Im Rausch der Tiefe - Le Grand Bleu
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BEWERTUNG |
12.02.2021 von MarSBislang gab es Luc Bessons frühes Filmdrama Im Rausch der Tiefe nur in der längeren Extended Version beziehungsweise dem Director´s Cut auf DVD und Blu-ray in den Ladenregalen. Nun spendiert Studiocanal dem Werk eine Neuauflage, die erstmals - zumindest auf Blu-ray - auch die europäische Kinofassung beinhaltet...
Inhalt
Bereits im Kindesalter herrscht zwischen den beiden Jungen Jacques und Enzo große Rivalität. Zwar sind beide leidenschaftliche Taucher, doch der introvertierte Außenseiter und Sohn eines Krabbenfischers Jacques erfreut sich lieber an der Natur, während sich Enzo mit seinen Fähigkeiten stets in den Mittelpunkt stellt und seine Rolle als unbesiegbarer Gewinner sichtlich genießt. Als sich die beiden viele Jahre später wiedersehen, wächst zwischen den Männern eine ungewöhnliche Freundschaft heran, die sie immer wieder zu persönlichen Höchstleistungen anspornt. Doch die einstige Rivalität ist nicht vergessen, und so wollen Jacques (Jean-Marc Barr) und Enzo (Jean Reno) bei der Weltmeisterschaft im Apnoe-Tauchen ein für alle Mal klären, wer der Bessere ist - welche Konsequenzen der Wettstreit auch für sie haben mag...
Lose basierend auf den Biografien der beiden Apnoe-Taucher Jacques Mayol und Enzo Maiorca verfasste der Franzose Luc Besson bereits als Jugendlicher das Drehbuch zu Le Grand Bleu, und legte damit sowohl den Grundstein für ein erstes wirklich beeindruckendes Werk innerhalb seiner späteren Filmografie, als auch die noch immer anhaltende Karriere des französischen Schauspielers Jean Reno. Dabei ist die Geschichte selbst gar nicht die Ursache für den vor allem in Europa großen Erfolg des Films und den daraus folgenden Kultstatus in Fankreisen, denn diese ist eigentlich recht simpel gestrickt. Im Prinzip handelt Im Rausch der Tiefe lediglich von einer lebenslangen Hass-Liebe und außergewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Männern, deren Eskalation schon von Beginn an unvermeidlich erscheint. Doch die Art und Weise, wie Luc Besson eben diese Geschichte erzählt, ist ebenso packend wie unvergesslich. Bereits der außergewöhnliche visuelle Stil, eingefangen von Kameramann Carlo Varini, in Verbindung mit dem bemerkenswerten Soundtrack von Luc Bessons Stamm-Komponisten Eric Serra, machen Le Grand Bleu zu einem polarisierenden Werk. Verstärkt wird die Erzählung aber vor allem von der unglaublich intensiven Harmonie zwischen Jean Reno und Jean-Marc Barr, deren Darbietung den Zuschauer vom ersten Moment an voll und ganz in ihren Bann zieht und damit eine emotionale Verbindung herstellt, wie man sie selten in einem Film erlebt hat. Für eine weitere gefühlvolle Komponente sorgt schließlich Rosanna Arquette, die zwar deutlich hinter den beiden zentralen Figuren verblasst, aber genau das richtige Maß an zusätzlicher Tragik ins Geschehen einbringt. Doch auch wenn die Erzählung einen überwiegend tragischen, oftmals melancholischen Touch ausstrahlt, so gelingt es Luc Besson dennoch, die richtige Balance innerhalb der Inszenierung zu erzeugen und das Ganze mit zahlreichen humorvollen, lockeren Momentaufnahmen, ja sogar in vieler Hinsicht romantischen Aspekten anzureichern.
Unterschiede zwischen Europäischer Kinofassung und Director´s Cut
Von Im Rausch der Tiefe gibt es weltweit drei verschiedene Filmfassungen, wobei sich die US-amerikanische - und mit etwa 118 Minuten gleichzeitig kürzeste - Fassung des Films nicht nur stark komprimiert zeigt, sondern neben einem neuen Soundtrack von Bill Conti auch inhaltlich auf Grund eines alternativen Endes einen komplett anderen Charakter aufweist. Damit ist die alternative US-Fassung zwar auf ihre eigene Art interessant, Fans werden aber wohl immer zur Kinofassung oder dem Director´s Cut greifen. Hier sind die Unterschiede nicht so einschneidend und beschränken sich auf klassische Handlungs- und Inhaltserweiterungen. Dementsprechend wirkt die Kinofassung einfach etwas flüssiger und mit einem minimal höheren Tempo erzählt, wogegen der Director´s Cut die Handlung durch charakterliche Erweiterungen und weitere Erzählstränge noch zusätzlich vertiefen kann. Welche Filmfassung man am Ende priorisiert, bleibt jedem selbst überlassen. Das umfassendste Erlebnis bietet aber zweifellos der Director´s Cut, der einen eine halbe Stunde länger in das große Blau abtauchen lässt. Wer gerade wenig Zeit hat und die Geschichte etwas kompakter, deswegen aber nicht minder faszinierend erleben will, ist mit der Kinofassung aber ebenfalls sehr gut bedient.
Zu einer anscheinend existierenden vierten (Kino-)Filmfassung mit einer Laufzeit von etwa 114 Minuten haben wir übrigens keine weiteren Daten gefunden.
Details der Blu-rays
Kinofassung und Director´s Cut wurden für die Blu-ray Neuauflage auf zwei Discs verteilt. Qualitativ wurde dabei nicht nachgebessert, wobei sich beide Discs sowohl beim Bild als auch beim Ton eigentlich nicht unterscheiden. Inhaltlich befindet sich auf der ersten Disc lediglich die Kinofassung in der deutschen Synchronisation sowie mit der Originaltonspur, die Luc Besson bewusst komplett in Englisch gehalten hat. Die zweite Disc liefert neben dem Director´s Cut noch ein etwa 97-minütiges Making Of, das einen ausführlichen Einblick in die Dreharbeiten zum Film bietet und in DVD-Qualität mit Originalton samt deutschen Untertiteln vorliegt.
Das Bild beider Blu-rays weist gerade in der schwarz-weißen Eröffnungssequenz eine deutliche Körnung sowie flächendeckendes, leichtes Rauschen auf. Sobald Farbe ins Spiel kommt, wird das Bild jedoch deutlich ruhiger, vor allem aber wesentlich schärfer und detaillierter. Eine feine Körnung sowie dezentes Flimmern in den Hintergründen bleiben zwar erhalten, wirken sich jedoch nie wirklich störend auf den Filmgenuss aus. Unterwasseraufnahmen lassen zwar das Filmkorn hin und wieder etwas ausgeprägter auftreten, kommen aber ohne störendes Banding aus. Die Tonspur zeigt sich ein wenig zweigeteilt. Die Stimmwiedergabe fällt zwar klar und deutlich aus, wird dabei aber sehr zentral ausgegeben, ohne die Stimmen differenziert im Raum zu platzieren. Der großartige Soundtrack von Eric Serra hingegen verteilt sich absolut atmosphärisch und mitreißend im ganzen Boxenspektrum, ebenso wie Umgebungsgeräusche und Effekte. Ein Unterschied zwischen der deutschen Synchronfassung und der Originaltonspur ist dabei nicht auszumachen. Cover & Bilder © Studiocanal GmbH / 1988 Gaumont Das Fazit von: MarS
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