Silk Road - Gebieter des Darknets
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BEWERTUNG |
05.05.2021 von Dan DeMento
Der Fall Silk Road sorgte im Jahr 2011 nicht nur in Hackerkreisen für Aufsehen. Unter diesem Namen entstand im Darknet eine Art Drogen-Ebay. Der Schöpfer der Plattform war als "Dread Pirate Roberts" lang anonym, bis er schließlich zwei Jahre später als Ross Ulbricht enttarnt und verhaftet wurde. Dieser Fahndungserfolg zog einen weiteren Skandal nach sich, der diesmal die zweifelhaften Ermittlungsmethoden des DEA im Fokus hatte. Der Thriller Silk Road - Gebieter des Darknets versucht jetzt, ein wenig Licht in dieses Dunkel zu bringen.
Inhalt:
Ross Ulbricht (Nick Robinson) ist ein junger Mann mit Idealen und Visionen, konnte aber bisher weder sein Studium, noch sein erstes Startup zum Erfolg führen. Doch diesmal scheint er die große Idee zu haben: Im Darknet gründet er Silk Road, einen verschlüsselten und mit Bitcoins finanzierten Online-Markplatz für Drogen. Das Geschäft brummt, und so wird schnell DEA-Agent Rick Bowden (Jason Clarke) auf ihn aufmerksam. Der kommt frisch aus der Entzugsklinik und wurde gerade wegen seiner fragwürdigen Ermittlungsmethoden aus dem aktiven Dienst in die Abteilung Cybercrime versetzt. Und schnell wird klar, dass er auch auf der Suche nach "Dread Pirate Roberts" nicht zimperlich sein wird...
Der - lange anonyme - Dread Pirate Roberts war und ist in Internetkreisen eine Legende und spätestens seit Beginn des Silk-Road-Prozesses im Jahr 2015 auch der breiten Öffentlichkeit zumindest in den USA ein Begriff. Nach einer spektakulären Verhaftung wurde der 31-jährige Ross Ulbricht wegen Drogenhandels und diverser anderer Vorwürfe zu lebenslanger Haft verurteilt. Obwohl Ulbricht bis zum Schluss bestritt, der Gründer von Silk Road und damit der erste Dread Pirate Roberts zu sein - wie im filmischen Vorbild Die Braut des Prinzen wurde der Titel weitergegeben, sobald der jeweilige Inhaber genügend Reichtümer für den Ruhestand angehäuft hatte - sahen die Behörden die ihn belastenden Beweise als ausreichend an. Kurz vor Prozessbeginn kamen dann auch die zweifelhaften Methoden des FBI ans Licht, die Ulbricht damit unter anderem einen Auftragsmord nachweisen wollten. Zu einem Prozess gegen die beschuldigten Agenten kam es zwar nicht, dafür wurden ihre Ermittlungsergebnisse vor Gericht nicht zugelassen.
Silk Road - Gebieter des Darknets hält sich nah - teilweise wortwörtlich - an das Online-Tagebuch des Silk-Road-Administrators, wurde an einigen Stellen aber natürlich trotzdem vereinfacht und gestrafft. So steht im Film außer Frage, dass Ross Ulbricht der einzige und ursprüngliche Admin der Silk Road war, und auch die Ermittlungsvorfürfe wurden einem einzigen - fiktiven - Agenten zugeschrieben. Trotzdem ergreift der Film keine Partei, Ulbricht wird weder verteufelt noch glorifiziert, genauso wenig wie Rick Bowden. Beide haben glaubwürdige und nachvollziehbare Hintergründe und werden einfach als Menschen dargestellt, die Überzeugungen haben, Entscheidungen treffen und Fehler machen. Ross Ulbricht ist der etwas naive Idealist, der Silk Road gründet, um die Welt zu verändern, dem unglaublichen Reichtum, der in daraufhin zufliegt, aber auch nicht abgeneigt ist. Und Bowden ist der typische Graue Wolf, neun Monate vor seiner Pensionierung, der einfach nur "böse Buben zur Strecke bringen" möchte und bereit ist, zu diesem Zweck die Gesetze ein wenig zu seinen Gunsten auszulegen. Wer wie viel Schuld trägt, überlässt der Regisseur dem Zuschauer.
So überzeugend die beiden Hauptfiguren geschrieben sind, so überzeugend werden sie von ihren Darstellern verkörpert. Nick Robinson, der nach einer Rolle in Jurassic World seinen großen Durchbruch mit Love, Simon hatte spielt Ross Ulbricht mit genau der richtigen Mischung aus Naivität und Härte, die die Rolle verlangt. Und Jason Clarke, der den gebrochenen Helden schon in Terminator: Genisys oder der Neuauflage von Friedhof der Kuscheltiere verkörperte, ist der perfekte Gegenspieler. Auch wenn die Hauptlast des Films auf den Schultern der beiden liegt, sind auch sämtliche Nebenrollen großartig besetzt, ein kleines Highlight hierbei ist der unter anderem aus Westworld bekannte Jimmi Simpson als arroganter FBI-Agent.
Wer die Vorgänge um die Affäre Silk Road kennt oder zum Beispiel die empfehlenswerte Amazon Prime Doku Deep Web - Der Untergang der Silk Road gesehen hat, der wird die meisten der Szenen wiedererkennen und hat die Möglichkeit seine eigene Auffassung der Ereignisse mit denen der Filmemacher zu vergleichen. Aber auch Zuschauern, die noch nie etwas von Darknet, Bitcoin oder Silk Road gehört haben, erklärt der Film die Fakten, ohne zu langweilen. Das macht den Silk Road - Gebieter des Darknets für ein breites Publikum spannend und funktioniert auch ohne Kenntnis oder auch nur Interesse an den Hintergründen als solider Thriller.
Der Film endet mit der Verhaftung von Ross Ulbricht und verweist so den eigentlich kontroversen Teil, nämlich die Verhandlung und die Ermittlungen gegen das FBI, auf einige Einblendungen im Abspann. Das ist nachvollziehbar, da allein diese Vorgänge Material für einen weiteren Film liefern würden, schade ist es aber trotzdem. Wer sich also auch in diesem Bereich näher beschäftigen möchte, dem sei die oben genannte Doku ans Herz gelegt.
Details der Blu-ray:
Bild und Ton geben keinerlei Anlass zur Kritik. Der Look ist klar, scharf und detailreich, der Ton kommt solide und gut abgemischt aus den Boxen. Auch die deutsche Synchronfassung ist ordentlich gemacht und bietet zumindest für die beiden Hauptdarsteller die gewohnten Stimmen. Bonusmaterial gibt es leider nicht.
Cover & Bilder © ASCOT ELITE Entertainment GmbH - All rights reserved. / Catherine Kanavy Das Fazit von: Dan DeMento
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