Delicatessen
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BEWERTUNG |
18.10.2023 von GloansBunnyNur wenige Werke tragen zu Recht die Bezeichnung "Kult-Film". Der 1991 erschienene Film Delicatessen zählt im Horror-Komödien-Genre aber auf alle Fälle dazu. Ob die französische Produktion aber unsere Redaktion überzeugen konnte? Lest weiter...
Inhalt
Frankreich, Mitte der 1950er Jahre. Eine Katastrophe hat das Land verwüstet und den Menschen nur Hunger, Durst und Armut hinterlassen. Geld ist wertlos, gezahlt wird mit rar gesäten und extrem kostbaren Lebensmitteln oder alternativ mit dem eigenen Leben. Fernab der spärlich verbliebenen Rest-Zivilisation lebt Metzger Clapet (Jean-Claude Dreyfus), Meister seines Fachs, mit ein paar Nachbarn in einem alten, ranzigen Mietshaus. Das Geschäft mit frischem Fleisch, geräuchertem Speck und Brühwürsten brummt, denn Clapets Mitbewohner lieben seine Delikatessen. Doch den Nachschub an eiweißreichen Speisen sichert der Metzger nicht etwa durch hauseigene Viehzucht, sondern durch als Stellenanzeigen herbeigelockte Reisende. Als sich eines postapokalyptischen Tages der ehemalige Zirkusclown Louison (Dominique Pison) um den Posten des bereits vertilgen Hausmeisters bewirbt, sehen ihn die hungrigen Bewohner schon als leckeren Sonntagsbraten mit krosser Kruste und Tomate im Mund auf ihrem Esstisch liegen. Doch wie es der Zufall so will, verliebt sich die Metzgerstochter Julie (Marie-Laure Dougnac) Hals über Kopf in die Ex-Rotnase. Im wahrsten Sinne blind vor Liebe (Julie hat die Sehkraft eines Maulwurfs) beschließt sie, Louison vor dem Fleischwolf zu bewahren und ihn bis zum Ende ihres Lebens nur sprichwörtlich zu vernaschen. Eine Hardcore-Vegetarier-Gang, die in der Kanalisation unterhalb der Metzgerei auf Rache an Clapet sinnt, kommt ihr (nicht ganz uneigennützig) zur Hilfe. Ein unerbittlicher Krieg zwischen den Kannibalen und den Fleischlos-Rebellen entbrennt, dem kaum jemand in ganzen Stücken entrinnen soll ...
Delicatessen lässt sich eigentlich keinem exakten Genre zuordnen. Die Szenerie eines apokalyptischen Frankreichs Mitte der 1950er Jahre zeichnet ein skurriles Theater aus irrwitzigen Charakteren, düster-schwarzem Humor und einer Prise Ernsthaftigkeit mit Anregungen zum Nachdenken. Der geschäftstüchtige Fleischer spiegelt die dunkle Seele der Menschheit wieder, während die Figur des Clowns Louison den unverwüstlichen Lebenswillen und Julie die tiefen Liebesgefühle für ihre Mitmenschen suggerieren. Die Schauspieler sind authentisch, die Dialoge stellenweise etwas wirr, aber stets mit einem gewissen Ernst und viel Ironie ausgestattet. Das Setting mit seinen Beige- und Brauntönen erzeugt eine regelrechte Beklemmung, welche die stimmige Gesamtatmosphäre von Delicatessen perfekt untermalt. Trotz relativ wenig Action und überschaubaren Splatterszenen weiß das französische Kunstwerk zu überzeugen und 100 Minuten lang an den Bildschirm zu fesseln. Sämtliche Figuren leben von ihren individuellen Charakterzügen und bleiben ebenso wie die vielen kleinen und großen Details nachhaltig im Gedächtnis. Delicatessen ist rundum gelungen und sollte in keiner Kult-Sammlung fehlen.
Details der Blu-ray
Technisch wurde das Meisterstück ordentlich aufpoliert. Die Bilder sind meist scharf und betonen den tristen Sepia-Look mit plastischer Farbgebung gekonnt. Der Schwarzwert ist ordentlich und wird nur in den dunklen Szenen mit Rauschen überlagert. Die deutsche Tonspur präsentiert sich in glasklarem, gut ausgelastetem Stereosound und mit authentischen, herrlich ironischen Sprechern. Die französische Originalsynchronisation erhält einen super umgesetzten 5.1-Surround-Sound und ist für Kenner der Sprache die noch bessere Wahl. Die Extras sind zudem recht üppig: aus dem Archiv von Jean-Pierre Jeunet, fein Geschnittenes von Diane Bertrand (Making of), Audiokommentar von Jean-Pierre Jeunet, Trailer und das obligatorische Wendecover liegen auf der Disk bereit. Cover & Bilder © STUDIOCANAL Das Fazit von: GloansBunny
Das Fazit von: Panikmike
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