Endling - Extinction is Forever

Endling - Extinction is Forever

Publisher: Handy Games
Entwicklerstudio: Herobeat Studios
Genre: Abenteuer
Sub-Genre: Simulation
Art: Downloadtitel
Erscheinungsdatum: 19.07.2022
USK 12

Endling - Extinction is Forever   28.07.2022 von LorD Avenger

Ein Spiel, das den Menschen wieder einmal den Spiegel vorhalten wird in ihrem Umgang mit unserer Umwelt. Eine Fuchsmutter kämpft in einer zunehmend lebensfeindlicheren Umgebung um das Überleben ihrer Kinder...


Inhalt

 

Es ist tiefer Winter und die Füchsin kämpft sich durch Schnee und Kälte, kann nur knapp einem rasenden Auto auf der Straße ausweichen und sich gerade rechtzeitig vor Jägern verstecken, bevor sie endlich ihren Bau erreicht und erschöpft zusammenbricht. Kurz darauf hat sie auch schon ihre Jungen zur Welt gebracht, die schwach und hungrig winseln. Allen Gefahren und Witterungen zum Trotz muss sie also wieder raus und in der vereisten Umgebung nach Futter suchen - jede verbliebene Beere, jede verirrte Maus und jeder gut gefüllte Müllsack können über Leben und Tod entscheiden. Doch nicht etwa die Kälte oder die Futterarmut sind die größte Gefahr für die junge Fuchsfamilie, sondern natürlich die Menschen, die den Bau schnell entdecken...

 

Offenkundig ist das Spiel eine Sozialkritik an der vorherrschenden Umweltpolitik der Menschheit. Mit einem ironischen Seitenstich beobachten wir die "Care Corp." dabei, wie sie für ihre industrielle Großanlage am Rande des Waldes Bäume abholzen, um während der Produktion von irgendetwas die Luft zu verpesten und den Fluss zu vergiften. Diese schnell voranschreitende Zerstörung aus der Sicht eines Tieres zu erzählen, das ums Überleben seiner Kinder kämpft, ist natürlich ein cleverer Weg, um den Menschen noch deutlicher als Bösewicht darzustellen. Ständig muss die Fauna sich anpassen, weil ihre herkömmlichen Nahrungsquellen verschwinden, ihre Unterschlüpfe zerstört werden oder sich keine Verstecke mehr vor Jägern und Feinden finden lassen. Gleichzeitig stellt das Spiel aber auch sehr schön dar, dass diese Umweltzerstörung nicht nur Folgen in der Tierwelt hat, sondern über kurz oder lang auch den Menschen selbst auf die Füße fällt. Unsere Reise führt uns auch in geradezu postapokalyptisch anmutende Obdachlosen-Camps und lässt uns die Wege kreuzen mit einer Familie, deren dramatische Geschichte man über mehrere Episoden miterleben kann.

 

Gameplay

 

Endling ist spielerisch sehr simpel aufgebaut. Wir bewegen uns als Fuchs durch die diversen, verwinkelten Wege des Umlands und suchen nach Fährten, die uns durchs Schnüffeln in Form eines wegweisenden Duftfadens dargestellt werden. Am Ende findet sich meist etwas zu essen, das man mühsam wieder zurück zu seinen Kleinen in den Bau bringen muss. Unterwegs muss man darauf achten, in keine Falle zu tappen oder einem bösartigen Menschen über den Weg zu laufen. Einmalig kann man beidem entwischen, doch danach verhindert ein Humpeln sowohl das Rennen als auch das Überstehen eines weiteren Konflikts. Zudem ist es von Vorteil auf der Suche nach Nahrung so viel wie möglich von der Karte aufzudecken, um gerade für die Rückwege den schnellsten Weg zurück zum Bau zu finden. Denn wenn die Nacht sich dem Ende neigt, sollte man schnellstmöglich zurück nach Hause finden (obgleich ich keine schwerwiegenden Konsequenzen erkennen konnte, wenn man 10 Minuten nach der Deadline noch durch die Gegend streift).

 

Ist unser Nachwuchs alt und kräftig genug, begleitet er uns auf unseren Raubzügen. Das ist gleichermaßen von Vor- und Nachteil. Zum Einen erlernen die Kleinen in vorgegebenen Situationen an bestimmten Stellen Fähigkeiten und können enorm bei der Nahrungssuche behilflich sein, wenn sie Maden aus Erdlöchern buddeln, sich durch kleine Öffnungen zwängen oder auf Bäume klettern, um Vogelnester zu plündern. Gleichermaßen ist man als Familie aber auch deutlich langsamer und angreifbarer. Da die Beine der Brut noch signifikant kürzer sind als die von Mama Fuchs, kommen sie nicht so schnell hinterher und gerade, wenn man lossprintet, muss man öfter auf sie warten - gerade dann kritisch, wenn man verfolgt wird. Außerdem eröffnen sich auch ganz neue Gefahren, wie Raubvögel, an denen man sich vorbeischleichen muss, da die sich ansonsten die kleinen mundgerechten Füchse schnappen wollen.

