Western Legends - 2. Edition

Western Legends - 2. Edition

Genre: Sandbox • Pokerkarten • Kampf • offene Welt
Autor: Hervé Lemaître
Illustrator: Roland MacDonald
Spieleverlag: Kolossal Games, Corax Games
Empfohlenes Alter: Ab 12 Jahre
Spieldauer: 90 – 120 Minuten

Western Legends - 2. Edition   18.07.2025 von 2-PL4Y3R5

Mit dem Western-Genre konnten wir im Film noch nie viel anfangen. Wir erinnern uns an die alten Klassiker, die bei Oma und Opa in Dauerschleife liefen – staubig, klischeebeladen und irgendwie aus der Zeit gefallen. Als Brettspiel jedoch hat das Genre für uns völlig neu gezündet: Banditen jagen, Banken ausrauben, Poker spielen im Saloon – all das bringt Western Legends auf den Tisch, und zwar mit jeder Menge Atmosphäre. Das Spiel ist nicht nur sehr thematisch, sondern lässt den Spielenden auch völlige Freiheit: Will man als rechtschaffener Marshal für Ordnung sorgen oder führt man ein riskantes Leben als Gesetzloser? Oder lieber friedlich Gold schürfen, verkaufen und den Erlös im Varieté auf den Kopf hauen? Ein besonderes Highlight: Die spielbaren Charaktere basieren auf echten historischen Persönlichkeiten – ein Detail, das uns erst beim Lesen der Anleitung aufgefallen ist.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Das Spielmaterial macht schon einiges her, besonders optisch. Das Artwork passt hervorragend zum Western-Thema und sorgt für Immersion. Die vielen verschiedenen Karten sind alle hübsch anzusehen. Die Goldnuggets sind kleine gold-farbene Plastik-Teilchen, die sich auch haptisch gut anfühlen. Geld kommt in Kartenform, und soll Geldscheine darstellen. Spielermarker sind aus Holz. Und die Spielfiguren sind durch Plastikminiaturen repräsentiert.

 

Die Spielvorbereitung nimmt etwas Zeit in Anspruch. Zuerst kommt der Spielplan in die Tischmitte. Der größte Teil des Spielplans zeigt eine Landkarte, die in verschiedene Felder eingeteilt ist. Entlang dieser Felder können sich die Charaktere der Spieler bewegen. Die Karte zeigt auch zwei Städte: Darkrock und Red Falls, die aus mehreren Feldern bestehen und sich vom Rest des Landes durch dickere schwarze Linien abgrenzen. Kleine schwarz-weiße Symbole zeigen spezielle Orte an, in denen Spieler Orts-Aktionen ausführen können. Goldnuggets und Schürfwürfel werden rechts unten auf dem Spielplan platziert. Auf die Banditenverstecke werden zu Spielbeginn Banditen-Miniaturen platziert, die mit grauen Ringen markiert werden. Der Sheriff, mit einem braunen Ring markiert, kommt auf das Sheriffbüro in Darkrock. Auf die beiden Ranches werden Viehplättchen gelegt.

 

Der Spielplan hat rechts Platz für verschiedene Kartenstapel: oben die Kampfkarten, darunter die Geldscheine, und darunter der Pokerkartenstapel. Kampfkarten werden bei Kämpfen gegen Banditen oder den Sheriff gezogen und bestimmen ihre Kampfstärke. Geldscheine sind die Währung in Western Legends. Und Pokerkarten können verschiedenen Zwecken dienen: Sie können als Aktionen, Bonus oder Reaktionen gespielt werden, in Kämpfen die Kampfstärke bestimmen oder einfach nur zum Pokerspielen verwendet werden. Ganz unten auf dem Spielplan ist die Legendenleiste abgebildet, welche die Legendenpunkte der einzelnen Spieler nachverfolgt – das sind die Siegpunkte in Western Legends. Je nach Länge der Partie wird das Schlussplättchen auf 15, 20 oder 25 Legendenpunkte platziert; erreicht ein Spieler diese Anzahl an Legendenpunkte, wird das Spielende eingeleitet.

 

Links auf dem Spielplan gibt es drei weitere Felder. Oben und unten befinden sich die Kopfgeld- und Marshal-Leisten. Spieler können immer nur auf einer der beiden Leisten ihren Wertungsmarker liegen haben und nur auf dieser Leiste vorwärtskommen: auf der Marshal-Leiste, wenn sie Gutes tun; auf der Kopfgeld-Leiste, wenn sie Böses tun. Zwischen diesen Leisten befinden sich zwei Storykartenstapel; hier werden aus allen Storykarten zwei gleichgroße Stapel ausgelegt. Sie zeigen auf der Rückseite „Aufträge“. Wenn ein solcher von einem Spieler in seinem Zug erfüllt wird, kann er eine Storyscheibe darauf platzieren. Liegen genug Storyscheiben unterschiedlicher Spieler auf einer Storykarte, wird sie getriggert und alle beteiligten bekommen den Bonus.

