Wild Bill - Vom Leben beschissen
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BEWERTUNG |
10.01.2014 von TorstenMit der Justiz ist das manchmal so eine Sache. Klar, straffällig gewordene Menschen gehören von der Gesellschaft ausgegrenzt, bevor sie noch schwereren Schaden anrichten können. Aber werden Straftäter in Gefängnisanstalten lediglich weggesperrt, oder wird tatsächlich versucht, sie auf eine Integration in die Gesellschaft vorzubereiten? Der durchgeknallte Wild Bill jedenfalls hat seine Strafe verbüßt, aber ist er wirklich schon bereit, wieder ein neues Leben zu führen?
Als Bill nach über acht Jahren Gefängnisaufenthalt entlassen wird, ist sein Leben längst Vergangenheit. Seine Frau ist mit ihrem neuen Liebhaber nach Spanien durchgebrannt, seine beiden Söhne sind mittlerweile 11 und 15 und erkennen ihren eigenen Vater nicht. Vor allem der 15jährige Dean, der seit der Abwesenheit der Mutter die Rolle des Familienoberhauptes übernommen hat, will von dem Mann, der die Familie in Stich gelassen hat, nichts mehr wissen. Der Teenager hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen, arbeitet fleißig auf einer Baustelle und kümmert sich um seinen kleinen Bruder. Seit Bill wieder da ist, soll sich dies allerdings ändern, denn plötzlich steht das Jugendamt vor der Türe und droht, die Kinder in die Obhut eines Erziehungsheims zu überstellen. Also einigen sich Dean und sein Vater auf einen Deal. Sie wollen dem Amt die heile Familie vorspielen. Dumm nur, dass Bills altes Leben ihn wieder einholt. Kriminelle Freunde versuchen ihn, wieder in das Drogengeschäft mit einzubeziehen. Er wird eine Entscheidung treffen müssen, die nicht jedem schmecken wird.
Oft steckt mehr dahinter, als ein dröges Cover und schmissige Beschreibungen vermuten lassen. So ist Wild Bill – Vom Leben beschissen dann auch keine actionreiche Gangster-Komödie, sondern eher ein sozialkritisches Drama, das mit ausdrucksstarken Bildern von der Ausweglosigkeit der unteren sozialen Bevölkerungsschicht überrascht. Gerade Will Poulter (Dean), zuletzt als schüchterner, ungeküsster Teenager in Wir sind die Millers zu sehen, verleiht seiner Rolle gehörigen Ausdruck und überzeugt mit einer glaubhaften Mimik, die man dem Darsteller aus Chroniken von Narnia so gar nicht zugetraut hätte. Charlie Creed-Miles (Bill) mimt dazu den geläuterten Knasti, was ihm nicht minder gut gelingt, sodass ein authentisches Bild einer Familie am Rande der Asozialität entsteht, die - trotz aller krimineller Verwicklungen - versucht, über die Runden zu kommen. Negativer Beigeschmack der dramatischen Erzählweise ist allerdings der oft etwas langatmige Rahmen, in dem sich die Handlung bewegt. Einige Lacher und bewegende Szenen versuchen das Gemüt in die eine oder andere Richtung zu lenken, aber spätestens beim wenig nachvollziehbarem Ende wird klar, dass dies nicht mit der letzten Entschlossenheit geschieht.
Bild- und Tonqualität sind mit gehobenem Schärfegrad bei akzeptabler Körnung in dunkleren Szenen, sowie störungsfreier Tonwiedergabe passender Synchronsprecher für eine DVD wirklich gut. Das Bonus-Material mit einigen zusätzlichen Szenen, sowie dem Trailer, ist hingegen in seinem Umfang eher bescheiden. Cover & Bilder © Tiberius Film Das Fazit von: Torsten
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