A Plague Tale - Requiem
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BEWERTUNG |
03.10.2022 von Beef SupremeVor etwas mehr als drei Jahren, im Mai 2019, nahmen uns die Entwickler von Asobo mit auf die emotionale Reise von Amicia und Hugo durch ein pestverseuchtes Frankreich. Viel wurde geschlichen, getötet und von Ratten gefressen bis die beiden die Inquisition besiegt hatten und vermeintlich frei waren. Doch die Reise der beiden Geschwister ist noch nicht zu Ende. Mit Plague Tale: Requiem erzählen die Franzosen von Asobo die Geschichte der beiden nahtlos weiter. Werden Amicia und Hugo Frieden finden?
Von Ratten und Träumen
Nachdem Amicia und Hugo zusammen mit dem Alchemistenlehrling Lucas den wahnsinnigen Inquisitor Vitalis besiegen konnten, kehrt zunächst Ruhe ein. Gemeinsam mit Mutter Béatrice befinden sich die vier auf der Reise nach Arles. Denn Hugo wird weiterhin von der Macula geplagt, einer mysteriösen Kraft, die ihm Kontrolle über die Ratten gewährt, ihn aber auch langsam tötet. Plague Tale: Requiem steigt auf einer Zwischenstation ein halbes Jahr nach den Ereignissen des ersten Teils ein und führ den Spieler in einem der wenigen ruhigen und idyllischen Momenten gemächlich an die Mechaniken ran. Spielerisch lernt man Schleichen und Schießen während man durch eine wunderschöne Landschaft streift. Doch schon in Arles ist es vorbei mit der Idylle. Genießen Amicia und Hugo vormittags noch einen Spaziergang über den belebten und bunten Markt, stellt sich wenige Stunden später schon heraus, dass auch Arles von Ratten geplagt wird und die Toten sich so langsam stapeln. Ein Alchemist vom Orden soll Hugo helfen, die Macula zu besiegen, doch bevor dieser sein Werk verrichten kann, wird die gesamte Stadt von Ratten überrannt und tausende Bewohner, darunter auch besagter Ordensanhänger, finden den Tod. Hugos Mutter möchte mit ihrem Sohn daraufhin nach Marseille aufbrechen, da der Orden dort seinen Hauptsitz hat. Hugo jedoch träumt schon seit geraumer Zeit immer wieder den gleichen Traum von einer Insel und einem Phoenix. Amicia sieht darin ein Zeichen und möchte mit ihrem Bruder diese Insel suchen und wird vom Schicksal bei der Entscheidung unterstützt. Auf sich allein gestellt begeben sich die beiden auf eine beschwerliche, von Leichen und Blut gepflasterte Suche nach einer Insel, die vielleicht noch nicht einmal existiert.
Der Schlag in die Nieren
Das Spiel eröffnet mit einer trügerischen Idylle, die einen glücklichen Hugo und eine entspannte Amicia zeigt. Und wie das so ist, wenn man von einer übernatürlichen Macht besessen ist, bleibt das nicht lange so. Das Requiem, auch Totenmesse genannt, soll bald zum Programm werden, denn wo auch immer Hugo hingeht, folgen Tod und Verderben. Und daneben eine hilflose Amicia, die zwar ausgezeichnet kämpfen, töten und überleben kann, ihrem Bruder damit aber kein normales Leben ermöglichen kann. Dem Spiel gelingt es hervorragend, den verzweifelten Kampf um Hugos Heilung und Frieden zu transportieren, der zuweilen extreme Abgründe der Beiden offenbart. Hier lachend und verspielt, einige Minuten später erfüllt von Zorn und Hass während Amicia und Hugo im Wechsel dem Blutdurst erliegen. Sowas geht an niemandem spurlos vorüber. Diese emotionale Achterbahn fängt das Spiel glaubwürdig und fesselnd ein und erreicht streckenweise eine Intensität die man bisher nur von der The Last of Us Reihe (Part 1, Part 2) kennt. Die Geschichte und Erzählweise gehören ganz klar zu den größten Stärken des Spiels und mit zu den intensivsten Erlebnissen in diesem Jahr.
Die Steinschleuder und das Gras
Wie schon im Vorgänger besteht der Kern des Gameplays aus einer Mischung zwischen Stealth und Kampf. Plague Tale: Requiem bietet die schon bekannte Steinschleuder und verschiedene alchemistische Gemische an, um gegen die zahllosen Soldaten zu bestehen. Schade ist, dass die Ressourcen wie Sand am Meer herumliegen, ein Management oder Sparsamkeit sind nie erforderlich.
Neu hinzugekommen ist eine äußerst praktische Armbrust, doch Bolzen hierfür sind selten und wertvoll. Zumindest bis man eine Fähigkeit freischaltet, die es ermöglicht, verschossene Bolzen wieder aus getöteten Feinden zu ziehen. Diese Fähigkeit zusammen mit der sehr stark eingreifenden Zielhilfe ist zu stark und trivialisiert die meisten Kämpfe. Glücklicherweise steht das erst vergleichsweise spät zur Verfügung. Die anderen Fähigkeiten im rudimentär gestalteten Skilltree sind nett, aber mehr auch nicht, da sie sich spielerisch sehr zurückhalten.
