Nukleum: Australien

Nukleum: Australien

Genre: Erweiterung • Strategiespiel • Aktionsauswahl • Netzwerke
Autor: Simone Luciani, Dávid Turczi
Illustrator: Andreas Resch, Zbigniew Umgelter, Aleksander Zawada
Spieleverlag: Board&Dice, Giant Roc
Empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Spieldauer: 60-140 Minuten

Nukleum: Australien   03.11.2025 von 2-PL4Y3R5

Willkommen, lieber Industrieller, in einer Welt, in der die Energieversorgung nicht nur eine Notwendigkeit, sondern eine Kunstform ist! Nachdem Elsa von Frühlingfeld mit ihrer atomaren Erfindung ganz Sachsen ins Zeitalter des Nukleums katapultiert hat, lechzen nun alle nach dieser bahnbrechenden Technologie. Und wo, fragst du dich, findet man die reichsten Uranvorkommen und die kühnsten Visionäre? Nun, die Antwort ist so leuchtend wie ein frisch gespaltenes Atom: Australien! Mach dich bereit für neue Herausforderungen und unendliche Möglichkeiten, denn hier wartet nicht nur ein riesiger Kontinent darauf, zu einer neuen globalen Macht geschmiedet zu werden, sondern auch ein verrückter Wissenschaftler, der auf Tasmanien seine ganz eigenen, experimentellen Kraftwerke betreibt.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Die Spielschachtel der Erweiterung Nukleum: Australien ist dünn. Es handelt sich aber um die Nukleum Erweiterung mit dem teuersten UVP: 36 EUR. Was befindet sich in der Schachtel? Hauptsächlich ein einzelner Stanzbogen, ein paar wenige Karten und für jede Spielerfarbe vier Boote aus Holz. Hauptsächlich sagten wir? Nun, den größten Teil des Schachtelvolumens nimmt das Spielbrett ein. Es zeigt, wie der Name der Erweiterung schon ahnen lässt: den Kontinent Australien. Sämtliches Spielmaterial der Erweiterung ist mit einem Känguru-Symbol markiert, sodass Du es jederzeit leicht identifizieren kannst. Aber freu Dich nicht zu früh: der Inhalt passt nicht in die Schachtel des Grundspiels; diese ist bereits bis oben hin voll und das neue Spielbrett einfach zu dick.

 

Wer mit den Regeln des Grundspiels nicht vertraut ist, der schaut am besten zuerst bei unserer Rezension zu Nukleum vorbei. Schauen wir uns jetzt erstmal an, was sich mit der Erweiterung am Spielaufbau verändert.

 

Der Aufbau beginnt, indem der Australien-Spielplan in die Mitte des Tisches gelegt wird, wobei die passende Seite für die Anzahl der Spieler nach oben zeigt. Dies ersetzt den Sachsen-Spielplan des Grundspiels. Daneben platzierst du den Nebenplan des Grundspiels, mit Platz für Aktionsplättchen-Markt, Auftragsplättchen und Endbedingungsscheiben.

Um die Energieversorgung des Kontinents zu gewährleisten, legst du die Kohleimportwagen-Plättchen mit der aufgedruckten Seite nach oben auf die dafür vorgesehenen Felder im Kohleimportbereich von Queensland. Neu sind auch die Kohleminen-Plättchen, die auf die in den Städten angegebenen Felder gelegt werden.

Vergiss Riesa! Der wahre Stern am Kraftwerkshimmel ist das Experimentelle Kraftwerk in Hobart, der Hauptstadt Tasmaniens; unten rechts auf dem Spielplan zu finden. Das experimentelle Kraftwerk in Hobart ersetzt die Kohlekraftwerksfigur in Riesa aus dem Grundspiel. In Hobart hat ein genialer, wenn auch exzentrischer Wissenschaftler Elsas Erfindung nachgebaut. Dieses Kraftwerk kommt bereits mit einem eingebauten Nukleum, sodass du dir die Mühe des Platzierens sparen kannst.

Die Schifffahrtswege sind die große Neuerung in Nukleum: Australien. Sie verbinden Städte auf eine ganz andere Art als die herkömmlichen Eisenbahnlinien des Grundspiels. Du kannst Kohle und Uran über diese maritimen Autobahnen verschiffen. Aber Vorsicht, du kannst nur deine eigenen Boote nutzen, und Elektrizität lässt sich so leider nicht befördern.

