Betrogen
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BEWERTUNG |
01.07.2020 von MarSZu der Zeit, als Clint Eastwood gerade sein Image als harter, wortkarger Actionheld festigte und damit seinen Durchbruch feierte, entschied er sich gemeinsam mit Regisseur Don Siegel für einen mutigen Schritt. Entstanden ist dabei die Literaturverfilmung Betrogen, die kurzerhand floppte. Nun gewährt Koch Films dem Film seine Premiere auf Blu-ray, und das sogar im Mediabook...
Inhalt
Inmitten der Wirren des amerikanischen Bürgerkrieges wird der schwer verletzte Nordstaatensoldat John McBurney (Clint Eastwood) von den Bewohnerinnen eines Mädchenpensionats aufgefunden. Er wird trotz anfänglicher Bedenken von der Leiterin aufgenommen und versteckt. Fasziniert davon, nach langer Zeit erstmals einen Mann unter ihrem Dach zu haben, fühlen sich die Frauen immer stärker zu ihrem Patienten hingezogen, der wiederum die Situation für seine Zwecke ausnutzen möchte. Doch John unterschätzt die Macht der Eifersucht...
Nach Coogans großer Bluff und Ein Fressen für die Geier war Betrogen die bereits dritte Zusammenarbeit von Clint Eastwood und Regisseur Don Siegel, die nur kurze Zeit vor Eastwoods Paraderolle als Dirty Harry veröffentlicht wurde. Völlig entgegen seinem aufgebauten Image war eigentlich klar, dass der Film an den Kinokassen zu einem handfesten Flopp werden würde, und dennoch entschied man sich dafür, Betrogen ohne die vom Studio angestrebten Änderungen herauszubringen. Vielleicht war der Film seiner Zeit einfach voraus, sicherlich aber war er zur falschen Zeit am falschen Ort. Denn schlecht ist der Film definitiv nicht...
Betrogen ist im Prinzip ein bitterböser Psychothriller, mit Aspekten sowohl eines Dramas wie auch eines erotischen Werkes, verpackt in ein intensives Kammerspiel, in dem wirklich jeder versucht, den anderen auszuspielen. Selbstverständlich lebt der Film dabei vor allem von den zwischenmenschlichen Beziehungen sowie der angespannten Atmosphäre, die sich im Verlauf immer weiter zuspitzt, um letztendlich in der unvermeidbaren Eskalation zu enden. In diesem Bezug ist Betrogen beinahe schon vorhersehbar, ist aber dank gelungener Erzählung und stimmiger Inszenierung dennoch packend genug, um den Zuschauer zu fesseln. Aufgelockert wird das Ganze unterdessen nur durch den ein oder anderen geschickt eingesetzten, situationsabhängigen Dialog, während das übrige Geschehen sowohl durch das eiskalte Auftreten aller Beteiligten, wie auch durch einige sehr schlüpfrige Momente, ein etwas unwohles Gefühl hinterlässt. Dabei steht stets die menschliche Seite im Vordergrund, wodurch Betrogen zeigen will, welche Auswirkungen auf die Psyche eines Menschen die Wirren eines Krieges, aber auch aufgezwungene Enthaltsamkeit, haben können. Letzten Endes ist Betrogen ein ungemütlicher Film, der seine Linie konsequent verfolgt und auf Grund seiner Art der Inszenierung samt diverser - für die damalige Zeit durchaus ungewöhnlicher - Stilmittel regelrecht als Arthouse-Kino gewertet werden kann beziehungsweise gesehen werden muss.
Der im Jahr 2017 produzierte Film Die Verführten (im Original ebenfalls The Beguiled) von Sofia Coppola mit Colin Farrell, Nicole Kidman, Kirsten Dunst und Elle Fanning stellt übrigens das Remake zu Betrogen dar.
Details des Mediabooks
Das Covermotiv des Mediabooks ist nicht sonderlich gelungen, denn es zeigt eine Nahaufnahme Eastwoods mit einer Pistole in der Hand und suggeriert dadurch einen gänzlich anders gelagerten Film. Grundsätzlich ist das matte, gelbliche Design aber durchaus gut gewählt. Auf der Rückseite wurden die Infos und Details zur Edition direkt auf das Mediabook aufgedruckt, wodurch ein Backcover entfällt. Im Inneren finden sich drei Discs, bestehend aus dem Film auf DVD und Blu-ray sowie einer DVD mit Bonusmaterial. Der Innendruck geht nahtlos in das 16-seitige Booklet über, welches interessante Hintergrundinfos zur Entstehung des Films liefert.
Details der Blu-ray
Die Blu-ray liefert in Anbetracht des hohen Alters des Films ein wirklich sehr gutes Bild. Abgesehen von feinem, nicht allzu ausgeprägtem Filmkorn ist das Bild sauber und recht scharf, das Kontrastverhältnis ist ausgewogen, über weite Strecken sogar durchaus kräftig. Der Ton bewegt sich zwar komplett im Frontbereich der Anlage, ist aber gut ausbalanciert und stets klar. Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: MarS
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