Holy Avatar vs. Maidens of the Dead
|
BEWERTUNG |
12.10.2012 von Torsten
Was macht der Held, wenn die letzte Schlacht geschlagen ist? Alle Bösewichter sind besiegt, die Jungfrauen befreit, Ruhm und Gold sind in Hülle und Fülle vorhanden. Kurzum, er hat sich eine Auszeit redlich verdient. Dass diese allerdings längst nicht den Ruhestand bedeuten muss zeigt das farbenfrohe Spin-Off der Grotesque-Tactics-Reihe mit dem klangvollen Namen Holy Avatar vs. Maidens of the Dead.
Zusammen mit seiner Gilde von Jungfrauen macht der blonde Held, der sich selbst den Namen „Holy Avatar“ gegeben hat, Urlaub auf einer karibischen Insel. Hier ist aber natürlich nicht an einen Pauschal-Urlaub mit massenhaft grölenden Touristen zu denken. Stattdessen hat er sich eine eigene Insel gekauft, die er sodann auch „Holy Island“ getauft hat. Man will ja auch unter seinesgleichen bleiben und nicht von verstörten Einheimischen gestört werden. Nach der Ankunft auf dem Festland ist dem selbstgefälligen Helden allerdings schnell langweilig, denn an Sonnenbäder und Frucht-Cocktails mit Schirmchen hat er nun nicht bei einem Urlaub gedacht. Verzückt nimmt er zur Kenntnis, dass im Landesinneren jede Menge tote Jungfrauen auf dem Boden liegen. Natürlich ist er auch traurig, immerhin hat es ihn jede Menge Arbeit gekostet, sie zu befreien. Aber so entsteht zumindest wieder eine Aufgabe, die es zu bewältigen gibt. Allerdings ahnt Holy Avatar noch nichts von den Machenschaften, die hinter der Jungfrauen-Metzelei stecken. Ganz findige Spieler können dies aber auch schon vorab durch ein intensives Studium des Titels erahnen.
Ganz im Stile der zuvor erschienenen Grotesque-Tactics-Reihe wird der Protagonist Holy Avatar, ein selbstverliebter Held und Jungfrauen-Retter klassischster Herkunft, direkt gesteuert. Dies geschieht entweder wie bei einem Strategie-Spiel oder Point&Click-Adventure mit der Maus oder aber wie bei einem Action-RPG unmittelbar unter Zuhilfenahme von Tastendrücken. In Echtzeit wird mit unserem Helden dann die Umgebung untersucht, werden Gegenstände gesammelt und benutzt sowie Dialoge geführt. Entgegen der Vorgänger ist nun auch endlich eine Mini-Map dabei. Da die meisten Areale aber nur fest vorgegebene, schlauchartige Wege aufweisen, wäre ein Ausbleiben dieser Orientierungshilfe auch weiterhin zu verschmerzen gewesen. An Weggabelungen wird des Öfteren dann die Option gegeben, ob wir uns für den leichten Weg oder aber für den härteren, der dafür aber auch mit größeren Schätzen belohnt, entscheiden wollen. Mitstreiter folgen ihrem Anführer dabei automatisch und brauchen nicht einzeln hinterhergeführt werden. So bleibt es also immer bei der einen Party, aufteilen ist nicht möglich. Das wäre aber auch spätestens dann von Nachteil, wenn Gegner angetroffen werden. Denn dann schaltet das Spiel in einen rundenbasierten Strategie-Modus um, bei dem die Umgebung mit quadratischen Feldern unterlegt wird, auf denen navigiert werden darf. Die Mitstreiter sind nicht KI-unterstützt, so dass ihnen keine Aufgaben zugewiesen werden können. Stattdessen müssen sie nacheinander mit manuellen Befehlen versorgt werden. Der taktische Anspruch der Kämpfe ist wie bei den Vorgängern eher gering, doch macht es einen Unterschied, ob der jeweilige Gegner überrascht wird. Denn Angriffe von hinten verursachen mehr Schaden und lassen sich – der Logik geschuldet – auch nicht blocken. Jeder Charakter hat neben dem Standard-Angriff auch Spezial-Fähigkeiten zur Verfügung, die sich limitiert durch den Gebrauch von Mana einsetzen lassen. Nach dem Gebrauch muss sich der Vorrat an Mana erst wieder regenerieren, bevor eine Spezialfähigkeit erneut eingesetzt werden kann.
Da es sich noch immer um ein RPG handelt gehören Ausstatten, Aufrüsten und Aufleveln zum täglichen Brot des Abenteurers. Erschlagene Gegner lassen genretypisch von Zeit zu Zeit Gegenstände zurück, die sich einsammeln lassen. Ansonsten bleibt nur der Weg zum Händler, um sich beispielsweise mit Heiltränken einzudecken. Diese werden in den Kämpfen auch bitter notwendig, denn unsere Haudegen agieren lieber nach dem Prinzip „einstecken und austeilen“ als Angriffen galant auszuweichen. Nach den Kämpfen regeneriert sich die Lebensenergie automatisch. Die Klassenaufstiege finden gemessen an der Stärke der zu erwartenden Monster-Horden in angemessener Geschwindigkeit statt, allerdings gestaltet sich gerade bei höheren Schwierigkeitsgraden der Anfang recht zäh.
Nachdem die quietschbunte Optik von Grotesque Tactics noch eher dem stark beschränkten Budget geschuldet war, geriet Dungeons & Donuts schon entschieden düsterer und seriöser. Die gesteigerte Grafik-Pracht gefiel jedoch längst nicht jedem, war sie doch dem Spielstil des Fun-RPGs etwas gegensätzlich. Holy Avatar vs. Maidens of the Dead kommt wiederum wesentlich bunter daher und vermengt durch schickes Cel-Shading die Stile beider „Vorgänger“. Dem Look der Karibik wurde mit kräftigen Farben und entsprechender akustischer Untermalung genüge getan. Die Insel ist von satten Grün- und Gelbtönen überzogen und allgegenwärtige Steel-Drum-Melodien erzeugen Südsee-Flair. Während sich die Charaktermodelle noch recht detailliert geben, wurden die Animationen zwar liebevoll, jedoch auch mit wenig Abwechslung gestaltet. Und doch sieht es einfach nur zu lustig aus, wenn sich die Schnuckimucks – knuddelige Wesen mit Liebesüberschuss – auf Jungfrauen in Rückenlage werfen, um ihnen mit dem Spezialangriff „Todesknuddeln“ Lebensenergie zu entziehen oder aber Palmenaffen uns von ihren Bäumen mit Kokosnüssen bewerfen. Die eingedeutschten Sprecher machen ihren Job recht gut. Zärtlich bis romantische Stimmen für die Jungfrauen und eine überhebliche und selbstverherrlichende für den Holy Avatar. Das passt zum Stil und dem gebotenen Humor. Cover & Bilder © Headup GmbH, All rights reserved. Das Fazit von: Torsten
|
|
Kommentare[X]