Paddy

Paddy

Genre: Plättchenlegespiel • Gebietskontrolle
Autor: Alberto Camaño
Illustrator: Tatiana Boyko
Spieleverlag: 2Tomatoes Games
Empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 40 Minuten

Paddy   22.12.2025 von 2-PL4Y3R5

Erst bei der Vorbereitung und Recherche für diese Rezension von Paddy entdeckten wir zwei weitere Puzzler von 2Tomatoes Games, die mit ähnlichem Artstyle und in derselben kompakten Schachtelgröße daherkommen: Coral und Islet. Paddy ist demnach der dritte Teil einer Reihe, die komplett an uns vorbei ging. Alle drei Teile haben ein Naturthema und in allen drei Teilen platziert man Holz-Plättchen verschiedener Formen, auch übereinander, und darauf dann Figuren: Korallen, Vögel oder Affen. Hier soll es aber ausschließlich um Paddy gehen. Schauen wir uns also an was der dritte Teil der Reihe so kann, ganz unvoreingenommen, denn die anderen beiden Teile haben wir nie gespielt.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Paddy kommt in einer relativ kleinen, quadratischen Schachtel. Diese ist aber vollgepackt mit dicken Holz-Plättchen, wirklich bis oben hin. Schon alleine durch die Haptik dieser Holzkomponenten, die man im Spielverlauf stapelt, macht die Spielerfahrung gleich noch mehr Spaß. Neben diesen Plättchen gibt es verschieden farbige Holz-Tierfiguren, einfarbig bedruckt. Auch das sieht gut aus. Ansonsten ist alles Standard: man findet in der Schachtel noch einige Karten und zwei Spielpläne. Insgesamt sorgt die Produktionsqualität beim Auspacken für Vorfreude und macht einen super Eindruck.

 

Schauen wir uns den Spielaufbau an. Zuerst kommt der Spielplan in die Tischmitte und daneben die Wertungstafel. Auf der Wertungstafel befindet sich der Rundenanzeiger, das schwarze Zyklusplättchen. Er wird auf das erste Zyklusfeld, also das erste Feld der Rundenleiste platziert. Der Spielplan zeigt ein 8x8 Raster aus quadratischen Feldern, den Parzellen, das in der Mitte in eine helle und eine dunkle Seite, bzw. eine Tages- und eine Nacht-Seite getrennt ist. Hier platzieren alle Spieler im Spielverlauf Reisfeld-Plättchen und erweitern die Landschaft in allen drei Dimensionen. Orthogonal angrenzende Reisfeld-Plättchen auf derselben Ebene bilden dann eine Terrasse.

Die 56 Reisfeld-Plättchen werden neben den Spielplan bereitgelegt. Sie kommen in drei Größen: 1er-Plättchen, Plättchen mit 2x2 Raster und Plättchen in L-Form.

 

Nun wählen die Spieler eine Spielerfarbe und nehmen sich die zugehörigen zwei Wertungsplättchen und drei Tierfiguren. Außerdem nimmt sich jeder zwei Wasserfälle und eine Hilfekarte. Die Wertungsplättchen kommen auf die Wertungstafel, und zwar auf das Feld mit 0 Siegpunkten. Die Tierfiguren werden im Spielverlauf auf die Reisfeld-Plättchen des Spielplans platziert, befinden sich zu Spielbeginn aber noch im persönlichen Vorrat, genauso wie die Wasserfälle.

 

Die Reisfeldsowie Tag-/Nacht-Karten werden separat gemischt und dann als verdeckte Nachziehstapel bereitgelegt. Im Spielverlauf bestimmen diese Karten welche Reisfeld-Plättchen auf welche Seite des Spielplans platziert werden dürfen.

 

Zuletzt werden alle Ereigniskarten gemischt. Jeder Spieler erhält vier davon auf die Hand und wählt zwei unterschiedliche aus. Für die gesamte Partie stehen nur diese beiden Ereigniskarten zur Verfügung. Sie können geschickt eingesetzt zum Game-Changer werden.

 

Das Spielziel

 

In Paddy puzzeln alle Spieler an einem gemeinsamen Reisfeld und platzieren ihre Tierfiguren darauf. Viermal während einer Partie wird gewertet und geschaut, wer seine Tierfiguren am geschicktesten platziert hat. Was bedeutet geschickt? Auf den Punkt gebracht: je höher und großflächiger eine Reisfeld-Terrasse ist, und je besser von Wasserfällen bewässert, desto mehr Punkte gibt es, und zwar für denjenigen, der die Mehrheit an Tierfiguren auf dieser Terrasse besitzt. Wie genau die Punkte berechnet werden, schauen wir uns bei der Besprechung der Wertungsphase im kommenden Abschnitt genauer an.

