Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (2021)

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (2021)

Originaltitel: Tre nøtter til Askepott
Genre: Märchen • Fantasy • Romantik
Regie: Cecilie Mosli
Hauptdarsteller: Astrid Smeplass • Cengiz Al
Laufzeit: DVD (83 Min) • BD (87 Min)
Label: Plaion Pictures
FSK 6

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (2021)   25.10.2022 von MarS

Die tschechisch-deutsche Märchenverfilmung Drei Haselnüsse für Aschenbrödel aus dem Jahr 1973 ist wohl DER Klassiker schlechthin, der für viele ein absolutes Muss zur Weihnachtszeit ist. Kein Wunder, dass dieser seit vielen Jahren zum Jahreswechsel dutzendfach auf diversen Fernsehsendern ausgestrahlt wird. Nun allerdings macht sich ein norwegisches Remake daran, dem Kultfilm eine Frischzellenkur zu verpassen...

 

Inhalt

 

Die Geschichte des Films dürfte eigentlich hinlänglich bekannt sein. Nach dem Tod ihrer Eltern lebt Aschenbrödel (Astrid Smeplass) bei ihrer Stiefmutter (Ellen Dorrit Petersen), die sie wie eine Dienstmagd behandelt. Ihre eigene Tochter Dora (Ingrid Giæver) hingegen soll einmal den Prinzen (Cengiz Al) des Landes heiraten, und der baldige Ball soll eben dieses Schicksal besiegeln. Dank dreier magischer Nüsse gelingt es Aschenbrödel jedoch, ebenfalls am großen Fest teilzunehmen, und dem Prinzen sofort den Kopf zu verdrehen. Bevor dieser allerdings ihre wahre Identität erkennt, flieht Aschenbrödel vom Ball, verliert dabei jedoch einen ihrer Schuhe...

 

Eine kurze Vorab-Info:

Das Remake macht endgültig klar, wie unpassend die deutsche Übersetzung des Titels gewählt wurde. Sowohl das Original aus dem Jahr 1973, wie auch das norwegische Remake, tragen in ihrer direkten Übersetzung den Titel Drei Nüsse für Aschenbrödel, die englischsprachigen Titel lauten dagegen Drei Wünsche für Aschenbrödel. Spätestens in dem Moment, als Aschenbrödel in der Neuverfilmung drei magische Eicheln anstatt der bekannten Haselnüsse erhält, wird der deutsche Titel damit völlig ad absurdum geführt. Ein übler Logikfehler, für den der Film selbst aber nichts kann...

 

...was uns direkt zu der wichtigen Frage führt: Muss man wirklich einem Kultfilm ein Remake spendieren? Einem Film, der seit inzwischen 50 Jahren Groß und Klein verzaubert, und dabei kaum etwas von seinem Charme eingebüßt hat? Die Antwort ist eigentlich klar: Nein, muss man nicht. ABER: Tatsächlich hat auch das Remake seine Daseinsberechtigung, und entlockt dabei der bekannten Geschichte nicht nur einige neue Facetten, sondern präsentiert sich dabei selbstredend auch deutlich moderner...

 

