Showgirls
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BEWERTUNG |
02.11.2020 von MarSMit insgesamt 13 Nominierungen ist Paul Verhoevens Showgirls bis heute ungeschlagener Rekordhalter bei der Verleihung für die Goldene Himbeere und teilt sich zudem gemeinsam mit Battlefield Earth und insgesamt sieben Früchten den zweiten Platz der tatsächlich verliehenen Auszeichnungen. Und dennoch: Längst hat der einstige Skandalfilm in Fankreisen Kultstatus erreicht. Capelight Pictures spendierte dem Film jetzt eine Neuauflage im Mediabook - erstmals sogar in einer 4K UHD Fassung. Wir haben uns für Euch die Blu-ray Variante etwas genauer angeschaut...
Inhalt
Nomi Malone (Elizabeth Berkeley) ist eine Tänzerin, die sich eine Karriere auf den großen Bühnen in Las Vegas erhofft. Doch die Flucht vor ihrer Vergangenheit und ein Raubüberfall am Abend ihrer Ankunft zwingen Nomi zunächst einmal dazu, im schmierigen Strip-Club "Cheetah´s" zu arbeiten. Dort trifft sie während einer Show auf die Startänzerin Cristal Connors (Gina Gershon) und ihren Freund, den Eventmanager Zack Carey (Kyle MacLachlan), die sofort gefallen an der fremden Schönheit finden. Cristal verschafft Nomi ein Engagement im etablierten "Stardust", wo sie sich schnell einen Namen machen kann. Doch hinter der glitzernden Fassade der schillernden Shows in Las Vegas steckt eine Welt voller Neid und Intrigen...
Paul Verhoevens Showgirls, der wohl größte und peinlichste Ausrutscher in seiner sonst doch sehenswerten Filmografie, ist wirklich schlecht gealtert. Was früher noch durch die teils recht explizite Nacktheit für Aufsehen sorgte und als Skandalfilm abgestempelt wurde, ist heute nur noch ein Nackedei-Film unter vielen, und ebenso verhält es sich auch mit der Empfindung beim Zuschauer. Früher hinter verschlossenen Gardinen als Guilty Pleasure verschlungen und von den obszönen Rangeleien schockiert, erblickt man nun - etwas älter und reifer - die eigentliche Geschichte des Films und lässt sich nicht mehr so einfach von den nackten Schönheiten blenden. Und was einen nüchtern betrachtet hier erwartet, ist wirklich schlecht. Was Verhoeven hier geritten hat, das wird sich wohl nie ergründen lassen. Das Drehbuch ist völlig absurd und konzentriert sich gänzlich auf die möglichst skandalöse Darstellung von Nacktheit und der Glitzerwelt in Las Vegas, die Figuren sind so oberflächlich und klischeehaft, dass sie schon beinahe als Karikaturen durchgehen, und die schauspielerischen Leistungen bewegen sich irgendwo zwischen lustlosem Overacting und völliger Talentfreiheit. Bei diesem Stichwort denkt man vor allem direkt an Hauptdarstellerin Elizabeth Berkeley, die hier völlig überfordert ist und fernab von jeglicher Glaubwürdigkeit agiert. Zudem ist ihr Charakter hier dermaßen unsympathisch angelegt, dass es einem eigentlich völlig egal ist, wie sich ihr Schicksal entwickelt, Hauptsache, sie zieht dabei möglichst oft blank. Überhaupt bewegt sich hier beinahe jede Szene auf einer ganz schmalen Gratwanderung zwischen Erotik und Pornografie, während einige eingestreute Gewaltspitzen zur reinen Selbstdarstellung dienen und keinerlei sinnvollen Beitrag zur eigentlichen Geschichte leisten.
Aber bleiben wir ehrlich: Genau das macht Showgirls auch irgendwie aus, denn als trashiges Feuerwerk der Nacktheit in einer absurden, völlig überzeichneten Welt des Glitzers, funktioniert der Film tadellos, und genau auf diese Weise hat sich Verhoevens Flopp auch inzwischen seinen Kultstatus erarbeitet.
