The Window - Staffel 1
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BEWERTUNG |
09.09.2023 von Beef SupremeDass der Profi-Fußball nicht mehr viel mit dem Spaß am runden Leder im eckigen Aluminium zu tun hat, ist nicht erst seit Blatter und Infantino bekannt. Geld und Macht sind das Öl in einer riesigen Sportmaschinerie, die horrende Transfersummen und fragwürdige Deals zutage fördert. Diesem Thema widmet sich die deutsch-japanische Koproduktion The Window. Schauen wir mal, ob eine Fußball-Serie ohne Sport, dafür mit viel Korruption und Intrigen funktioniert.
Inhalt
Jordan Burdett ist der neue Stern am Fußballhimmel. Kicken kann der 17-Jährige Goldfuß, doch vom Business hat er keine Ahnung. Diesen Part übernimmt sein älterer Bruder Kieran, der sich durch den Dschungel von Angeboten und schmieriger Feilscherei zu hacken versucht. Es dauert nicht lange, bis auch Sceptre, eine große Managementfirma auf Jordan aufmerksam wird und die naive Gelddruckmaschine unter ihre Fittiche nehmen will. Sceptre setzt mit Romulus ihren rücksichtslosen Bluthund auf Jordan an, und es dauert nicht lange, bis der Jungstar ersten Kontakt mit den dreckigen Seiten des Fußballbusiness konfrontiert wird. Fußball ist weit mehr, als nur über perfekt getrimmten Rasen joggen und Tore schießen, das lernt der behütete Jungstar auf die harte Tour, während um ihn herum der Sumpf aus Korruption, Geldschieberei und Intrigen immer tiefer wird und ihm Kieran immer weniger helfen kann. Dabei ist Jordan trotz all seines Talents nur ein kleines Rädchen in Spiel um Einfluss und Geld, das der gerissene Geschäftsmann Jae-Yeon Cho, die ambitionierte Harriet Sarratova und noch viele weitere zwielichtige Gestalten für sich entscheiden wollen. Für Fußball und Träume bleibt in der englischen Liga kein Platz.
Der obige Abschnitt beschreibt in etwa die erste von zehn Folgen aus der ersten Staffel The Window. Schon ab der zweiten Folge schlägt die Serie jedoch eine andere Richtung ein und der vermeintliche Hauptcharakter Jordan rückt in den Hintergrund. Beinahe so weit, dass er in Vergessenheit zu geraten droht. Das namensgebende Window beschreibt nämlich das Transferfenster in der englischen Liga, bei dem sich alle Beteiligten einen goldenen Kickschuh verdienen wollen. Durch neue Spieler, neue Marketingdeals, neue Senderechte und so weiter. Die Serie dreht sich dadurch hauptsächlich um die Machenschaften der Fußballfunktionäre und die parasitären Anhängsel, die ein gewinnversprechendes Geschäftsfeld mit sich bringt. Die mehrfach erwähnten Intrigen, Machtspiele und Gier stehen hier im Vordergrund, was sich darin äußert, dass man in einer Serie über Fußball kein einziges Spiel oder Ausschnitte davon sieht. Das passt zwar zur grundsätzlichen Aussage der Serie, es dreht sich alles nur ums Geld, doch ist auch bezeichnend für das Grundproblem, das The Window hat. Es fehlt der ersten Staffel an Fokus. In regelmäßigen Abständen werden neue Sub-Plots eröffnet, ohne die bisherigen Themen aufzulösen. Das ist grundsätzlich kein Problem, in der Theorie hält das die Spannung hoch und motiviert zum Weiterschauen. The Window vergisst allerdings gerne über längere Zeiträume, worum es eigentlich geht und füllt die Zeit mit Inhalten, die die übergreifende Handlung kaum voran bringt. Beinahe scheint es, als hätten die Autoren irgendwie die 10 Folgen füllen müssen und ihnen ist nichts eingefallen, das sich organisch in die Haupthandlung einbetten lässt.
Bei den Charakteren erhält man eine gemischte Tüte. Zunächst fällt auf, dass zu Beginn, ob absichtlich oder nicht ist unbekannt, kein Sympathieträger etabliert wird. Am Anfang nerven und das ist ein schlechter Start. Das gibt sich glücklicherweise im Verlauf, aber nicht durch Charakterentwicklung, die findet nur in seltenen Fällen statt, sondern durch die stakkatoartige Einführung und Abservierung neuer und alter Charaktere. Die Menge an Leuten die hier kommt und geht kann unübersichtlich werden, wenn man nicht aufpasst. Zumal selten klar ist, wer ist jetzt wichtig, wer eher nicht. Dass gerne ganze Subplots über eine ganze Weile ignoriert werden, hilft auch nur bedingt dabei, sich die ganzen Gesichter zu merken.
Die darstellerischen Fähigkeiten verhalten sich analog zu den Charakteren: gemischt. Die Darsteller von Kieran und Romulus können hier als positive Beispiele von glaubhaftem Spiel aufgeführt werden. Gerade Romulus lässt sich mit Inbrunst hassen, Top Leistung, gerne wieder. Auch kleinere Rolle werden teils äußerst kompetent besetzt, hier gilt es Liam, einen von Jordans Teamkollegen, hervorzuheben.
Details zur DVD
Die DVD-Edition der ersten Staffel kommt als 3-Disk-Edition in einem klassischen Amaray-Case ohne Schnickschnack daher. Auf der DVD selbst sind die Folgen auf Deutsch und Englisch enthalten sowie Untertitel. Die letzte Disc enthält nur 2 Folgen, dafür noch ein Making-Of. Insgesamt ist das Menü sehr schlicht gehalten und man kann entweder den kompletten Inhalt am Stück oder einzelne Episoden, die namentlich und nummeriert hinterlegt sind, anwählen.
Die Bildqualität geht in Ordnung, hier werden allerdings keine optischen Bäume ausgerissen. Das Bild erscheint manchmal etwas matt und farbreduziert, doch in einer Serie, die hauptsächlich aus Dialogen und Handynachrichten besteht, fällt das kaum auf, da budgetbedingt auf große, optisch eindrucksvolle Set-Pieces verzichtet wurde.
Bei der Übersetzung kann es den Sensibleren passieren, dass sich ihnen die Fußnägel hochrollen, weswegen ich jedem die englische Tonspur ans Ohr legen möchte. Englische Untertitel liegen bei, die sind auch zu 90% akkurat, nur vereinzelt schleichen sich Schreibfehler oder Unstimmigkeiten ein. Cover & Bilder © Edel Motion Das Fazit von: Beef Supreme
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