 

Neben dem Spielplan wird der Gemischtwarenladen aufgestellt und dort die verschiedenen Gegenstandskarten einsortiert. Diese können im Spielverlauf an Orten mit einem Laden-Symbol gekauft werden. Gegenstandskarten umfassen z.B. ein Pferd, mit dem man sich während seines Zuges um mehr Felder bewegen kann, oder eine Auswahl an Waffen, die z.B. die Kampfstärke erhöhen.

 

Jedem Spieler werden zwei zufällige Charakterkarten ausgeteilt, von denen sich jeder eine aussucht. Charaktere haben Spezialfähigkeiten, sodass diese durchaus die Spielstrategie beeinflussen können. Die Fähigkeiten werden aber immer erst im Spielverlauf freigeschaltet, sobald ein Spieler 5 Legendenpunkte erreicht hat. Passend zum gewählten Charakter, nimmt sich jeder Spieler seine Miniatur. Auf der Charakterkarte sind auch Startboni und weitere Informationen gelistet, welche die Startaufstellung beeinflussen: ob mit bestimmten Gegenständen oder Marshal-/Kopfgeld-Punkten oder Pokerkarten gestartet wird und wo die eigene Miniatur zu Spielbeginn steht.

 

Jeder Spieler wählt nun ein Spielertableau und nimmt sich sämtliches Material in seiner Spielerfarbe. Darunter zwei Storyscheiben, zwei Wertungsmarker und einen Ring, der unter die eigene Miniatur gesteckt wird.  Die Wertungsmarker sind für Marshal-/Kopfgeld-Leisten und Legendenleiste vorgesehen. Die Storyscheiben für die zwei Storykartenstapel. Auf das Spielertableau wird ein Wundenmarker auf das erste Feld der Wundenleiste platziert. Außerdem bietet das Tableau Platz für die Gegenstandskarten, die im Spielverlauf erworben werden können. Jeder Spieler bekommt noch einen Übersichtsbogen und dann kann es losgehen.

 

Als Spielvariante kann sich jeder Charakter drei zufällige der Charakter-spezifischen Aufgabenkarten nehmen. Erfüllt er eine dieser Aufgaben zu einem beliebigen Zeitpunkt im Spielverlauf, erhält er ein zufälliges Legendenplättchen, das ein bis drei Legendenpunkte zum Spielende gibt.

 

Das Spielziel

 

In Western Legends geht es darum zum Spielende die meisten Siegpunkte gesammelt zu haben. Siegpunkte heißen Legendenpunkte und die gibt es auf sehr vielen unterschiedlichen Wegen zu erlangen. Deshalb fällt Western Legends mit seiner offenen Welt und vielen Möglichkeiten auch in die Kategorie der Sandbox Spiele. Legendenpunkte sammelt man während des Spielverlaufs; am Spielende gibt es zusätzlich eine Endwertung, die den Endstand nochmal mächtig aufmischen kann. Hier eine unvollständige Übersicht, wofür man alles Legendenpunkte erhalten kann:

 

Gesetzestreuer Weg (Marshal-Leiste):

  • Verhaften von Banditen
  • Verhaften von Spielern mit Wanted-Status
  • Fortschritt auf der Marshal-Leiste, Marshall-Status am Spielende
  • Marshal-Karteneffekte nutzen (z. B. durch Ereignisse oder Kartenaktionen)

 

Outlaw-Weg (Kopfgeld-Leiste):

  • Andere Spieler angreifen und bestehlen
  • Vieh stehlen und verkaufen
  • Wanted-Status im Spielverlauf und am Spielende

 

Kämpfe:

  • Duelle gegen andere Spieler gewinnen
  • Banditen im Kampf besiegen

 

Geld & Wirtschaft:

  • Gold schürfen und verkaufen
  • Poker spielen und gewinnen
  • Rinder von Ranch zur Bahnstation treiben
  • Gegenstände kaufen und aufwerten
  • Im Varieté Geld ausgeben

 

Karten:

  • Erfüllen von Storykarten-Zielen
  • Erfüllen von Aufgabenkarten
  • Einige Charakterfähigkeiten

 

Der Spielablauf

 

In Western Legends sind Spieler im Uhrzeigersinn am Zug, beginnend mit dem Startspieler. Der Startspielermarker ist der Sheriff-Stern, der zu Spielbeginn an den Spieler mit den meisten Kopfgeldpunkten geht. Sobald ein Spieler mindestens so viele Legendenpunkte erreicht hat, wie das Schlussplättchen auf der Legendenleiste vorgibt, wird das Spielende eingeleitet. Es wird die aktuelle Runde noch beendet, wonach jeder Spieler noch einen letzten Zug ausführen darf. Ein Spielerzug besteht aus drei Phasen: Anfangsphase, Aktionsphase und Endphase.

