Nightsiren
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BEWERTUNG |
16.05.2023 von MarSDenkt man an Filme aus Tschechien oder der Slowakei, dann fallen den meisten wohl zunächst einmal die legendären Märchenverfilmungen in Zusammenarbeit mit der DEFA ein. Busch Media Group beweist uns nun mit dem Mysterydrama Nightsiren, dass es auch noch ganz andere Werke zu entdecken gibt...
Inhalt
Als kleines Mädchen ist Šarlota (Natalia Germani) aus ihrem Heimatdorf geflohen, nachdem sie ihre Mutter und ihre Schwester verloren hat. Eine Erbschaftsangelegenheit führt sie nun zurück in die Abgeschiedenheit der Karpaten, doch während Šarlota ihren Aufenthalt nutzen möchte, um die mysteriösen Ereignisse der Vergangenheit aufzuarbeiten, wird ihr in der Bevölkerung schnell zu verstehen gegeben, dass ihre Anwesenheit in der nach außen hin ruhigen und anständigen Gemeinde unerwünscht ist. Lediglich in der jungen Mira (Eva Mores), ebenfalls eine Außenseiterin im Ort, findet Šarlota eine Freundin, die ihr auch dann noch zu Seite steht, als die ohnehin bereits angespannte Situation zu eskalieren droht...
Folk-Horror im Arthouse-Gewand hatte in den vergangenen Jahren einen echten Boom erlebt, und mit Filmen wie The VVitch oder auch Midsommar ein unerwartet breites Publikum erreicht. Das tschechisch-slowakische Werk Nightsiren reiht sich nun ebenfalls in dieses Sub-Genre ein, zeichnet sich dabei aber am Ende doch durch ein hohes Maß an Eigenständigkeit aus. Anstatt sich auf mysteriöse Bräuche, Okkultismus oder gar Übernatürliches zu konzentrieren, spielt Nightsiren geschickt mit den Erwartungen des Zuschauers, und erweist sich letztendlich als ruhiges, melancholisch-tragisches Drama, das die mystisch angehauchte Grundstimmung als Ausgangspunkt nutzt, um zu verdeutlichen, dass das wahre Grauen im Alltäglichen und grundsätzlich Banalen liegt. Regisseurin und Drehbuchautorin Tereza Nvotová hält es dabei nicht für nötig, gängige erzählerische Regeln einzuhalten, und schafft es gerade dadurch hervorragend, eine durchwegs bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, die den Zuschauer mehr als einmal auf eine völlig falsche Fährte lockt - nur um danach wieder zu dem Schrecken zurückzukehren, den nur der Mensch dem Menschen antun kann. Während sich Nightsiren dabei viel Zeit für seine Figuren lässt, und mehr als deutlich Kritik an veralteten, aber in vielen Köpfen noch verankerten Frauenvorstellungen übt, bleibt die Erzählung selbst an vielen Stellen äußerst vage, um dadurch den Zuschauer zu eigenen Interpretationen anzuregen, vor allem aber zum Nachdenken zu bewegen. Das macht Nightsiren im Gesamtbild nicht gerade leicht verdaulich, und erfordert trotz ruhiger, geheimnisvoller, stellenweise beinahe surrealer und nicht immer linearer Erzählstruktur ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Keine leichte, dafür aber auf jeden Fall sehenswerte Kost, die neben der atmosphärischen Erzählung auch durch den treibenden, markerschütternden instrumentalen Score sowie die durchwegs hervorragend agierenden Darsteller zu punkten weiß.
Details der Blu-ray
Die Blu-ray hinterlässt insgesamt einen positiven Gesamteindruck, auch wenn nur selten wirklich Höchstwerte erzielt werden. Während Closeups sehr scharf und detailliert dargestellt werden, wird es in der Totalen mitunter schon einmal etwas weicher, was durch die leicht entsättigten, wenn auch natürlichen Farben noch zusätzlich verstärkt wird. Ein gut eingestellter Kontrast und der saubere Schwarzwert sorgen dagegen dafür, dass auch die vielen dunklen, nur marginal beleuchteten Szenen ansprechend und angenehm aussehen. Die Tonspur konzentriert sich überwiegend auf eine klare, gut ortbare und saubere Dialogwiedergabe, bietet bei Bedarf aber auch ausreichend Dynamik. Gezielt eingesetzte Surroundeffekte verstärken gelungen die Atmosphäre. Cover & Bilder © Busch Media Group GmbH Das Fazit von: MarS
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