 

Der Spielablauf

 

Paddy wird über insgesamt vier Runden bzw. Zyklen gespielt. Jeder Zyklus besteht aus 3 Phasen: Aussaat, Wachstumsphase und Ernte. Während der Aussaat gibt es neue Karten auf die Hand; in der Wachstumsphase findet dann das eigentliche Spiel statt, in der die Spieler abwechselnd Karten spielen, um Reisfelder zu platzieren. Hier können Spieler auch ihre Tierfiguren versetzen; in der Ernte-Phase erfolgt dann die Wertung. Schauen wir uns den Ablauf der einzelnen Phasen noch einmal im Detail an.

 

Die Aussaat-Phase beinhaltet hauptsächlich Upkeep: etwas aufräumen und dann die Vorbereitung der neuen Spielrunde. In Runde 1 erfolgte das meiste bereits beim Spielaufbau. In späteren Runden werden der Zyklusmarker ein Feld weiterbewegt sowie alle Reisfeld- und Tag-/Nacht-Karten wieder gemischt und bereitgelegt. Dann wird die oberste Karte des Reisfeld-Stapels verdeckt abgelegt und jeder Spieler erhält 2 Reisfeld- und 2 Tag-/Nacht-Karten auf die Hand. Ab Runde 2 wird derjenige Startspieler, der die meisten Punkte hat, denn Startspieler haben einen gewissen Nachteil.

 

Nun folgt die Wachstumsphase. Hier sind Spieler im Uhrzeigersinn am Zug, beginnend mit dem Startspieler. Jeder Spielerzug besteht aus vier Schritten. In Schritt 1: „Reisfeld anlegen“ entscheidet man sich welche der beiden Reisfeld-Karten und welche der beiden Tag-/Nacht-Karten man spielt. Es gibt drei verschiedene Reisfeld-Karten, eine für jede der drei verfügbaren Größen an Reisfeld-Plättchen. Und es gibt zwei verschiedene Tag-/Nacht-Karten: eine mit der Tages-Seite und eine mit der Nacht-Seite. Die gespielte Kombination entscheidet also darüber welches Reisfeld-Plättchen man auf welche Seite des Spielplans platzieren muss.

 

Beim Platzieren gibt es ein paar Legeregeln, von denen die meisten offensichtlich sind. In jedem Fall muss man nicht angrenzend legen, sondern hat die gesamte Spielfläche zur Auswahl, solange ein Teil des Reisfeld-Plättchens auf der Spielplanhälfte liegt, die der gespielten Tag-/Nacht-Karte entspricht. Was man nicht darf: Plättchen „halb“ übereinanderstapeln, sodass sich Luft unter einem Teil des platzierten Plättchens befindet; oder Plättchen auf andere Tierfiguren platzieren. Auf eigene Tierfiguren darf man Plättchen platzieren, wobei die Tiere dadurch eine Ebene nach oben wandern, also auf das neu platzierte Plättchen. Wichtig im Zusammenhang mit Wasserfällen: man darf Plättchen nicht so platzieren, dass zwei Terrassen verbunden werden, die jeweils einen Wasserfall haben; denn eine Terrasse darf maximal einen Wasserfall aufweisen.

Sollte man nicht regelkonform mit den Karten auf der Hand ein Reisfeld platzieren können, platziert man stattdessen ein 1er Reisfeld-Plättchen.

 

Nun folgt Schritt 2: „Tiere platzieren“. Dieser Schritt ist gänzlich optional. Spieler dürfen hier beliebig viele ihrer Tierfiguren auf die Parzellen des in Schritt 1 platzierten Reisfeld-Plättchens stellen. Dabei ist es egal, ob die Tiere vom Vorrat oder einem anderen Reisfeld-Plättchen des Spielplans kommen und auch wie viele eigene Tierfiguren auf einer Parzelle stehen. Man versucht aber meist die Tiere gut zu verteilen und so zu positionieren, dass es andere Spieler schwieriger haben ihre Plättchen so zu platzieren, dass sie eure Terrasse verkleinern. Eine zentrale Regel ist allerdings: es dürfen niemals zwei Spieler dieselbe Anzahl Tierfiguren auf derselben Terrasse haben. Das wäre im Rahmen der Mehrheiten-Wertung ein Gleichstand. Gleichstände sind verboten; immer.