 

In der Anfangsphase erhält jeder Spieler Einkommen und darf sich entscheiden, ob er 20 USD oder 2 Pokerkarten oder eine Mischung: 10 USD und 1 Pokerkarte nimmt. Außerdem – sollte ein Spieler mehrere Waffen und Reittiere haben – muss er sich entscheiden welche Waffe und welches Reittier in diesem Zug aktiv verwendet werden soll.

 

In der Aktionsphase findet dann die Action statt. Der Spieler bewegt sich über den Spielplan und führt Aktionen aus. Insgesamt stehen jedem Spieler drei Aktionen pro Zug zur Verfügung. Welche Möglichkeiten der Spieler hier hat, schauen wir uns gleich an, aber die wesentlichen Kategorien sind: Bewegung, Aktion einer Karte, Kampf und Aktion eines Ortes.

 

Ist die Aktionsphase beendet, folgt die Endphase. Hier werden Storykarten abgehandelt, auf denen die benötigte Anzahl an Storyscheiben liegen. Storykarten halten immer eine kleine Geschichte bereit und bringen neben einer Belohnung für alle, die zur Story beigetragen haben, auch neue Banditen ins Spiel. Danach müssen Pokerkarten bis zum Handkartenlimit abgeworfen werden; das Handkartenlimit wird durch erhaltene Wunden reduziert und ist auf der Wundenleiste des Spielertableaus dargestellt. Gesuchte, d.h. Spieler mit Wertungsmarker auf der Kopfgeldleiste, erhalten Legendenpunkte immer am Zugende während der Endphase. Glückwunsch: Ihr habt es wieder eine Runde geschafft nicht geschnappt zu werden. Danach wird geschaut, ob das Spielende eingeleitet wurde oder ob es ganz normal mit dem nächsten Spieler im Uhrzeigersinn weitergeht.

 

Schauen wir uns nun aber einmal genauer an was in der Aktionsphase alles so möglich ist. Die erste Aktionsmöglichkeit ist die „Bewegung“.  Ohne Reittier darf man sich mit einer Bewegungsaktion nur bis zu 2 Felder weit bewegen. Schnell ein Reittier zu besorgen, macht also Sinn, denn mit dem stärksten Pferd in Western Legends kann man sich bis zu 5 Felder mit einer Aktion bewegen.

 

Die zweite Möglichkeit ist die „Aktion einer Karte“ zu nutzen. Hier geht es hauptsächlich um die Pokerkarten, aber auch Charakter- oder Gegenstandskarten können Aktionen listen. Einige Pokerkarten haben das Stichwort „Aktion“ und können dann als Aktion ausgespielt werden; die Pokerkarte kommt danach auf den Ablagestapel. Hier muss immer abgewägt werden, ob die Pokerkarte nicht doch für andere Zwecke wie in einem Kampf oder in einem Pokerspiel besser verwendet werden kann. Andere Pokerkarten haben die Stichwörter Reaktion oder Bonus und können in bestimmten Spielsituationen ausgespielt werden, ohne dass es eine Aktion kostet. Die Aktionen, Reaktionen und Boni sind immer genau auf der Pokerkarte via Text beschrieben.

 

Die dritte Aktionsmöglichkeit ist der „Kampf“. Insgesamt gibt es drei Arten von Kämpfen: Festnahme, Duell oder Überfall. Die Kämpfe verlaufen immer auf dieselbe Art und Weise, aber das Resultat aus einem Sieg oder einer Niederlage unterscheidet sich zwischen den drei Kampfarten. So können nur Spieler auf der Marshal-Leiste andere Spieler auf der Kopfgeldleiste festnehmen. Sollte die Festnahme gelingen, verliert der Festgenommene alle Kopfgeldpunkte und zusätzlich unter anderem die Hälfte des Geldes und der Goldnuggets. Einen Überfall dagegen sollte man nur machen, wenn man auf der Kopfgeld-Leiste voranschreiten möchte; hier stiehlt man vom Überfallenen die Hälfte seines Geldes oder seiner Goldnuggets und erhält einen Kopfgeldpunkt. Ein Duell dagegen ist unverfänglich. Gewinnt man, erhält man 2 Legendenpunkte.