 

Fünf brandneue Aktionsplättchen werden unter die übrigen 30 Aktionsplättchen des Grundspiels gemischt. Einige Verträge aus dem Grundspiel, die sich auf Prag oder die Anzahl der Plättchen beziehen, werden aussortiert. Dafür stehen elf neue Verträge zur Verfügung – darunter fünf Silber-, fünf Gold- und ein purpurner Vertrag. Es winken also neue Herausforderungen, die sich um Kohleminen, Schifffahrtswege und Tasmanien drehen. Zudem werden zwei Nebenplan-Überlagerungen auf dem Vertragsmarkt und dem Bereich für die Endspielbedingungen platziert. Ein neues Meilensteinplättchen gesellt sich ebenfalls zu den bestehenden des Grundspiels. Und die Anzahl der ausliegenden Silber- und Goldverträge wird erhöht: Du wählst zwei mehr als im Grundspiel.

 

Die Startbedingungen auf dem Kontinent werden durch neue Vorbereitungs-Karten festgelegt. Sie bestimmen, wo die ersten neutralen Stadtgebäude, Schuttplättchen und natürlich die Nukleums platziert werden.  Außerdem werden neutrale Boote auf den sichtbaren Schifffahrtswegen positioniert, um die neuen Handelsrouten schon mal vorzuspuren.

 

Nun zur persönlichen Spielvorbereitung. Jeder von euch erhält seine eigene kleine Flotte von vier Booten. Zu den übrigen Aktionsplättchen gesellt sich das spezielle Schifffahrtsplättchen. Und da wir uns in Australien befinden, wo der Bergbau blüht, erhältst du auch ein Kohleminenförderungsplättchen. Dieses dient dir als persönliches Ablagebrett für die Kohleminen-Plättchen, die du vom Hauptspielbrett holen wirst.

 

Das Spielziel

 

Wer am Ende die meisten Siegpunkte hat, gewinnt – das bleibt auch in Nukleum: Australien das unerschütterliche Credo deines Industriellen-Daseins. Dabei bleibt das Kernsystem der Siegpunktegenerierung erhalten, d.h. Siegpunkte gibt es hauptsächlich für Verträge, Meilensteine, und elektrisierte Gebäude. Es werden lediglich neue Kriterien und Bedingungen geschaffen, welche sich auf die neuen Spielkomponenten und -mechaniken beziehen - das sind Kohleminen, Schifffahrtswege, Boote und Tasmanien. Diese können direkt zu Siegpunkten führen oder den Zugang zu Technologien ermöglichen, welche wiederum indirekt Siegpunkte einbringen können.

 

Der Spielablauf

 

Wie im Grundspiel führen Spieler im Uhrzeigersinn Spielerzüge aus, bis das Spielende eingeleitet wird. Dein Spielerzug bietet dir weiterhin die drei vertrauten Möglichkeiten, wobei die ersten beiden nun einen „australischen Twist“ erhalten haben.

 

Möglichkeit 1: Ein Aktionsplättchen an dein persönliches Tableau spielen. Du wählst wie gewohnt ein Aktionsplättchen aus deinem Pool und legst es in eine freie Aussparung deines Bureautableaus, um dann beide darauf abgebildeten Aktionen auszuführen. Die fünf neuen Aktionsplättchen bringen neue Synergien mit sich und berücksichtigen natürlich die neuen Spielelemente. Natürlich kannst du auch weiterhin vor, zwischen oder nach deinen Aktionen einen erfüllbaren Vertrag abschließen, um sofortige Belohnungen einzuheimsen.

In diesem Kontext hervorzuheben ist auch das spezielle Schifffahrtsplättchen: wird dieses platziert, erlaubt es dir, die neue Aktion „ein Boot platzieren“ auszuführen. Die Kosten für das Platzieren eines Bootes auf eine Schifffahrtsroute betragen 1 Thaler, zuzüglich 1 Thaler für jedes Boot, das sich bereits auf dieser Schifffahrtsroute befindet. Die Schifffahrtsroute muss nicht mit einem deiner Netzwerke verbunden sein, ähnlich wie beim Platzieren eines Eisenbahnplättchens. Das Besondere: nach dem Platzieren des speziellen Schifffahrtsplättchens, darf sofort ein weiteres Aktionsplättchen obenauf gespielt und dessen Aktionen verwendet werden, sodass zwei Aktionen verkettet werden können. Das speziellen Schifffahrtsplättchen darf übrigens niemals als Eisenbahn platziert werden.

