Flight
|
BEWERTUNG |
27.06.2013 von BenjiWenn Robert Zemeckis, der als Regisseur durch Filme wie Cast Away und Forrest Gump bekannt wurde, sich wieder auf den Chefsessel setzt, dann kann der Zuschauer in der Regel gut gemachtes Erzählkino erwarten. Interessant gestaltete Charaktere in absoluten Ausnahmesituationen sind sein Spezialgebiet. Bei Flight wird ein Pilot erst zum Helden und muss dann erkennen, dass er eigentlich selber dringend Hilfe benötigt …
Fliegen kann etwas Schönes sein. Das Gefühl, mehrere Kilometer über festem Boden zu schweben und unter sich die Landschaft klein und unbedeutend zu erleben, kann erfüllend sein. Es ist allerdings genauso verständlich, dass sich viele Menschen vor dieser Art des Reisens fürchten. Statistiker bemühen sich beim Thema Flugangst immer zu versichern, dass Fliegen die vermeintlich sicherste Art des Reisens ist. Ein komisches Gefühl bleibt aber dennoch. In dem Moment, in dem der Flieger abhebt, legen wir unser Leben in die Hände fremder Personen. Wir kennen den Piloten nicht, der den Flieger steuert, aber wir vertrauen ihm, dass er uns unversehrt an unser Ziel bringt.
In Flight wird dieses Vertrauen auf eine harte Probe gestellt. Als Captain Whip Whitaker (Denzel Washington) am Anfang des Filmes in seine Maschine steigt, hat er nicht nur eine ungesunde Menge Alkohol in seinem Blut, er hat sich zudem noch erst Minuten davor eine gute Prise Kokain durch die Nase gezogen. Kein Einzelfall im Leben des gebrochenen Piloten und dennoch greift er ohne Reue an das Steuer der Passagiermaschine. Noch im Flug, während sein Co-Pilot die Kontrolle übernommen hat, mixt Whip sich seine nächste Alkoholmischung zusammen. Es wird schnell klar, dass dieser Mann ein Problem hat, und irgendwie ist man als Zuschauer schon froh, dass in diesem Fall wenigstens der Rest der Besatzung nüchtern scheint.
Doch die eigentliche Gefahr sollte sich erst noch manifestieren. Kurz vor der Ankunft des Fliegers in Atlanta geht ein Ruck durch die Maschine. Ein unbekanntes Teil scheint versagt zu haben und das Flugzeug geht sofort in einen unkontrollierten Sinkflug. Jetzt hängt das Leben aller Passagiere ausgerechnet am Geschick des zuvor wild trinkenden Captain Whitaker. Mit unerwartet ruhiger Hand schafft es Whip, die Maschine auf den Kopf zu drehen und damit waagerecht über dem Boden zu gleiten. Sein Manöver zeigt Wirkung und das Flugzeug geht auf einem Acker nahe Atlanta unsanft aber nahezu unversehrt zu Boden. Aufgrund des harten Aufschlages verlieren jedoch sechs Personen an Bord ihr Leben.
Die Öffentlichkeit feiert Whitaker als einen Helden. Hat er doch das Unmögliche geschafft und dem überwältigenden Großteil der Menschen im Flieger das Leben gerettet. Erst Untersuchungen der staatlichen Behörde werden für den alkoholabhängigen Piloten aber zum Problem. Diese haben nämlich kurz nach dem Absturz Blutproben genommen und darin den immens hohen Promillewert von Whip festgestellt. Sein Leben befindet sich danach an einem Wendepunkt. Schafft es Whitaker nicht, sich zu rechtfertigen, drohen ihm mehrere Jahre Gefängnis ...
Für das Spiel mit interessanten Charakteren ist Robert Zemeckis bekannt. Die Porträtierung des trinkenden Piloten ist ihm zumindest am Anfang des Filmes auch erneut unglaublich gut gelungen. Hinzu kommt, dass die Inszenierung des Absturzes wohl an Intensität nicht überboten werden kann. Doch von da an verliert Flight den Fokus. In gebetsmühlenartiger Wiederholung wird der Protagonist in seinem eigenen Leiden ertränkt. Zemeckis wird jedoch nicht müde, dem Zuschauer vorzukauen, wie Whitaker der Versuchung des Alkohols nicht entkommen kann. Die eigentlich spannende Charakterentwicklung, die normalerweise im Zentrum des Filmes hätte stehen müssen, wird nahezu komplett ausgeblendet. Dadurch verliert Flight an Reiz, und auch wenn der Film dennoch großes Potenzial für emotionale Momente bietet, bleibt am Ende das Gefühl, dass hier etwas fehlt.
Kurz noch ein paar Worte zur Blu-ray. Das Bild ist brillant, es gibt weder ein Bildrauschen noch störende Artefakte. Die Farben sind sehr natürlich und der Schärfe-, sowie der Detailgrad sind sehr gut geworden. Der Film ist sehr frontlastig, was für den Bass und die hinteren Boxen Pause bedeutet. Dennoch gibt es hin und wieder ein paar Effekte, die aus ihnen schallen. Bei einem Drama ist es aber nicht weiter verwunderlich, dass alles die meiste Zeit vorne abläuft. Fans werden mit einer Reihe an Extras belohnt. Besonders sehenswert ist davon das Making Of. Cover & Bilder © Studiocanal GmbH / Robert Zuckerman Das Fazit von: Benji
|
|
Kommentare[X]