Natürlich könnte man nun versuchen, Showgirls einen tieferen Sinn zu entlocken und ihn damit besser zu machen, als er tatsächlich ist. Immerhin geht es hier unterschwellig auch um Machtmissbrauch, Sexismus und die Ausbeutung von Frauen beziehungsweise deren Degradierung zum reinen Objekt der Begierde. Diese Punkte werden allerdings so oberflächlich und plump präsentiert, dass man hier kaum eine kritische Absicht attestieren kann - wenn man es wirklich darauf anlegt, dann kann man aber immerhin mit verkanntem Tiefgang argumentieren, wenn man sich das nächste Mal in die skurrile Welt von Verhoevens Las Vegas begibt und damit fragende Blicke erntet. Genau mit dieser Zwickmühle beschäftigt sich übrigens auch die Dokumentation You Don´t Nomi aus dem Jahr 2019, die hinter die Kulissen des einstigen Skandalfilms blick und in gut 90 Minuten eine Menge interessante Infos rund um Showgirls bereithält. Eben diese befindet sich als Bonus-Disc mit in beiden Mediabook-Veröffentlichungen.
Details der Blu-ray
Im Gegensatz zur bisher verfügbaren Blu-ray hat Capelight Pictures im Bereich der Bildqualität im Zuge der Veröffentlichung als 4K UHD auch bei der Blu-ray noch einmal sichtlich nachgearbeitet und dafür einen bereits vorhandenen 4K Scan eines französischen Publishers genutzt. Waren vor allem die Farben auf der Blu-ray Erstauflage noch extrem überzeichnet und das Kontrastverhältnis viel zu stark, so punktet die neue Blu-ray nun mit einem sehr natürlichen Bild, bei dem auf unnötigen Rauschfiltereinsatz und übertriebene Nachbearbeitung verzichtet wurde. Das wirkt sich wiederum auf den Detailgrad aus, der nun wesentlich ansprechender ausgefallen ist. Etwas schwach ist dadurch zwar der Schwarzwert ausgefallen, im Gesamtbild sah Showgirls aber nie besser aus. Akustisch war eine neue Bearbeitung der Tonspur im Gegensatz dazu nicht nötig, denn diese war bereits bei der Erstauflage durchaus gelungen und wurde deshalb wieder übernommen. Der Ton ist dank seinem DTS-HD Master gut ausbalanciert und recht räumlich, was sich vor allem bei den Auftritten und dem Soundtrack bemerkbar macht. Die Dialoge sind dabei etwas weniger dynamisch, aber stets klar und sehr gut verständlich.
Details des Mediabooks
Die Front des Mediabooks zeigt das bekannte Postermotiv von Showgirls in matter Optik, wobei der Titelschriftzug durch Hochglanzoptik hervorgehoben wurde. Dieser stilisierte Schriftzug wiederholt sich auch auf der Spine. Die Rückseite hingegen besteht aus dem Postermotiv der Dokumentation You Don´t Nomi, die sich als Bonus Blu-ray ebenfalls im Mediabook befindet. Das Begleitblatt mit den Infos und Inhaltsangaben zum Mediabook wurde, ganz typisch für die Veröffentlichungen von Capelight, lose auf die Rückseite aufgelegt. Die Blu-ray selbst bietet neben dem Hauptfilm zahlreiche Extras, wie beispielsweise diverse Featurettes und Interviews sowie - erstmals - ein Interview mit Kameramann Jost Vacano. Abgerundet wird die Veröffentlichung durch ein 24-seitiges Booklet, das neben diversen Screenshots und Hintergrundinfos zum Film auch eine ausführliche Biografie Paul Verhoevens enthält, die von zahlreichen Zitaten des Regisseurs begleitet wird. Cover & Bilder © capelight pictures OHG Das Fazit von: MarS
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