 

Möglichkeit 2: Ein Aktionsplättchen als Gleis auf den Spielplan legen. Diese Aktion, die dein Netzwerk auf dem Spielbrett ausbaut und oft Bonusaktionen durch farbig-passendes aneinanderreihen von Aktionsplättchen auslöst, bietet jetzt noch etwas mehr. Als Belohnung für deinen Schienenbau kannst du auf einigen Eisenbahnfeldern jetzt auf kleine Uranfunde stoßen. Platziere dort ein Gleis, und du erhältst sofort ein Uran, das du in eine deiner Uranminen legen musst.

Die größte Neuerung im Kontext der „Netzwerke“ sind aber die Schifffahrtswege, die nicht über Gleise, sondern mittels Boote funktionieren. Diese Verbindungen sind eine völlig neue Art der Netzwerkexpansion. Sie funktionieren ähnlich wie deine Eisenbahnlinien, um dein Netzwerk zu erweitern, aber Vorsicht: Sie gelten nicht als Eisenbahnplättchen für Meilensteine, Verträge oder Technologien. Und noch wichtiger, wie eingangs schon erwähnt: obwohl du mit deinen Booten Kohle und Uran verschiffen kannst, können Schiffe keine Elektrizität leiten.

 

Möglichkeit 3: Eine Aufladung durchführen. Wenn dein Tableau voll ist oder dein Ressourcenhaushalt eine Auffrischung braucht, führst du eine Aufladung durch. Du erhältst wie gehabt Thaler, Arbeitskraft und Siegpunkte gemäß deiner Einkommensleisten, legst einen Meilensteinmarker und nimmst deine Aktionsplättchen vom Tableau zurück.

 

Schauen wir uns die Hauptaktionen genauer an, die beim Platzieren von Aktionsplättchen ausgelöst werden können. Die Neuheit, das Platzieren der Boote hatten wird schon. Aber was ändert sich bei den übrigen Aktionen?

 

Industrialisieren: Diese Aktion erlaubt dir nun nicht nur den Bau von Turbinen und Uranminen, sondern auch das Errichten von Kohleminen. Für einen Arbeiter kannst du ein Kohleminen-Plättchen aus einer Stadt in deinem Netzwerk nehmen und auf deinem persönlichen Kohleminenförderungsplättchen platzieren. Benachbarte Minen auf deinem Förderungsplättchen schalten sofortige Belohnungen wie Thaler frei. Während einer Elektrisieren Aktion produziert jede deiner Kohleminen zudem kostenlos 1 Kohle direkt an ihrem Standort. Beachte jedoch, dass Arbeiter auf Kohleminen zwar für Verträge zählen, die ein beliebiges Gebäude erfordern, aber nicht für spezifische Uranminen-Verträge oder -Meilensteine.

 

Elektrisieren: Mit dieser Aktion versorgst Du Gebäude mit Strom. Nukleum: Australien bietet in diesem Zusammenhang neue Möglichkeiten. Zum einen sind die Boote nun unerlässlich, um die von deinen neuen Kohleminen oder Uranminen produzierten Ressourcen zu den Kraftwerken zu transportieren. Die Kohleimporte sind ebenfalls angepasst: Neben Queensland kannst du nun auch Kohle aus Adelaide importieren – für 3 Thaler pro Kohle, so oft du willst. Teuer, aber manchmal notwendig. Zuletzt wartet Australien mit brandneuen Kraftwerken auf, die neue Belohnungen bieten wie z.B. dem Platzieren eines Bootes.

 

Entwickeln & Urbanisieren: Während die Aktionen selbst keine grundlegenden Änderungen erfahren, wirken sich die neuen Aktionsplättchen im Markt und die neuen Bauplätze auf der Australien-Karte auf deine Möglichkeiten aus.

 

Auftrag nehmen: hier bleibt ebenfalls alles beim Alten; aber es gibt wie erwähnt neue Verträge und Meilensteine zu entdecken.

 

Wie steht es um das Spielende? Hier gibt es eine wichtige Anpassung in Partien mit drei oder vier Spielern. Statt zwei müssen nun drei von fünf Bedingungen erfüllt werden, um das Endgame einzuläuten. Dies kann die Spieldauer beeinflussen. In Zwei-Spieler-Partien bleibt es bei zwei Bedingungen.