 

Ein Kampf verläuft immer in vier Phasen: in Phase 1, der Herausforderung wird angesagt gegen welchen anderen Charakter auf demselben Feld auf welche der drei Arten gekämpft werden soll. Der Angreifer legt verdeckt eine Pokerkarte; der Angegriffene entscheidet sich, ob er kämpft und ebenfalls eine Pokerkarte spielt oder direkt aufgibt und verliert. In Phase 2, der Offenlegung, werden die beiden Pokerkarten aufgedeckt und ggf. Bonuseffekte durch z.B. Waffen abgehandelt, die den Wert der Pokerkarte manipulieren können. Derjenige mit dem höheren Gesamt-Wert gewinnt den Kampf. Die Stärke eines Kartenwertes ergibt sich aus der Standard-Reihenfolge des Pokerkartendecks: Ass ist unschlagbar, 2 die schwächste Karte. Ab und zu ist Phase 3, die Reaktion, relevant. Denn manche Pokerkarten können in dieser Phase zusätzlich von der Hand ausgespielt werden, um den Kampfausgang zu manipulieren. Ist auch diese Phase abgeschlossen, steht der Sieger fest und die Phase 4, Belohnung wird ausgeführt, in der Belohnungen und Konsequenzen abgehandelt werden. Der Verlierer bekommt immer – unabhängig von der Art des Kampfes – eine Wunde, darf dafür aber eine Pokerkarte ziehen.

 

In der Spielvorbereitung wurden auch Banditen platziert und es gibt ständig Nachschub an Banditen während des Spielverlaufs. Bewegt man sich auf ein Feld mit einem Banditen, wird die Bewegung sofort beendet und ein Kampf ausgelöst. Die Banditen benutzen das Kampfkartendeck für ihren Kampf: zwei Karten werden hier von einem Mitspieler gezogen und die stärkste davon verdeckt gespielt. Gewinnt man gegen einen Banditen, darf man wählen, ob man entweder einen Marshal-Punkt oder einen Legendenpunkt erhält. Gesuchte haben einen weiteren Widersacher, den Sheriff, der in bestimmten Spielsituationen von Mitspielern bewegt werden kann. Landet er auf einem Feld mit einem Gesuchten, muss dieser gegen den Sheriff kämpfen und verliert bei Niederlage alle seine Kopfgeldpunkte. Auch der Sheriff verwendet für den Kampf das Kampfkartendeck, wie die Banditen.

 

Die vierte und einer der häufigsten Aktionsmöglichkeiten ist die Ausführung einer „Aktion eines Ortes“. Es gibt auf der Landkarte verschiedene Orte, die unterschiedliche Aktionen erlauben. Hier ein kleiner Überblick.

 

Im Gemischtwarenladen kann man mit einer Aktion so viele Gegenstände einkaufenwie man möchte und manche gekauften Gegenstände auch für dieselben Kosten verbessern, indem man sie auf die Rückseite dreht. Da man zu jedem Zeitpunkt ein Limit von 120 USD hat, lässt sich der Laden leider nicht auf einem Wisch leerkaufen, aber ein Reittier und eine Waffe wären auf jeden Fall keine schlechte Wahl für den ersten Shop-Besuch.

 

In jeder der beiden Städte gibt es einen Salon, in dem man Poker spielen kann. Andere Mitspieler, die sich innerhalb derselben Stadt befinden, können sich entscheiden mitzuspielen. Auf diese Weise kann man Geld und als aktiver Spieler auch Legendenpunkte verdienen. Es gelten die normalen Pokerregeln, wobei die Bank drei Pokerkarten – den Flop – bereitlegt und die Spieler mit zwei Karten aus ihrer Hand das beste Blatt bilden müssen. Der Einsatz ist immer 10 USD. Der Sieger bekommt den Pott und zusätzlich 50 USD von der Bank.

 

 

Auf der Landkarte gibt es auch zwei Minen. Hier kann die Aktion Gold schürfen ausgeführt werden, indem die zwei Schürfwürfel geworfen werden. Mit Glück erhält man Nuggets, oder zumindest 10 USD. Man kann nur 4 Nuggets mit sich tragen, es sei denn man hat ein Maultier dabei. Mit Goldnuggets beladen, sollte man sich Richtung Bank aufmachen. Hier steht die Aktion Gold verkaufen zur Verfügung. Jedes Nugget bringt 20 USD und 1 Legendenpunkt ein. Das lohnt sich also richtig. Aber Achtung, dass man auf dem Weg dorthin nicht überfallen wird. Gesuchte können bei der Bank auch einen Bankraub ausführen, indem die Wache der Bank bekämpft wird.

