Das Mädchen Hirut
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BEWERTUNG |
16.07.2015 von MarSIn Afrika gibt es noch heute Sitten und Bräuche, die durch ihre brutale und menschenverachtende Natur für die westliche Welt absolut unverständlich und nicht nachvollziehbar, meist aber nicht einmal bekannt sind. So erscheinen immer wieder Filme die einen darauf aufmerksam machen sollen. Entweder um etwas zu bewegen oder aber um Geschehenes nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. So auch der vorliegende Das Mädchen Hirut, produziert von der UN-Botschafterin und Frauenrechtlerin Angelina Jolie und als offizieller Beitrag Äthiopiens zur Oscar-Verleihung 2015 ...
1996: Die 14 Jahre alte Hirut wird auf dem Nachhauseweg von der Schule entführt und vergewaltigt. Sie schafft es ihren Peinigern zu entkommen, tötet dabei jedoch einen von Ihnen. Sofort wird sie verhaftet und wartet fortan auf eine Verurteilung zur Todesstrafe, der einzig möglichen Strafe für ihr Verbrechen. Lediglich die Anwältin Meaza Ashenafi, die mit ihrer Kanzlei für die Rechte von Frauen und Kindern kämpft, kümmert sich um Hirut und möchte mit ihrem Fall ein Exempel statuieren ...
Das Mädchen Hirut beschäftigt sich mit dem Thema der sogenannten "Telefa", einer alten Tradition in Äthopien bei der Frauen entführt und anschließend verheiratet werden und beruht auf wahren Begebenheiten. Die im Film geschilderten Ereignisse sorgten 2005 schließlich zur gesetzlichen Abschaffung der "Telefa", welche seitdem unter Strafe gestellt ist.
2009 schaffte es der Film Wüstenblume auf erschreckende und bewegende Weise die afrikanische Tradition der weiblichen Beschneidung zu beleuchten, welche noch heute an der Tagesordnung ist. Das Mädchen Hirut versucht nun auf ähnliche Weise ein unbequemes Thema der Öffentlichkeit näher zu bringen, schafft es aber leider nicht dem direkten Vergleich stand zu halten.
Schauspielerisch wurde hier alles richtig gemacht, denn der Film wurde komplett mit äthiopischen, unbekannten Darstellern besetzt um so einen überzeugenden Realismus zu schaffen. Vor allem Tizita Hagere als Hirut kann auf ganzer Linie überzeugen, aber auch Meron Getnet als Meaza spielt äußerst glaubwürdig. Leider krankt Das Mädchen Hirut letztendlich an der Inszenierung, denn diese ist trotz des tragischen Themas sehr langatmig und unspektakulär, sodass der Zuschauer zu keiner Zeit wirklich bewegt oder emotional berührt wird. Insgesamt dümpelt der Film nichtssagend vor sich hin und selbst das eigentlich wichtige Gerichtsurteil zum Ende entlockt einem keinen emotionalen Moment.
Das Mädchen Hirut wird vorerst lediglich auf DVD veröffentlicht, dadurch ist die Bildqualität natürlich sehr durchwachsen. In Nahaufnahmen ist die Schärfe durchaus gut und auf die Tiefenwirkung ist sehr angenehm, jedoch sind gerade weitere Aufnahmen oder Panorama-Shots sehr weich und schwammig. Der Ton ist genrebedingt sehr frontlastig (im vorliegenden Stream Englisch mit deutschen Untertiteln), zeigt aber immer beim jederzeit passenden und stimmigen Soundtrack seine volle Bandbreite, wobei auch der Bassbereich sehr schön ausgereizt wird. Cover & Bilder © AlamodeFilm Das Fazit von: MarS
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