 

In Schritt 3: „Wasserfälle legen“ dürfen Spieler nun einen ihrer beiden Wasserfälle platzieren. Aber Achtung: Wasserfälle können nicht mehr zurückgenommen werden und man hat in der gesamten Partie nur zwei davon zur Verfügung. Auf der anderen Seite können Wasserfälle sehr wahrscheinlich ohnehin erst in der zweiten Spielhälfte platziert werden. Denn sie müssen an den Rand einer Parzelle platziert werden, die sich mindestens auf der vierten Ebene befindet. Also erstmal Reisfeld-Plättchen stapeln. Außerdem dürfen Reisfeld-Terrassen niemals zwei Wasserfälle haben.

 

Am Ende des Spielerzuges, in Schritt 4: „Karten ziehen“, werden jeweils eine Reisfeld- und eine Tag-/Nacht-Karte vom Stapel nachgezogen, sodass man für den nächsten Zug wieder die Wahl zwischen jeweils 2 Karten hat. Sobald alle Spieler alle Karten gespielt haben, geht es über in die nächste Phase: die Ernte.

 

In der Ernte-Phase erfolgt die Wertung. Jetzt werden Siegpunkte auf der Wertungstafel abgetragen. Nacheinander werden Terrassen mit Tierfiguren gewertet. Es erhält immer derjenige Spieler alle Punkte, der die Mehrheit Tierfiguren auf der entsprechenden Terrasse hat. Wofür gibt es dann genau Siegpunkte? Zuerst wird die Anzahl der Parzellen der Terrasse gezählt, also aus wie vielen Feldern die zusammenhängende Ebene mit den Tierfiguren besteht. Dann wird geschaut, wie hoch diese Ebene liegt. Die Größe wird mit der Höhe multipliziert: das sind die Siegpunkte, die es gibt; je höher und je großflächiger, desto mehr. Das ist aber noch nicht alles. Für jeden Wasserfall, der auf die gewertete Terrasse herabfließt, gibt es 10 Siegpunkte extra. Aber Achtung: sollte ein Wasserfall auf der Ebene der gewerteten Terrasse platziert worden sein, fließt das gesamte Wasser weiter hinab und alle Punkte gehen an die unterste Terrasse. Zuletzt gibt es noch 5 extra Siegpunkte für denjenigen, der die höchste Terrasse auf dem Spielplan kontrolliert. Du merkst, das ist einiges an Rechnerei. Aber das schaffst Du.

 

Nach der vierten Ernte-Phase endet die Partie Paddy. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt. Moment noch, fast hätten wir es vergessen: die Ereigniskarten. Es gibt acht verschiedene. Es gibt Ereigniskarten, die in der Wachstumsphase gespielt werden können, um die Grundregeln fürs Plättchenlegen oder Tiere platzieren zu verändern. Und es gibt Ereigniskarten, welche die Wertung in der Erntephase manipulieren, z.B. eine, die Wasserfälle nach oben fließen lässt. BAZINGA!

 

 

Bildergalerie von Paddy (9 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 1 Spielfeld
  • 1 Wertungstafel
  • 1 Zyklus-Marker
  • 8 Wasserfälle
  • 8 Wertungsplättchen (2 pro Spieler)
  • 12 Tierspielfiguren (3 pro Spieler)

 

45 Karten

  • 13 Reisfelder
  • 12 Tag-/Nacht-Karten
  • 16 Ereigniskarten
  • 4 Hilfekarten

 

56 Reisfeldplättchen

  • 28 mit 1er Parzelle
  • 16 mit 3 Parzellen
  • 12 mit 4 Parzellen


Cover & Bilder © Cover: 2Tomatoes Games / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Puzzeln in die Höhe war für uns gänzlich neu. Ja, es mag einige andere Spiele geben, die das auch machen. Weil es aber für uns neu war, hatten wir Freude daran diese vertikale Komponente beim Plättchenlegen zu entdecken. Plättchen können auf beliebige Höhen gestapelt werden. Je höher, desto besser. Denn die Größe einer zusammenhängenden Fläche wird mit ihrer Höhe multipliziert, um die Siegpunkte für denjenigen zu ermitteln, der diese Fläche bzw. Terrasse kontrolliert. Man kontrolliert eine Terrasse, wenn man die Mehrheit an Tierfiguren darauf platziert hat. Beim Puzzeln will man also nicht nur großflächige und hoch gelegene Terrassen generieren, sondern auch solche, die von Mitspielern kontrolliert werden, mit seinen eigenen Tierfiguren erobern. Paddy bietet also ein Puzzle auf zwei Ebenen: Plättchen im 3D-Raum und Tierfiguren on-top. Auf beiden Ebenen versucht man dem Gegner Punkte zu stehlen und sich selbst Punkte zu sichern. Es ist ein ständiges Tauziehen. Und weil man auch nie weiß, welche Plättchen die Mitspieler wo auf dem Spielplan platzieren können und welche Ereigniskarten sie noch auf der Hand haben, bleibt es zu jedem Zeitpunkt spannend. Und dann sind da noch die Wasserfälle… hier wird es richtig gemein: man organisiert sich Bewässerung für seine Terrasse und dann kommt jemand daher und platziert seinen Wasserfall, um alles Wasser einfach weiter hinabfließen zu lassen. Man selbst geht dann leer aus, und seine eigenen Wasserfälle bringen dann dem Mitspieler Punkte. Aber ja: der Mitspieler wird sich sicher sehr darüber freuen. Wenn ein solcher Coup das erste Mal gelingt, ist es schwer sich sein Grinsen zu verkneifen!

