Fear the Viper
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BEWERTUNG |
01.08.2021 von Dan DeMento
In den frühen 2000ern war Josh Hartnett durch Hauptrollen in Pearl Harbor, Black Hawk Down oder 40 Tage und 40 Nächte das nächste große Ding in Hollywood - doch dann wurde es plötzlich sehr ruhig ihn. Mit dem düsteren Drama Fear the Viper meldet er sich jetzt zurück - als Drogendealer in einer verkommenen Kleinstadt. Gelingt der Imagewechsel oder wird Hartnett wieder in der Versenkung verschwinden? Wir haben es uns angesehen.
Inhalt:
Der Vater ist tot, die Mutter abgehauen, und so sitzen die drei Geschwister Kip (Josh Hartnett), Josie (Margarita Levieva) und Booth (Chandler Riggs) Conley in einer heruntergekommenen Kleinstadt in Ohio und verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Drogen. Doch da ihre Kunden auch gleichzeitig ihre Nachbarn sind, steht die Familie in dem Ruf, die Stadt zugrunde zu richten. Als Booth seinen ersten Alleingang gehörig in den Sand setzt, wird nicht nur die Polizei, sondern auch mächtige Drogenbosse auf die drei aufmerksam. Doch während Kip möglichst schnell das Weite suchen möchte, denkt Josie gar nicht daran, ihr Imperium aufzugeben...
Fear the Viper ist einer dieser Filme aus der zweiten Reihe, die man eigentlich nur durch Zufall oder aufmerksame Suche entdecken kann. Josh Hartnett ist schon lange kein Garant mehr für großartige Unterhaltung, sein letzter großer Hit 30 Days of Night liegt auch schon wieder 14 Jahre zurück. Die übrigen Castmitglieder bestehen aus Chandler Riggs, der acht Jahre lang in The Walking Dead herumwanderte und Margarita Levieva, die man hierzulande mit etwas Glück aus der Serie Revenge kennt. Auch die Story klingt eher speziell, daher ist es nicht verwunderlich, dass der Streifen ohne großes Marketing in den Regalen landete.
Doch hier haben wir tatsächlich eine dieser seltenen Perlen vor uns, die Zufallskäufe im Elektronikfachhandel so spannend machen. Dabei ist Fear the Viper bestimmt kein Film für jedermann. Er ist dreckig, böse, extrem dunkel (stilistisch wie auch tatsächlich - im Kino würde man sein Popcorn nicht finden) und sehr langsam. Man braucht als Zuschauer bestimmt eine halbe Stunde, bis man in den Film hineingefunden hat, bis man diese heruntergekommene Welt und die Menschen darin wirklich versteht. Es gibt einige harte Szenen, doch der Fokus liegt klar auf dem Innenleben der Charaktere und ihren Gesprächen. Der Regisseur Anthony Jerjen will, dass man die Figuren versteht und nachvollziehen kann, warum sie tun, was sie tun. Und sobald er das erreicht hat, zieht er die Geschichte bis zur letzten, bitteren Konsequenz durch. Und das in einer Härte, vor der sich manch weit berühmterer Genre-Kollege eine Scheibe abschneiden dürfte.
Dazu trägt die Inszenierung einen ebenso großen Teil bei wie die Darsteller, die allesamt auf sehr hohem Niveau agieren. Josh Hartnett ist kein Hollywood-Schönling, sondern ein gebrochener Mann und Chandler Riggs ist nicht mehr der nervige Carl aus der Zombieserie, sondern legt eine schauspielerische Bandbreite an den Tag, die wirklich beeindruckt. Doch die größte Überraschung ist die Russin Margarita Levieva. Bisher hauptsächlich auf ihr Äußeres besetzt und abwechselnd naive Studentin oder manipulative Rächerin besetzt, beweist sie hier nicht nur Mut zur Hässlichkeit, sondern agiert mit einer Härte und Gefühlskälte, die ihresgleichen sucht.
Der einzige Wermutstropfen ist hier die deutsche Synchronstimme von Josh Hartnett, die - wie seit beinahe seiner gesamten Karriere - von Simon Jäger gesprochen wird. Jäger ist zweifellos einer der besten Sprecher des Landes und seine Stimme mit Hartnett verbunden, doch hier passt sie nicht. Hartnett spricht, wie er spielt. Dunkel, minimalistisch und erschöpft - die helle, fröhliche Stimme von Jäger fällt da wirklich negativ auf, in diesem Fall sei also einmal mehr zum englischen Originalton geraten.
Alles in allem ist Fear the Viper vor allem eines: Echt. Lässt man sich darauf ein, kann man schnell vergessen, dass man gerade einen Film sieht. Jeder Moment, jeder Dialog und jede noch so kleine Nebenfigur ist überzeugend und authentisch. So etwas hat man lange nicht mehr gesehen.
Details der Blu-ray:
Wie schon erwähnt ist Fear the Viper dunkel, oft nahezu schwarz. Trotzdem ist das Bild störungsfrei, hat einen guten Kontrast und natürliche Farben. Der Ton ist sauber abgemischt und auch die deutsche Fassung - bis auf die oben erwähnte Geschmacksfrage - ist sehr hochwertig, was für einen B-Film nicht alltäglich ist. An Bonusmaterial gibt es nur einen Trailer.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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