Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa
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BEWERTUNG |
06.05.2016 von MarSFast jeder bekannte Schauspieler hat einen ganz bestimmten Film, der für ihn das Sprungbrett zur Karriere darstellte. Das Familiendrama Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa schaffte es seinerzeit sogar, dass gleich mehrere große Stars einen bleibenden Eindruck hinterließen und legte damit den Grundstein für für die noch heute anhaltende, ungebremste Beliebtheit von Leonardo DiCaprio. Nun erschien der Film in einer Neuauflage von Universum Film als DVD und Blu-ray - ein guter Grund für uns, sich diesen noch einmal anzusehen.
Endora ist ein langweiliges Örtchen mitten in Iowa, das seinen Einwohnern nicht viel zu bieten hat. Hier lebt Gilbert Grape zusammen mit seiner Familie und fristet sein Dasein damit, in einem Lebensmittelladen zu arbeiten, der Dank des Einkaufszentrums in der Nähe kaum noch besucht wird, das baufällige Farmhaus in Schuss zu halten und sich um seinen geistig behinderten Bruder Arnie zu kümmern, dessen liebstes Hobby das Klettern auf dem örtlichen Wasserturm ist. Zeit für ihn selbst bleibt da nicht, denn all diese Aufgaben nehmen seinen gesamten Tag in Anspruch. Gilberts übergewichtige Mutter hat nach dem Selbstmord ihres Mannes seit Jahren das Haus nicht mehr verlassen und verbringt ihre Tage auf der Couch vor dem Fernseher, während seine Schwestern sich nur mit ihren eigenen Belangen beschäftigen. Plötzlich ändert sich jedoch der eintönige Alltag, als nach einer Panne während des alljährlich durch Endora ziehenden Wohnwagen-Convoys die aufgeschlossene Becky für einige Tage in der Stadt zu Gast ist. Gilbert verliebt sich in das Mädchen und vernachlässigt das erste Mal in seinem Leben seine Aufgaben...
Lange musste Leonardo DiCaprio auf seinen Oscar warten, bis es im Jahr 2016 dank seiner Darbietung in The Revenant - Der Rückkehrer endlich soweit war. Doch bereits 1993 war vielen klar, dass es irgendwann soweit sein würde, denn die hervorragende Intensität und Authentizität mit der er in Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa seine Rolle verkörpert weiß bis heute zu begeistern und sorgte direkt für die erste seiner zahlreichen Nominierungen.
Grundsätzlich erzählt der Film auf sensible, einfühlsame Weise eine Geschichte von Liebe, Familie und Integration und ist gleichzeitig auch ein bis heute wirksamer Appell an die Menschlichkeit, die in jedem von uns steckt, gerne aber vergessen wird. Neben Leonardo DiCaprio glänzen auch Johnny Depp als titelgebender großer Bruder und eigentlicher Mittelpunkt der Geschichte und Juliette Lewis in ihren Rollen, aber auch die übrigen Charaktere sind hervorragend besetzt und liefern großartige Leistungen ab. Sehr interessant ist der Erzählstil des Films, der die eigentlich tragischen Ereignisse mit viel subtilem, teils schwarzem Humor und Ironie auflockert, ohne dabei seine Ernsthaftigkeit und eindringliche Atmosphäre zu verlieren. Dank den emotional berührenden Darbietungen des gesamten Cast stört es da auch nicht weiter, dass die Geschichte selbst eigentlich sehr simpel ausgefallen ist und die Erzählung sehr ruhig und gemächlich abläuft. Gerade die großen Emotionen und die zeitlosen Aussagen des Films machen Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa nämlich zu dem, was er nun einmal ist: Einen filmischen Meilenstein.
Trotz einiger offensichtlicher Mängel kann das Bild der Blu-ray überzeugen, nicht zuletzt auch auf Grund der Tatsache, dass der Film inzwischen bereits 23 Jahre auf dem Buckel hat. Viele Szenen, vor allem Nahaufnahmen, sind sehr scharf und stehen aktuellen Produktionen in nichts nach. Dem gegenüber stehen diverse Momente, in denen das Bild eher weicher und unscharf ausgefallen ist, was aber hauptsächlich großflächige Panoramaaufnahmen betrifft. Das stetige, meist nicht störende Filmkorn zeigt sich nur in dunkleren Bereichen etwas unschön, unterstreicht aber ansonsten den schönen Look des Films. Der Ton ist im Dialogbereich leider etwas dumpf und wenig dynamisch, wenngleich dennoch stets alles klar und verständlich ist. Auf Effekte im Surroundbereich muss der Zuschauer leider verzichten, dies ist aber beim ruhigen Erzählstil auch gar nicht nötig. Cover & Bilder © Universum Film GmbH Das Fazit von: MarS
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