The Hidden Soldier
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BEWERTUNG |
18.10.2020 von Dan DeMento
Die chinesische Schauspielerin Yifei Liu ist seit ihrer Rolle in der Realfilm-Adaption von Mulan weltberühmt. Doch natürlich kam sie nicht aus dem Nichts, sondern ist in China schon seit 2004 als Schauspielerin, Sängerin und Model erfolgreich. 2017 erschien der Film The Hidden Soldier, in dem sie an der Seite von Into The Wild - Star Emile Hirsch agiert und der im Zuge der neugewonnenen Aufmerksamkeit jetzt auch für den deutschen Markt erschien.
Inhalt:
Nachdem die Japaner in Pearl Harbor verheerende Schäden anrichteten, holen die US Truppen umso erbitterter zum Gegenschlag aus und starten eine Reihe von Luftangriffen auf Tokio. Als einer der amerikanischen Flugzeugträger von der japanischen Flotte entdeckt wird, müssen Pilot Jack Turner (Emile Hirsch) und seine Besatzung früher als geplant starten. Der Bombenangriff auf Tokio ist zwar ein voller Erfolg, doch dann geht dem Flugzeug über dem chinesischen Dschungel der Treibstoff aus und die Soldaten müssen abspringen. Jack Turner landet schwer verwundet in einem Baum, wo ihn die junge Witwe Ying (Yifei Liu) findet und in ihrem Haus versteckt. Doch damit bringt sie sich, ihre Tochter Nunu (Li Fangcong) und letztlich ihr ganzes Dorf in Lebensgefahr. Denn die Japaner suchen bereits nach der abgestürzten Besatzung und sind bekannt dafür, mit Gefangenen kurzen Prozess zu machen...
Der Ansatz von The Hidden Soldier ist nicht verkehrt. Während Meilensteine wie Pearl Harbor oder - etwas aktueller - Midway sich auf die amerikanische Seite konzentrieren und die geschichtsträchtigen Schlachten beleuchten, widmet sich dieser Film der chinesischen Landbevölkerung, deren Situation im Krieg weniger beachtet wird.
Verantwortlich für die Inszenierung ist der Däne Bille August, der mit Werken wie Das Geisterhaus oder Fräulein Smillas Gespür für Schnee eher für ruhige, psychologische Dramen bekannt ist, als für wilde Action-Schlachten. Dass August seiner Handschrift auch in The Hidden Soldier treu bleibt, war eine sehr gute Entscheidung, denn gerade in den ersten Minuten des Films ist man sich dessen bescheidenen Budgets sehr bewusst. Der Luftangriff auf Tokio scheint optisch eher aus einem 10 Jahre alten Computerspiel zu stammen als aus einem aktuellen Hollywood-Film. Ist Jack Turner aber einmal in der bescheidenen Hütte der Witwe Ying und damit der Film an seinem Haupthandlungsort angekommen, verdichtet sich die Atmosphäre und es fällt deutlich leichter, sich auf den Film einzulassen.
Gerade Yifei Liu macht ihre Sache als Ying sehr gut und es ist kein Wunder, dass Disney auf der Suche nach einer geeigneten Mulan auf sie aufmerksam wurde. Emile Hirsch dagegen, der sich nach seiner herausragenden One-Man-Show in Into The Wild wieder in die Riege der Nebendarsteller zurückziehen musste, liefert auch hier keine Glanzleistung ab. Sein Charakter ist flach, farb- und emotionslos. Weder spielt er den Kriegshelden zu Beginn überzeugend, noch den geläuterten Menschenfreund zum Schluss.
Woran aber beide Hauptdarsteller auch mit größten Anstrengungen nichts ändern können, ist die Tatsache, dass The Hidden Soldier eigentlich keine wirkliche Handlung hat. Das Cover verkündet groß, der Film basiere auf einer wahren Begebenheit, was auch durchaus glaubwürdig ist. Ob man aus jeder wahren Begebenheit gleich einen Spielfilm machen muss, ist die andere Frage. Achtung, gemäßigter Spoiler: Captain Jack stürzt ab, wird versteckt, von Sympathisanten außer Landes geschafft und macht - trotz einiger kleiner Überraschungen und Wendungen - danach mit dem Krieg so weiter wie vorher. Keine Charakterentwicklung, kein moralischer Zeigefinger, nicht mal die - ohnehin sehr konstruiert wirkende - "Liebesgeschichte" zwischen dem Piloten und der Witwe wird konsequent zu Ende erzählt. Ohnehin zeigt sich ihre innige Liebe vor allem darin, dass er ihr Dach neu deckt und sie ihn nicht an die Japaner ausliefert. Letzteres tut sie nach eigener Aussage aber primär deswegen nicht, weil sie dann ebenfalls erschossen würde.
Um die Sprachbarriere zu illustrieren, wurde der Film im Original auf Chinesisch und englisch gedreht, jeder Darsteller spricht also einfach seine Muttersprache. Diese Entscheidung ist ebenso nachvollziehbar wie die der Verantwortlichen für die deutsche Fassung, nur den chinesischen Teil zu übersetzen. Was aber nicht ganz verständlich ist, ist die Entscheidung, den - nach wie vor englisch sprechenden - Emile Hirsch in den synchronisierten Parts von einem offensichtlich deutschen Synchronsprecher englisch nachzusynchronisieren, obwohl dieser bis zum Ende des Films kein einziges Wort deutsch - respektive chinesisch - spricht. Klingt kompliziert? Ist es auch.
Alles in allem ist The Hidden Soldier nicht schlecht gemacht, aber auch nichts Besonderes. Die Bewertung spiegelt damit bewusst genau die Mitte wieder: Fans von Kriegsdramen oder chinesisch-amerikanischen Produktionen können gefahrlos einen Blick riskieren, alle anderen verpassen nichts, wenn sie um diesen Streifen einen Bogen machen.
Details der Blu-ray:
Trotz - vor allem in den CGI-Szenen deutlich sichtbar - geringen Budgets sehen Bild und Ton sehr ordentlich aus. Die Art und Weise der Synchronisation ist gewöhnungsbedürftig, vor allem da man direkt in einen englischen Block startet, obwohl die Sprachfassung fälschlich als Deutsch/Chinesisch angegeben ist. Davon abgesehen kommt der Ton mit Druck aus den Boxen und macht in leisen wie lauten Szenen Spaß. An Bonusmaterial gibt es einen Trailer, eine Bildergalerie sowie ein Interview mit Emile Hirsch.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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