 

Die überwiegende Aufgabe ist und bleibt die Suche nach Nahrung für den hilflosen Nachwuchs. Alle paar Nächte steigt einem aber auch gleich zu Beginn ein ganz besonderer Duft in die Nase, der einen an ein einschneidendes Erlebnis zu Beginn des Spiels erinnert und erforscht werden möchte. Der Fährte folgend findet man dann immer nach und nach drei Gegenstände, deren Beschnüffeln Puzzle-Stücke der vergangenen Vorkommnisse enthüllt. Zusammen mit der kontinuierlichen Zerstörung der Umwelt treibt einen das in neue Gebiete, in denen man auch mehr darüber erfährt, wie die Menschen mit den wechselnden Gegebenheiten zurechtkommen. Dadurch entdeckt man auch ab und zu einen neuen Bau oder Schnellreisepunkte, die freigeschaltet werden, wenn man anderen Tieren hilft. 

 

Bildergalerie von Endling - Extinction is Forever (5 Bilder)

Grafik

 

Optisch verfolgt das Spiel einen sehr konturarmen Cartoon-Stil, der sehr ikonisch und auch stimmig wirkt. Durch die Fokussierung auf Farben erkennt man problemlos und doch recht subtil den Wechsel von Jahreszeiten sowie das kontinuierliche Abnehmen von Grünflächen durch Abholzung oder Vergiftung des Waldes. Auch die Menschen sind sehr cartoonig gezeichnet mit typischen Zeichentrick-Silhouetten und durch den geometrisch anmutenden Grafikstil eher detailarm - aber selbst mit diesen eigens auferlegten Limitierungen und ohne Sprache schaffen es die Entwickler immer noch hervorragend ihre Geschichte zu erzählen, Emotionen zu transportieren und die Fuchskinder so verdammt süß aussehen zu lassen.



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Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Endling ist ein wunderschönes Spiel, das die zuckersüßen Animationen der kleinen Füchse mit einer großartigen Inszenierung dramatischer Ereignisse in kleinem und großem Maßstab abwechselt. Obgleich das Spiel einem vorgaukelt lediglich einige Wochen darin zu verbringen, vergeht doch in Wahrheit erheblich mehr Zeit und das wird wirklich bezaubernd subtil dargestellt mit Änderungen in der Umwelt in jeder Nacht - zunächst fallen sie kaum auf, später werden sie immer drastischer. Mir hat es sehr zugesagt, dass wir die Wintersaison relativ schnell hinter uns lassen, wodurch die Nahrungssuche so signifikant erleichtert wird, dass man sich wesentlich mehr auf die Geschichte und die Erkundung konzentrieren kann. Zu keinem Zeitpunkt ist Endling ein schweres Spiel, bietet mit ändernden Feinden und Gefahren aber immer neue Kniffe - auch wenn sie einem gerade zum Ende hin frustrierend viele Wege blockieren. So sehr ich die Botschaft und die Darstellung auch liebe, so sehr muss ich auch den Erzählstil kritisieren. Worauf die Geschichte final hinausläuft weiß man eigentlich schon nach den ersten zehn Minuten und leider überrascht einen das Spiel dahingehend auch überhaupt nicht. Zudem fehlt mir auch die Bindung zu den Kleinen. Zwar kann man sie zu Beginn optisch nach Belieben anpassen, ich hätte mir aber deutlich mehr Interaktion mit ihnen gewünscht, ein interessantes Herauskristallisieren einzelner Persönlichkeiten - einfach nur, um auf persönlicher Ebene noch verbissener um sie zu kämpfen und in dramatischen Sequenzen noch mehr getroffen zu werden. So bleibt Endling zwar ein Spiel, das mich berührt, aber leider nicht zu Tränen gerührt hat.


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positiv negativ
  • Großartige Inszenierung der zunehmenden Umweltzerstörung
  • Gut funktionierendes, simples Gameplay
  • Spannendes Erkunden mit immer neuen Entdeckungen
  • Gelungenes Storytelling ganz ohne Worte
  • Von Beginn an sehr vorhersehbare Geschichte
  • Die Fuchsjungen hätten mehr Charakter und mehr Interaktion gebrauchen können





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