 

Zwei weitere interessante Orte sind die Arztpraxis und das Varieté. In der Arztpraxis lassen sich für 10 USD alle Wunden heilen und eine Pokerkarte pro geheilte Wunde ziehen. Im Varieté kann man feiern, oder anders formuliert: Geld in Legendenpunkte tauschen, in einem Verhältnis von 30 USD zu einem Legendenpunkt. Falls man mal knapp bei Kasse sein wollte, kann man an fast jedem Ort mit einer Aktion arbeiten, um 10 USD zu erhalten.

 

Auf beiden Ranches steht die Aktion Vieh aneignen zur Verfügung. Hiermit nimmt man sich 1 Viehplättchen und legt es verdeckt auf sein Spielertableau. Bringt man das Plättchen zum Bahnhof, erhält man einen Marshal-Punkt dafür (Viehtrieb). Liefert man das Plättchen der anderen Ranch auf dem Spielplan, erhält man ein Kopfgeld-Punkt (Viehdiebstahl). In beiden Fällen kostet das Abliefern keine Aktion und die Viehplättchen werden wieder auf den Viehstapel der ursprünglichen Ranch platziert.

 

Wie beschrieben wird das Spielende eingeleitet, sobald ein Spieler die zu Spielbeginn festgelegte Anzahl an Legendenpunkten erreicht hat. Die größte Legende des Westens wird zum Sieger gekürt.

 

 

Bildergalerie von Western Legends - 2. Edition (15 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 1 Spielplan
  • 1 Schlussplättchen
  • 16 Viehplättchen
  • 2 Schürfwürfel
  • 36 Goldnuggets
  • 18 Legendenplättchen

 

Spielermaterial:

  • 6 Spielertableaus
  • 6 Wundplättchen
  • 12 Wertungsmarker (6 je Spielerfarbe)
  • 12 Storyscheiben (6 je Spielerfarbe)
  • 6 Übersichtsbögen
  • 1 Sheriffstern (Startspielermarker)

 

Karten:

  • 12 Charakterkarten
  • 40 Storykarten
  • 52 Pokerkarten
  • 11 Karten „Mann in schwarz“ (für den 2-Spieler Modus)
  • 48 Aufgabenkarten (4 pro Charakter)
  • 54 Geldscheine (36x 10$, 18x 20$)
  • 13 Kampfkarten
  • 54 Gegenstandskarten (Reittiere, Waffen und Sonstige Gegenstände)


Cover & Bilder © Cover: Corax Games/Kolossal Games / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Western Legends ist ein so genanntes Sandbox Spiel. Minecraft hat im Jahr 2009 dieses Genre für die breiten Massen bekannt gemacht. In diesem Genre gibt es keine klaren Zielvorgaben, man kann einfach tun und lassen, was man möchte. Man findet sich in einer offenen Welt wieder, die sich dynamisch entwickelt. Die Spieler entscheiden wie genau sich die Spielwelt entfaltet und ihre Entscheidungen und Handlungen erzählen eine Geschichte. Western Legends erinnerte uns diesbezüglich an Nemesis, ein Spiel, das es ebenso schafft Geschichten zu erzählen, ohne tatsächlich eine Narrative zu haben. Während Nemesis aber Stress pur ist, da in jeder Ecke Gefahren und Intrigen lauern, kommt das Spielgefühl in Western Legends einem Waldspaziergang nahe. Western Legends ist Nemesis in entspannt. Auch, weil es keine großen negativen Konsequenzen gibt, wenn man mal von einem Mitspieler überfallen wird, oder einen Kampf gegen einen Banditen verliert. Wegen dem Stressfaktor und der Player Elimination bin ich kein Fan von Nemesis gewesen. Western Legends dagegen habe ich abgefeiert. Bisher ist unklar, wie es um den Langzeitspaß steht, da es nicht unendlich viele Geschichten zu erleben gibt, und sich irgendwann einiges wiederholen wird. Die ersten Partien waren aber Spaß pur und ein einzigartiges Spielerlebnis, das ich nicht mehr wegdenken möchte. Ich muss aber auch ergänzen, dass nicht alle Mitspieler Western Legends so feierten wie ich. Eine Person empfand Western Legends als eher langweilig, lustigerweise aus genau denselben Gründen, die beim Rest der Spieler am Tisch für Spielspaß sorgten. „Es passiert irgendwie nichts“ war das zentrale Argument. Betrachtet wurden hier allerdings nur die eigenen Spielerzüge. Alle anderen Spieler waren sich einig: es passiert so viel. Man muss Western Legends nur als Geschichte erleben, die von der Gesamtheit der Akteure auf dem Spielplan erzählt wird.