 

Balancing/Glücksfaktor: Der Strategie-Aspekt ist durchaus knifflig. Man muss bedenken: man hat nur drei Tierfiguren zur Verfügung. Wie viele Terrassen kann man damit am Ende des Tages, will heißen am Ende des Zyklus wohl kontrollieren? Und Gleichstände darf man gar nicht erst erzeugen. Paddy wird dominiert vom hin- und her-taktieren der Tierfiguren auf dem Spielplan. Man versucht den Gegner zu überlisten, von seiner Terrasse wegzulocken, weil er sich sicher wähnt und vielleicht doch nach der zweiten Terrasse schielt. In dieser Hinsicht hat Paddy etwas Schach-artiges. Und wenn es doch nicht klappt den Gegner wegzulocken, kann man seine Terrasse einfach durch das Platzieren anderer Reisfelder zerteilen und ihm so die Punkte zunichte machen.

Zum Thema Glück: welche Reisfeld-Plättchen man auf welche Spielhälfte platzieren darf, ist abhängig von den Karten. Man hat immer 2 Reisfeld- und 2 Tag-/Nacht-Karten auf der Hand, von denen man eine Kombination wählen kann. Es kam nicht selten vor, dass man sich ärgerte, weil man nur auf der falschen Spielplanseite platzieren konnte.

Was uns aber am negativsten ins Auge gefallen ist, war der Startspieler-Nachteil. Derjenige, der den letzten Spielzug in einer Runde macht, kann auf alles, was davor geschehen ist noch reagieren. Das kann einen immensen Vorteil darstellen. Die Regel versucht diesen Vorteil etwas auszumerzen, indem zu Beginn einer jeden Runde der Spieler mit den meisten Siegpunkten Startspieler wird, danach aber im Uhrzeigersinn weitergespielt wird. Dieser Versuch ist etwas unzureichend. Man muss nur einen Siegpunkt hinter dem führenden liegen und könnte abhängig von der Sitzreihenfolge auch als letzter am Zug sein, was insbesondere in der letzten Spielrunde einen großen Vorteil darstellt. Denn da gibt es am meisten Punkte zu holen. Die Spielerreihenfolge komplett von der aktuellen Rangfolge abhängig zu machen wäre fairer. Man braucht dann zwar einen Reihenfolge-Marker, aber wir sind überzeugt: Hausregel.

 

Komplexität/Regeln: Paddy ist ein Familienspiel. Das deutsche Regelwerk im kleinen quadratischen Format hat insgesamt 8 Seiten. Der Spielablauf nimmt davon nur 4 Seiten ein, mit vielen Abbildungen und Beispielen für Wertung und Platzierungsregeln. Erklärt ist Paddy in weniger als 5 Minuten, dann kann es schon losgehen.

Auf der anderen Seite sind die Entscheidungen in Paddy nicht trivial. Es kann durchaus schwierig sein Strategien zu entwickeln, um einen Mitspieler aufzuholen. Jeder Spieler hat nur drei Tierfiguren. Es gibt keine Möglichkeit eine Terrasse zu erobern, auf der bereits drei Tierfiguren eines Mitspielers stehen.