Grundsätzlich beschreitet Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (2021) den gleichen Weg, den auch das Original aus dem Jahr 1973 ging, und bietet dementsprechend sogar einige Szenen, die beinahe ohne jegliche Veränderung übernommen wurden. Dem gegenüber stehen aber auch einige deutliche Abweichungen, die nicht nur den Verlauf der Geschichte, sondern auch die Figuren, ebenso wie die Grundstimmung des gesamten Films betreffen. Abgesehen von einigen namentlichen Änderungen konzentrieren sich diese Abweichungen vor allem auf den letzten Akt des Films, und damit sowohl auf den Inhalt der letzten "Zaubernuss", wie auch den Ablauf des dramaturgischen Höhepunkts im Finale. Wo Drei Haselnüsse für Aschenbrödel einst sehr locker, leichtfüßig und stellenweise regelrecht albern erzählt wurde, ist das norwegische Remake nun deutlich ernster, dramatischer, und damit insgesamt auch realitätsnäher gehalten. Die Figuren, im Original noch mit Ausnahme von Hauptdarstellerin Libuše Šafránková sehr überzeichnet und oberflächlich dargestellt, erhalten nun nicht nur mehr Charaktertiefe, sondern einen modernen, vielseitigen Anstrich. Hier sticht allerdings weniger die norwegische Popsängerin Astrid Smeplass in ihrer ersten Schauspielrolle hervor, als vielmehr Ellen Dorrit Petersen als bösartige Stiefmutter, die problemlos auch als teuflische Hexe durchgehen würde. Ohne Zweifel äußerst beeindruckend sind außerdem die Landschaftsaufnahmen - in diesem Bereich können die Drehorte des Originals und der zum Einsatz gekommene Kunstschnee mit der malerischen Natur Norwegens einfach nicht mithalten.

 

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (2021) ist damit insgesamt eine durchaus gelungene Neuinterpretation des allseits bekannten Kult-Märchenklassikers, der es jedoch gerade durch die ernsten Untertöne und dramaturgischen Spitzen, sowie die charakterliche Tiefe und Diversität der Figuren, am märchenhaften Charme und der Leichtfüßigkeit des Originals fehlt. Ebenfalls ein wenig enttäuschend ist die Tatsache, dass man sich für das norwegische Remake dazu entschieden hat, einen gänzlich neuen - wenngleich auch sehr passenden - Score zu verwenden, und auf die weltweit bekannte, markante Filmmusik des tschechischen Komponisten Karel Svoboda zu verzichten. 

 

Bildergalerie von Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (2021) (4 Bilder)

Details der 4K UHD

 

Die 4K UHD bietet ein sehr scharfes, klares und detailreiches Bild, das auch auf monochronen Flächen - wie beispielsweise den verschneiten Landschaftsaufnahmen - absolute Laufruhe zeigt. Farben werden satt und leuchtend dargestellt, während der Kontrast kräftig und sauber eingestellt ist. Entgegen der typischen Abdunkelung von 4K UHD Scheiben bleibt das Bild bei Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (2021) auch in dunklen Bildbereichen gut abgestimmt, ohne durch einen übertriebenen Schwarzwert Details verschwinden zu lassen. Gelöst wurde dieses Problem sehr geschickt, indem Nachtaufnahmen meist mit einem bläulichen Filter versehen wurden, der dem natürlichen Gesamtlook jedoch nicht entgegenwirkt. Die Tonspur liegt in einer DTS-HD 5.1 Abmischung vor, und leistet sehr gute Arbeit. Der Ton ist sehr angenehm abgestimmt, und erzeugt dank fein dosiertem Surroundeinsatz eine schöne Atmosphäre, wobei der stimmige - aber wie bereits erwähnt vom Original abweichende - orchestrale Score stets harmonisch ins Geschehen eingebunden wurde, ohne dieses zu dominieren. Dialoge sind durchgängig gut ortbar und werden sauber wiedergegeben. 



Cover & Bilder © Plaion Pictures


Das Fazit von: MarS

MarS

Selbst als Fan des Originals muss man eingestehen, dass das norwegische Remake von Drei Haselnüsse für Aschenbrödel eine gelungene Neuinterpretation bietet, die dank modernen technischen wie inhaltlichen Facetten, malerischen Bildern und starken Charakteren zu gefallen weiß. Leider verliert das Remake aber gerade dadurch den lockeren, märchenhaften Stil des tschechisch-deutschen Originals, was durch das Fehlen der bekannten Filmmusik aus der Feder Karel Svobodas noch weiter verstärkt wird. Dramaturgisch und optisch ist Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (2021) zwar der bessere Film, die Leichtigkeit und den zeitlosen Charme des Originals erreicht das Remake aber nicht. Insgesamt ein schöner Märchenfilm für die ganze Familie, der jedoch zu keinem Zeitpunkt am Thron des Kult-Klassikers rüttelt.


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