 

Balancing/Glücksfaktor: Man liest häufig, dass Western Legends sehr glückslastig ist. Ja, es gibt einige Glückselemente. Aber meiner Meinung nach überwiegen Strategie und Taktik. Schauen wir uns aber erstmal an wo Glück eine Rolle spielt: (1) Der Beitrag zu Storykarten kann mal mit Legendenpunkten belohnt werden, mal überhaupt keine sinnvollen Vorteile in der aktuellen Spielsituation liefern. Und das erfährt man erst hinterher. (2) Kämpfe gegen Banditen erfolgen über das Ausspielen von Karten gegen eine zufällig gezogene Karte vom Kampfkartendeck des Banditen, sodass man mit etwas Pech auch mit guten Karten verliert. Manchmal gibt es dann aber eine kleine Entschädigung, die auf besonders hohen Kampfkarten des Banditen-Kampfkartendecks zu finden sind: spielt der Bandit z.B. ein Ass, hat man auf jeden Fall verloren, bekommt aber so oder so einen Marshal-Punkt gratis. (3) Beim Goldschürfen würfelt man mit zwei Würfeln und braucht mal zwei, mal drei, mal vier oder sogar mehr Aktionen, um 4 Goldnuggets auf seinen Karren zu laden. (4) Und zu guter Letzt: dass ein Pokerspiel ein Glücksspiel darstellt, darüber sollte man nicht aufklären müssen. Zusammengenommen ist es also tatsächlich Glückssache wie viele Züge man genau aufwenden muss, um Geld, Gold oder Legendenpunkte zu verdienen. Aber es ist nicht wirklich so, dass wesentliche Spielfortschritte komplette Glückssache sind und gegebenenfalls verwehrt bleiben. Man hat schließlich auch drei Aktionen pro Spielerzug.

Kommen wir also zu den strategischen Überlegungen. Während meiner Meinung nach strategische Überlegungen wesentlich ausschlaggebender sind als Glückselemente, vermute ich auch, dass es nur relativ wenige Wege gibt, die zur Maximierung von Legendenpunkten führen. Ja, Western Legends ist ein Sandbox Spiel. Man kann alles Mögliche tun. Aber ohne Ziel im Wilden Westen herumzulaufen, wird Dich nicht als Legende in die Geschichte eingehen lassen. So gilt es bei allen Aktionen im Blick zu behalten, dass man nur 120 USD tragen kann. Nur Pokerspielen oder Goldschürfen ist also nicht. Man muss es auch in Legendenpunkte eintauschen, an anderen Orten als dem Salon oder der Mine, z.B. in der Bank oder beim Feiern. Das heißt: Bewegung ist nötig. Um seine Bewegungsreichweite per Aktion von 2 auf bis zu 5 zu erhöhen, sollte man sich also früh ein Pferd anschaffen. Irgendwie logisch, oder? Im Übrigen beinhaltet das Beschaffen von Ressourcen auch etwas „push-your-luck“: denn wer viel Geld und Gold in der Tasche hat, wird auch wahrscheinlicher von Mitspielern überfallen. Und dahin ist die ehrlich erarbeitete Kohle.

Apropos Überfall, es gibt eigentlich nur zwei Pfade, die man als Spieler einschlagen kann: Böse und Gut; Gesuchter oder Marshal. Man kann auch neutral bleiben, aber dann gibt es keine Legendenpunkte, die man erhält, wenn man einen der beiden Pfade einschlägt. Als „Böser wandert man durch böse Taten wie Bankraub, Überfälle der Mitspieler oder Viehraub auf der Kopfgeldleiste nach oben und bekommt dafür in jeder Runde Legendenpunkte, abhängig von der Position auf der Leiste. Das motiviert die Marshälle in der Partie, die bösen festzunehmen, um ihre Kopfgeldpunkte wieder zurückzusetzen. Marshälle erhalten dafür und für andere gute Taten wie das Besiegen von Banditen Marshal-Punkte, die nur bei Erreichen von 3, 6 und 9 Punkten sowie am Ende der Partie Legendenpunkte einbringen.