 

 

Bildergalerie von Nukleum: Australien (5 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 1 doppelseitiger Australien-Spielplan
  • 1 Meilensteinplättchen
  • 13 Vorbereitungskarten
  • 1 Nukleum-Marker (für das neue Kraftwerk in Hobart)
  • 11 Neue Vertragsplättchen (5 Silber-, 5 Gold- und 1 Purpur-Vertrag)
  • 8 Kohleminen-Plättchen
  • 5 Neue Aktionsplättchen
  • 2 Nebenplan-Überlagerungen (für den Vertragsmarkt und den Bereich der Endspielbedingungen)
  • 1 Kraftwerksfigur (für Hobart)
  • 3 Neutrale Boote

 

Für jeden Spieler:

 

  • 1 Spezielles Schifffahrtsplättchen
  • 1 Kohleminen-Förderungsplättchen
  • 4 Boote je Spielerfarbe
  • 1 zusätzliche Spielerhilfe


Cover & Bilder © Cover: Giant Roc/Board & Dice / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Oft liest man, dass Nukleum: Australien einfach nur ein neues Spielbrett darstellt. Überspitzt formuliert mag das auch so stimmen. Und dann soll man auch noch knapp 40 EUR dafür zahlen? Nukleum: Australien ist auch noch die teuerste unter allen Nukleum Erweiterungen.

 

Wir versuchen das Ganze mal zu relativieren. Was bringt nun die Erweiterung wirklich? Zunächst: das neue Spielbrett, Australien. Aber mit diesem Spielbrett kommen gleichzeitig neue Mechaniken ins Spiel, die allesamt mehr strategische Möglichkeiten bieten, allen voran die Schifffahrtswege und Kohleminen. Die Schifffahrt ermöglicht flexiblere Ressourcentransporte, während Kohleminen eine zusätzliche Stromquelle bieten. Wir persönlich hatten das Gefühl, dass durch diese erhöhte Flexibilität im Ressourcenmanagement Nukleum weniger bestrafend wirkt, wenn man mal etwas übersehen hat, weil es viel mehr Möglichkeiten gibt, dies wettzumachen.

 

Den Wiederspielwert von Nukleum haben wir schon in der Rezension des Grundspiels positiv bewertet. Er steigt aber mit der Australien Erweiterung noch weiter. Nicht nur hat man zwei Spielpläne, sondern damit verbunden auch unterschiedliche Spielmechaniken zur Auswahl. Sowohl das neue Brett mit der neuen Ressourcenverteilung als auch die neuen Mechanismen fordern komplett unterschiedliche Strategien und Denkweisen.

 

Klar, durch die zusätzlichen Mechanismen steigt auch die Komplexität, sodass man als Einsteiger auf keinen Fall direkt die Erweiterung dazukaufen braucht. Auch die Spieldauer in Mehrspielerpartien kann steigen, weil das Spielende mit der Erweiterung erst beim Erfüllen von 3 statt nur 2 Endgame-Bedingungen ausgelöst wird. Einige Partien nur mit dem Grundspiel sind also Pflicht, bevor man sich nach Australien wagt. Wie sieht es aus mit der Regel? Die Regel hat 8 Seiten und erklärt auf 5 Seiten kurz und knapp die Änderungen im Aufbau im Vergleich zum Grundspiel und die neuen Spielkonzepte. Wer sich durch die Regeln des Grundspiels kämpfen konnte, der wird die Regeln der Erweiterung sehr schnell erarbeitet haben.

 

Nukleum: Australien ist die erste Erweiterung im Nukleum Universum. Mittlerweile gibt es noch weitere Erweiterungen: „Der große Rat“, „Institut für Energieforschung“ und die Minierweiterung „Patronate“. Das Nukleum Universum scheint unaufhörlich zu wachsen. Wir freuen uns über die Variabilität, denn Nukleum gefällt uns thematisch sehr und befriedigt unseren Drang nach komplexeren Strategiespielen gleichermaßen. Ehrlicherweise kommen diese Expertenkracher aber viel zu selten auf den Tisch, sodass uns die Variabilität des Grundspiels mit Australien sicher für einige Jahre ausreichen wird.


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