer diesen "Ach, das ist doch..." Momenten nicht viel zu bieten. Natürlich gibt es ein bisschen Gaspar Noé Handschrift zu sehen, so ist ein Großteil der weiblichen Besetzung mindestens einmal völlig unnötig nackt, es gibt immer wieder Texttafeln mit Zitaten von Regisseuren und fast der gesamte Film wird in zwei nebeneinanderstehenden, quadratischen Bildern gezeigt. Das funktioniert im fast viertelstündigen Eröffnungsdialog - Zu Erinnerung: Der Film ist nur 51 Minuten lang - der beiden Schauspielerinnen noch ganz gut. Später soll es vermutlich verwirrend wirken, dass würde aber nur funktionieren, wenn die Geschehnisse nicht in beiden Bildhälften so belanglos wäre, dass man problemlos noch vier weiteren Einblendungen folgen könnte.
 
Und die letzten 10 Minuten des Films, ein buntes Stroboskop von der vermeintlich defekten Leinwand - und nebenbei das Hauptvermarkungsmittel von Lux Æterna - dient vermutlich nur dazu, Epileptiker zu ärgern und verzweifelt den Eindruck zu erwecken, hier Kunst zu machen. Zugegeben, diese 10 Minuten sind unangenehm. Aber nicht, weil das Spiel der Darsteller beklemmend - oder auch nur überzeugend wäre - oder weil das Erzählte dem Zuschauer so an die Nieren ginge - Nein, man bekommt einfach Kopfweh. Das ist das Gaspar Noé Pendant zu billigen Jumpscares und bildet den perfekten Abschluss eines durch und durch enttäuschenden Films.
 
Über Irreversibel wurden vollkommen zu Recht buchdicke Analysen geschrieben, Climax war erzählerisch wie optisch revolutionär und wer gerne möchte, kann auch in Lux Æterna an jeder Ecke Symbolik und versteckte Botschaften finden. Doch im Gegensatz zu den bisherigen Filmen wirkt dieser einfach uninspiriert, unmotiviert und nicht zu Ende gedacht. Ein bisschen so, als wären diese 51 Minuten die Eröffnung eines wirklich guten Films, und dann hat man einfach aufgehört zu drehen. So ist der Film nicht nur zu kurz und zu handlungsarm, er ist auch viel zu zahm und wenig innovativ für die Vita von Noé.
 
Zusammenfassend ist es äußerst schwierig, an Lux Æterna ein gutes Haar zu lassen. Kritiker werden den Film sowieso hassen, einfach, weil er von Gaspar Noé ist. Aber auch als ausgesprochener Fan seines bisherigen Schaffens tut man sich hier schwer, sich nicht schlicht und einfach verarscht vorzukommen.
 

Bildergalerie von Lux Æterna (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Wie schon erwähnt ist das Bild extrem stilisiert und fernab "normaler" Sehgewohnheiten, in diesem Rahmen ist es aber knackig, realistisch und frei von Störungen. Auch die nervigen letzten 10 Minuten mit buntem Stroboskoplicht sind - zumindest technisch - perfekt umgesetzt. Auch der Ton kommt mit Druck aus der Anlage und sowohl französische Original-, als auch deutsche Synchronfassung geben keinen Anlass zur Klage. Als Bonusmaterial gibt es nur einige Trailer, was nicht weiter verwundert, immerhin ist der ganze Film ein einziges wirres Making Of.


Cover & Bilder © AlamodeFilm. Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Eieiei... Was hatte ich mich auf Lux Æterna gefreut. Ich bin bekennender Fanboy und auch wenn ich Gaspar Noé "privat" äußerst fragwürdig finde, halte ich seine Filme für Meisterwerke. Irreversibel steht sowieso außer jeder Konkurrenz, aber auch der immer mehr um sich greifende Wahnsinn von Climax hat mich gefesselt. Und in diesem Fahrwasser schien sich auch Lux Æterna zu bewegen. Die erste Ernüchterung kam, als ich die geringe Laufzeit sah, und die zweite Ernüchterung war der Film an sich. Dass, was Noé für mich ausmacht, dieses Kompromisslose, Direkte, oft Verstörende... Nichts davon ist hier zu spüren. Es wird sicher viele Kritiker geben, die Gott weiß was in jedes einzelne Bild des Films interpretieren, für mich persönlich war Lux Æterna von vorne bis hinten eine Enttäuschung. Die zwei Punkte gibt es ausschließlich für die Rolle von Abbey Lee und weil ich mir jetzt zumindest sicher sein kann, kein Epileptiker zu sein.


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