In Western Legends steuert jeder Spieler einen Charakter mit einer einzigartigen Fähigkeit und asymmetrischen Zielen, die bei Erreichung extra Legendenpunkte, die Siegpunkte in Western Legends, einbringen. In dieser Hinsicht bietet Western Legends eine gewisse Asymmetrie. Balancing ist jedoch kaum ein Thema. Manche Ziele sind schwieriger, manche Fähigkeiten in bestimmten Spielsituationen vielleicht vorteilhafter. Auch die Fähigkeiten können teilweise einen großen Einfluss auf die Spielweise haben, aber es sind uns keine groben Schnitzer im Balancing aufgefallen.

 

Komplexität/Regeln: Auch wenn Western Legends als Sandbox Spiel viele Möglichkeiten bietet, sind die Aktionsmöglichkeiten begrenzt und lassen sich übersichtlich und schnell auflisten. Man bewegt sich mit seinem Charakter zwischen Feldern auf dem Spielplan, die eine Karte im Wilden Westen mit seinen verschiedenen Orten wie einer Bank, einem Salon, einer Mine oder einem Gemischtwarenladen zeigt. An den verschiedenen Orten lassen sich bestimmte Aktionen ausführen, die für sich genommen sehr schnell abgehandelt sind: schürfe Gold in der Mine, verkaufe Gold an die Bank, spiele Poker im Salon usf. Neben den Ortsaktionen versuchen die Spieler entweder Punkte mit der Marshal-Leiste oder der Kopfgeld-Leiste zu erzielen, indem sie gute oder böse Dinge tun: Mitspieler überfallen und die Bank ausrauben oder eben die Bösen festnehmen und Banditen besiegen. All das mit dem Ziel am Spielende die meisten Legendenpunkte zu haben. Wir haben Western Legends mit einer 10 jährigen gespielt und sie hat es super gemeistert und ihre eigenen Strategien geschmiedet. Für ein Familienspiel ist Western Legends vielleicht dann doch zu umfangreich, aber wer bereits Erfahrungen im Kennerspielbereich gesammelt hat, der wird keine Probleme haben in Western Legends einzusteigen.

Die Regel von Western Legends hat 24 Seiten, was sich mehr anhört als es ist. Spielablauf passen auf 15 Seiten mit vielen Beispielen und Abbildungen; wirklich vielen Beispielen und Abbildungen; sie nehmen über die Hälfte der Anleitung ein. Die Anleitung ist auch sehr gut geschrieben und lässt keine Fragen offen, was den Spieleinstieg wesentlich erleichtert.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Western Legends lässt sich mit bis zu sechs Personen spielen, was eher eine Seltenheit ist. Wir haben Western Legends zu zweit und zu viert getestet. Im Spiel zu zweit spielt der schwarze Mann, eine durch ein Kartendeck gesteuerte KI mit, was super funktionierte. Der schwarze Mann ergänzt etwas unvorhersehbare Zufälligkeit, die ansonsten in einer Partie zu zweit fehlen würde. Die 2-Personen Partie war auch meine Erstpartie; sowohl mein Mitspieler als auch ich waren so überzeugt, dass wir uns direkt für eine weitere Partie am Tag darauf verabredet hatten.

Die Partien zu viert haben aber gezeigt, dass Western Legends hinsichtlich der Spielerinteraktion stark von der Spielerzahl profitiert. Im Spiel zu viert gibt es viel wahrscheinlicher mindestens eine Person auf der Kopfgeldleiste, die also den Weg des Bösen eingeschlagen hat. So haben die Personen auf der Marshal-Leiste auch etwas zu tun: nämlich den Verbrecher zu jagen, um ihn daran zu hindern jede Runde dadurch Siegpunkte zu kassieren, dass er eben noch nicht geschnappt wurde. Mit mehreren Spielern ist es auch wahrscheinlicher, dass mal Poker-Partien mit mehreren Personen zustande kommen, nicht nur gegen die Bank. Mit mehreren Spielern triggern auch die Storykarten etwas häufiger. Und da die Spielwelt bzw. das Spielbrett unabhängig von der Spielerzahl immer gleich groß ist, ist mit mehreren Spielern in Western Legends einfach etwas mehr los. Nichtdestotrotz gibt es auch viele Züge, die eben gänzlich ohne Spielerinteraktion auskommen: Gold schürfen, im Shop einkaufen, die Bank ausrauben, einen Banditen bekämpfen. Western Legends ist interaktiv, aber die Interaktion steht natürlich nicht so sehr im Vordergrund wie in einem Partyspiel.