Geht die Versteckerei schief, kann man sich mit einem Einwegdolch aus dem gröbsten Schlamassel befreien und erneut Zuflucht im Gestrüpp suchen. Leichen erregen allerdings Aufmerksamkeit und irgendwann hilft nur noch Kämpfen oder Rennen. Die unterschiedlichen Gegnertypen erfordern jeweils andere Herangehensweisen und je nach Kombination, kann der Waffen- und Alchemiewechsel in Stress ausarten. Hier muss ein Topf voll Teer auf den Schild, der Bogenschütze im Hintergrund bettelt um einen Stein in die Visage, nur um dann mit einem Brandbolzen das beteerte Schild anzuzünden. Und all das, während ein voll gepanzerter Ritter mit Eisenschild und Morgenstern auf einen zustapft. Glücklicherweise bietet das Spiel auch viele Hilfen in der Umgebung, durch die man sich ein wenig Luft verschaffen kann. Fässer voll Teer oder Staub stehen überall verteilt herum und warten nur drauf, feindliche Soldaten zu blenden oder direkt in Brand zu stecken. Und im weiteren Verlauf kann man sich auch noch Hugos Kräften bedienen und sich die Ratten zunutze machen, um gegen die uniformierte Übermacht zu bestehen.
Das Spiel bietet viele taktische Möglichkeiten, mit Feindkontakt umzugehen, doch gerade dadurch wirken das Design der Areale und die Objektplatzierung häufig konstruiert. Sobald hohes Gras, Mauern und leuchtende Objekte in einem weitläufigen Feld seltsam unorganisch platziert sind, weiß man schon, was die Stunde geschlagen hat.
In gewissen Situationen lässt sich der Kampf nicht vermeiden. Meist in Form von wellenbasierten Arenakämpfen, bei denen man so lange durchhalten muss, bis ein Trigger das Blutbad für beendet erklärt. Leider sind diese Passagen nicht die Stärke des Spiels, da die Kämpfe häufig aus Abspulen der immer gleichen Taktik gegen entsprechende Gegner bestehen. Kampf als letzter Ausweg, wenn man beim Schleichen versagt hat, in Ordnung. Doch dass Amicia im Spielverlauf zig trainierte und teils schwer gerüstete Soldaten niedermäht ist unglaubwürdig und in der gebotenen Masse irgendwann eintönig.
Das Quieken der Ratten
Nicht unerwähnt bleiben dürfen die Ratten. Wuselten im Vorgänger noch bis zu 5000 Pestnager gleichzeitig über den Bildschirm, protzt Plague Tale: Requiem mit bis zu 200.000! Und Asobo setzt die Viecher gerne als Massenvernichtungswaffe ein, die gern geysirgleich aus dem Boden brechen und ganze Städte überschwemmen, was für intensive Szenen und gelungene Fluchtsequenzen sorgt. Spielerisch stellen sie zudem meist ein Hindernis dar und lockern die Schleich- und Kampfpassagen mit Licht- und Schattenrätseln auf. Bereiche müssen erhellt oder abgedunkelt werden, um sich einen Weg durch die den pelzigen Tod mit den rotglühenden Augen zu bahnen.
Die Schönheit des Todes
Optisch ist Plague Tale: Requiem ganz klar ein Next Gen Titel. Der Verzicht darauf, die Vorgängerkonsolen mitzuziehen, sorgt dafür, dass hier ein wunderschönes Spiel mit detaillierten Umgebungen, atmosphärischen Licht- und Nebeleffekten und hoher Sichtweite abgeliefert wurde. Das Spiel kann ebenfalls mit herausragenden Animationen glänzen, gerade was die Mimik der Charaktere angeht.
Schade ist allerdings, dass auf PlayStation 5 nur selten mehr als 30 Frames pro Sekunde erreicht werden und auch die bei viel optischer Opulenz in die Knie gehen können. Zudem werden die Zwischensequenzen von unschönem Tearing geplagt. Das Spiel wurde jedoch in einer Vorabversion gespielt, möglichweise verbessert ein Day One Patch die Performance zum Release. Auf Einstellungsmöglichkeiten hinsichtlich Performance- oder Grafikpräferenz wurde warum auch immer verzichtet.
Wo es hingegen rein gar nichts zu kritisieren gibt, ist der akustische Teil. Seien es die herausragenden englischen oder die guten deutschen Sprecher, die epische Gänsehaut-Orchestrierung oder die satten Soundeffekte, hier greift einfach alles perfekt ineinander. Die eingangs angesprochene Intensität wird maßgeblich durch die emotional aufgeladene akustische Untermalung mitgetragen. Allerdings ohne zu übertreiben oder zu kitschig zu sein.
Auf PS5 gibt’s zudem als kleines Schmankerl noch einige gelungene Dual Sense Features. Zum Beispiel spürt man das Schwingen der Schleuder oder das Auslösen der Armbrust in den Schultertasten. Und als nette Idee, werden die Dialoge durch eine leichte Vibration des Controllers begleitet. Und die Hauptcharaktere haben alle ein eigenes, gut zu erkennendes Vibrationsmuster. Dachte ich zuerst noch, dass das auf Dauer nervt, habe ich diese Option bis zum Schluss aktiviert gelassen, da es die gut geschriebenen Dialoge tatsächlich unterstützt. Standardmäßig ist diese Option jedoch deaktiviert. Cover & Bilder © © 2022 A Plague Tale: Requiem, a game developed by Asobo Studio and published by Focus Entertainment. A Plague Tale: Requiem, Focus Entertainment and its logo are trademarks or registered trademarks of Focus Entertainment. The game and technology are the property of Asobo Studio. All rights reserved. Das Fazit von: Beef Supreme
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