Double Vision
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BEWERTUNG |
13.11.2022 von MarS20 Jahre lang war der taiwanesische Mystery-Thriller Double Vision außerhalb seines Heimatlandes lediglich in seiner R-Rated Kinofassung zu sehen. Nameless Media spendierte dem mit David Morse (The Green Mile, Disturbia) und Tony Leung Ka-Fai (Der Liebhaber, Election) prominent besetzten Werk im Juni 2022 nicht nur den Einstand auf Blu-ray, sondern lieferte erstmals auch gleich die komplett remasterte Unrated Fassung mit dazu. Nach einer Auswertung im limitierten Mediabook in drei Covervarianten folgt nun die Veröffentlichung in der klassischen Softbox...
Inhalt
Nachdem er einen korrupten Kollegen überführt hat, wird der Polizist Huang Huo-tu (Tony Leung Ka-Fai) in der Abteilung für Auslandsangelegenheiten nur noch mit Verachtung gestraft. Auch privat hat Huang mit Problemen zu kämpfen, denn seine vernachlässigte Ehefrau steht kurz davor, die Scheidung einzureichen, während seine Tochter nach einer traumatischen Geiselnahme seit zwei Jahren kein Wort mehr gesprochen hat. Als ein Serienkiller die Stadt heimsucht, dessen Vorgehensweise alle vor ein Rätsel stellt, ist Huang dazu gezwungen, mit dem FBI-Profiler Kevin Richter (David Morse) zusammenzuarbeiten. Bei ihren Ermittlungen stoßen die ungleichen Partner schließlich auf eine mysteriöse Sekte, die offensichtlich nach der Unsterblichkeit strebt...
Obwohl in Taiwan produziert, zeichnet sich Double Vision direkt durch seinen internationalen Look - nicht nur durch die Beteiligung von David Morse - sowie die hohe Qualität der Inszenierung aus. Dabei zeigt der Film durchaus einige Parallelen zu David Finchers Sieben. Auch Double Vision setzt ein ungleiches Ermittlerteam in den Mittelpunkt, bestehend aus einem impulsiven, für alles offenen und von privaten Problemen geplagten jüngeren Polizisten und einem stets nüchternen, auf wissenschaftliche Erklärungen fixierten Veteranen. Außerdem setzt die taiwanesische Produktion auf einen religiös-fanatischen Hintergrund für eine Reihe von Morden, sowie auf explizite Leichenaufnahmen und vereinzelte Gewaltspitzen. Und genau wie Sieben profitiert Double Vision von der hervorragenden Harmonie zwischen den beiden Hauptdarstellern, wie auch von der hervorragenden, düsteren Atmosphäre, die das gesamte Geschehen durchzieht. Eine Verbindung zur chinesischen Mythologie sowie einige deutliche Hinweise auf die Beteiligung von Übernatürlichem setzen unterdessen klare Akzente, und lenken die Erzählung in eine durchwegs interessante, fesselnde Richtung. Eine sehr einschneidende Sequenz, etwa in der Mitte des Films, lässt allerdings einen starken erzählerischen Umbruch erkennen, und hat Double Vision gleichzeitig auch die weltweite Veröffentlichung in der R-Rated Kinofassung beschert, anstatt in der ungekürzten Originalfassung. Ab diesem Zeitpunkt fällt es der Handlung immer schwerer, eine klare Linie beizubehalten, während die Inszenierung aufgrund der kurz darauffolgenden und damit zu frühen Auflösung deutlich an Atmosphäre einbüßt. Zudem entpuppt sich der Moment des Umbruchs, der einfach als "Tempel-Massaker" bezeichnet werden kann, letztendlich als dramaturgischer Höhepunkt, denn das eigentliche Finale fällt im Gegensatz dazu deutlich harmloser, unstrukturierter, und damit auch unbefriedigender aus. Dennoch, und auch weil die Erzählung den Mut besitzt, unbequeme Wege zu gehen und das Geschehen konsequent finster enden zu lassen, ist Double Vision ein absolut sehenswerter Genrebeitrag, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Die Unrated Filmfassung
Der Einstand auf Blu-ray bedeutet für Double Vision gleichzeitig auch den Einstand für die bis dato unveröffentlichte Unrated Fassung des Films. War Double Vision bereits in der R-Rated Fassung ein sehr dunkler, düsterer, und auch durchaus brutaler Mystery-Thriller, so bekommen eben diese Eigenschaften mit der Unrated Fassung einen deutlichen Schub spendiert. Double Vision zeigt in dieser Filmfassung nicht nur mehr Abgründe innerhalb der Polizei, sondern legt vor allem im Bereich von Gewalt und Gore gleich mehrere Stufen zu. Dies betrifft natürlich vor allem das "Tempel-Massaker", das hier zu einer massiven Splatterorgie ausartet, und Double Vision zur Zeit der Veröffentlichung vermutlich sogar eine Indizierung beschert hätte. Eben dieser rohe - und zu diesem Zeitpunkt des Films durchaus überraschende - Gewaltausbruch ist am Ende wohl eine der Szenen, die sich ins Gedächtnis des Zuschauers einbrennen, auch wenn der Film diesen massiven Gewaltakt eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte. Entsprechend gut funktioniert die R-Rated Filmfassung, während die Unrated Version lediglich für ein kleines Ausrufezeichen sorgt. Dazu kommt, dass eben diese Sequenz damit noch deutlicher einen erzählerischen Umbruch markiert, von dem sich Double Vision - egal in welcher Filmversion - bis ins Finale nicht mehr ganz erholt.
Details der Blu-ray
Die Blu-ray zeichnet sich durch eine sehr gute Schärfe sowie einen schönen Detailgrad aus. Dunklere Szenen wurden meist mit einem blauen Farbfilter versehen, um die kalte und finstere Atmosphäre auch visuell zu unterstreichen, im Übrigen werden Farben jedoch durchwegs natürlich dargestellt. Der Kontrastumfang ist unterdessen sehr ausgewogen, ebenso weiß der gute Schwarzwert zu gefallen. Ein paar vereinzelte Verunreinigungen beziehungsweise kleinere Bildmacken trüben hier keineswegs den insgesamt hervorragenden Gesamteindruck. Die Tonspur präsentiert sich vor allem im Effektbereich und im Bereich der Umgebungsgeräusche sehr weitläufig und räumlich, und bietet bei Bedarf auch eine kraftvolle Ausgabe. Die Sprachausgabe ist hingegen etwas zu zentral angesiedelt, und lässt dadurch Dynamik in den Dialogen sowie eine saubere Ortbarkeit der Stimmen ein wenig vermissen. Cover & Bilder © EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Das Fazit von: MarS
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