Zu sechst würden wir Western Legends wegen der Downtime nicht unbedingt empfehlen, aber die Spielerinteraktion wird Western Legends sicherlich auch in Partien zu sechst zu einem Erlebnis machen, wenn man das Spiel und seine Geschichten auch als Zuschauer genießen kann und nicht nur auf seinen eigenen Spielzug „wartet“. Der Sweet Spot liegt vermutlich bei 4 Personen.

 

Spieldauer: Eine Partie Western Legends spielt sich - zumindest gefühlt - angenehm schnell. Wir haben häufig das Problem, dass sich Partien von Strategie-Spielen oder Dungeon Crawlern sehr in die Länge ziehen, weil wir viel nachdenken oder uns lange besprechen. Zeit-Angaben auf Spieleschachteln halten wir so gut wie nie ein. Bei Western Legends war das nicht der Fall, vermutlich weil es einfach nicht viel zum Nachdenken gibt. Seine Pläne schmiedet man zügig und geht dann in die Umsetzung über. Weniger grübeln, mehr spielen. Lustigerweise gibt es bei Western Legends eine kleine Diskrepanz: hier steht 90-120 Minuten auf der Schachtel, aber 2-4 Stunden auf der Webseite der Spieleoffensive; unsere Erfahrung - und sicher auch die Wahrheit - liegen irgendwo dazwischen.

Die Spieldauer kann auch angepasst werden, indem die erforderliche Anzahl von Legendenpunkten für das Spielende erhöht oder verringert wird. Wir hatten diese auf 15 Legendenpunkte festgesetzt, was einer kurzen Partie entspricht. Hier hat man je nach Spielweise ca. 10-15 Spielerzüge. In unserer Kurz-Partie zu viert haben wir ca. 2 Stunden gebraucht. Die 2 Stunden gingen aber gefühlt sehr schnell vorbei. Langeweile kam nicht auf, weil es immer auch interessant war zu beobachten, was die Mitspieler so vorhaben und tun.

Während einer Partie ist es übrigens schwer abzuschätzen, wann jemand das Spielende auslöst, weil die Spieldynamik dafür sorgt, dass man ein bis zwei Züge keine oder wenige Punkte macht, um dann in einem dritten und/oder vierten Zug richtig viele Legendenpunkte zu machen. Erst die Arbeit - z.B. Maultier kaufen, Gold schürfen und zur Bank transportieren - dann der Lohn: Legendenpunkte und Geld durch den Verkauf des Goldes und dann Legendenpunkte durch das Ausgeben des Geldes im Gemischtwarenladen oder im Varieté.

 

Wiederspielbarkeit: Charaktere haben asymmetrische Fähigkeiten, die im Laufe der Partie bei Erreichung von 5 Legendenpunkten freigeschaltet werden. Zusätzlich hat jeder Charakter mehrere Aufgabenkarten, deren Erfüllung jeweils 1-3 extra Legendenpunkte einbringt, sodass jeder Charakter auch andere Ziele verfolgt. Das bringt etwas Abwechslung und Wiederspielwert, aber wirklich anders fühlt sich Western Legends mit den verschiedenen Charakteren nicht an. Die Wiederspielbarkeit ergibt sich aus den Erlebnissen. Spielt man gut oder böse? Geht man Gold schürfen oder spielt man Poker? Jagd man Banditen oder treibt man Vieh? Es gibt viele Spielweisen auszutesten. Die unterschiedlichen Spielweisen der Mitspieler treffen dann in den Partien aufeinander und erzeugen eine emergente Narrative, die in jeder Partie anders ausfallen wird.

Wer ein paar Partien Western Legends hinter sich gebracht hat wird nichtsdestotrotz möglicherweise Richtung der vielen Erweiterungen schielen, die bisher erschienen sind. Da wären die zwei großen Erweiterungen Ante Up und Blutgeld sowie drei kleinere Erweiterungen (eine Handvoll Extras; ein wildes Bündel Extras; der Gute, der Böse und der Schöne) und noch jede Menge Promos. Und wer möchte, bekommt alles mitsamt Quality of Life Upgrades in einer Big Box unter, die im Jahr 2023 erschienen ist. Die beiden großen Erweiterungen bringen dabei neben neuen Charakteren, Gegenständen und weiterem Zusatzmaterial zahlreiche neue Mechanismen in den Wilden Westen. Die Erweiterung Blutgeld kommt mit Gefahrenkarten, Risikowürfel, fahrende Händler, Besitzurkunden und einem legendären Storysystem, während die Ante Up Erweiterung mit dem Glücksspiel Faro und einer sich über den Spielplan bewegende Eisenbahn daherkommt.


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