Ein kleiner Design-Kritikpunkt: die Kartenrücken von den Reisfeld- und Tag-/Nacht-Karten sehen einfach zu ähnlich aus wie die Vorderseite. Das hat in den ersten Partien für etwas Verwirrung gesorgt. Aber nein: es gibt keine Tag-/Nacht-Karte, bei der man sich aussuchen kann, ob Tag oder Nacht; das ist die Rückseite der Karte.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Paddy ist ein Spiel für 2 bis 4 Personen. Was ändert sich mit der Personenzahl? Klar, es sind weniger Tierfiguren auf derselben Spielfläche unterwegs. Die Konkurrenz um die Kontrolle der Terrassen ist kleiner. Wir haben Paddy zu zweit und zu dritt gespielt. Zu dritt fanden wir es etwas interessanter. Es war auch eine etwas andere Spieldynamik, weil jeder geschaut hat, wer gerade führt – d.h. die Punkte-trächtigste Terrasse kontrolliert – und dann versucht Strategien zu entwickeln, wie man dies ändern kann. Außerdem ändert sich die Anzahl der Spielerzüge pro Person: je mehr Mitspieler, desto seltener ist eine Person am Zug, bevor das Spielende eingeleitet wird.

Wie sieht es aus mit der Spielerinteraktion? „Take-that“ im klassischen Sinne gibt es nicht. Man kann die Tierfiguren von Mitspielern nicht manipulieren oder versetzen. Sie sind sicher. Dennoch ist Paddy sehr kompetitiv; Spieler werden versuchen, Mitspielern Siegpunkte zu „stehlen“. Manchmal ist der einzige Weg zu Erfolg dem Gegner Siegpunkte kaputtzumachen, indem man seine Terrasse verkleinert, statt sich selbst eine Terrasse zu vergrößern. Denn verkleinern ist gerade bei großen Terrassen viel leichter und effizienter: man muss nur Plättchen in die Mitte legen, um die Terrasse in zwei zu teilen.

Richtig gut gefallen haben uns die Ereigniskarten, eine Art unvorhersehbare Super-Power, von denen jeder Spieler nur zwei in der gesamten Partie zur Verfügung hat. Das macht den Spielverlauf nochmal unvorhersehbarer und Mitspieler können einem in letzter Sekunde noch einen Strich durch die Rechnung machen, sogar bei der Wertung selbst.

 

Spieldauer: Die Spieldauer ist unabhängig von der Anzahl an Mitspielern, da immer dieselbe Anzahl an Reisfeldern platziert wird. Nehmen weniger Spieler an einer Partie teil, sind die Spieler häufiger am Zug. Insgesamt wird über 4 Runden gespielt und in jeder Runde 12 Reisfelder platziert. D.h. es gibt immer 48 Spielerzüge.

Wie lange braucht man für 48 Spielerzüge plus viermal Upkeep und Wertung? 40 Minuten steht auf der Spielschachtel. Und das kommt sicher auch gut hin, inklusive Erstpartie. Teilweise waren wir eher schneller durch. Denn ein Spielerzug braucht meistens nur 10 Sekunden: Plättchen platzieren, ggf. Tierfigur versetzen, fertig. Es sei denn man spielt mit Grüblern, die nochmal in ihrem eigenen Zug alles überdenken. Aber selbst dann: Die Kartenhand bestimmt welche Reisfeld-Plättchen man wo platzieren kann, sodass man selten die freie Wahl hat. Wir wollen nicht sagen, dass Spielerzüge offensichtlich sind, aber sehr viel Grübel-Potential bietet Paddy nicht, hat man einmal eine grobe Strategie im Kopf.

 

Wiederspielbarkeit: Wir haben seit langem keine Anleitung mehr in den Händen gehabt, die ganz ohne optionale Regeln, zusätzliche Spielvarianten, Solo-Modus oder fortgeschrittenen Modus auskommt. Paddy ist ein Spiel für 2-4 Personen, das genau wie beschrieben funktioniert. Und nicht anders. Das ist so weit nicht schlimm. Wir haben uns nur selbst gewundert wie verwöhnt wir doch von den Autoren und Spieleverlagen sind, die versuchen es allen recht zu machen.

Ok, also ein fixes Regel-Set. Keine Abwechslung, was das betrifft. Wie sieht es ansonsten mit der Variabilität aus? Es gibt z.B. acht verschiedene Ereigniskarten, von denen jeder Spieler immer nur 2 für eine gesamte Partie zur Verfügung hat. Da diese Ereigniskarten spielentscheidend sein können, plant man auch die gesamte Partie wie und wann man diese am gewinnbringendsten einsetzen kann. Die persönliche Strategie und damit das Spielgefühl wird dadurch spürbar beeinflusst.

Ansonsten gibt es allerdings nichts weiter, das für Abwechslung sorgt. Keine Asymmetrie, keine zufälligen Auslagen. Paddy ist ein kompetitives Puzzle, das davon lebt, die Mitspieler überlisten zu wollen, wobei die Ausgangsbedingungen – mit Ausnahme der Ereigniskarten - immer gleich sind. Uns stört das nicht. Und ein weiterer Vorteil ist die damit verbundene Zugänglichkeit.


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