In einem Land, das es nicht mehr gibt

In einem Land, das es nicht mehr gibt

Genre: Drama
Regie: Aelrun Goette
Hauptdarsteller: Marlene Burow • Sabin Tambrea
Laufzeit: DVD (96 Min) • BD (101 Min)
Label: Leonine / Tobis
FSK 12

In einem Land, das es nicht mehr gibt   21.03.2023 von MarS

Inspiriert von Ereignissen aus ihrem eigenen Leben inszenierte die deutsche Filmemacherin Aelrun Goette das Drama In einem Land, das es nicht mehr gibt. Leonine Studios / TOBIS Film veröffentlichte den Film nun auf DVD und Blu-ray...

 

Inhalt

 

Ostberlin, 1989. Suzie (Marlene Burow) steht kurz vor ihrem Abitur, und träumt von einem Literaturstudium. Als sie jedoch von der Volkspolizei mit dem Roman "1984" von George Orwell erwischt wird, wird Suzie von der Schule verwiesen, und muss sich fortan in der sozialistischen Produktion bewähren. Doch da schießt der Fotograf Coyote (David Schütter) ein zufälliges Foto von ihr, und öffnet ihr damit unverhofft die Türen in eine völlig neue Welt. Unterstützt vom extravaganten Visagisten Rudi (Sabin Tambrea) und Elsa Wilbrodt, der Chefredakteurin des Modemagazins "Sibylle", führt Suzies Weg in die ihr bislang unbekannte Subkultur Ostberlins, und erlebt erstmals in ihrem Leben eine trügerische Freiheit. Doch auch die vermeintliche Freiheit hat ihren Preis...

 

Wenn Aelrun Goette ihre Handlung In einem Land, das es nicht mehr gibt ansiedelt, dann hätte sie den Titel eigentlich nicht passender wählen können. Ihr von eigenen Erlebnissen geprägtes Drama spielt damit nämlich nicht nur auf die ehemalige DDR an, sondern spricht gleichzeitig auch von einer Zeit, in der das sozialistisch-kommunistische System längst unheilbare Risse zu verkraften hatte. Eine Zeit, in der lediglich einige wenige noch an den bekannten Strukturen festhielten, wogegen vor allem die Jugend einen immer stärkeren Drang zu Veränderung und Freiheit entwickelt hatte. Veränderung und Freiheit sind dementsprechend auch die Grundpfeiler in In einem Land, das es nicht mehr gibt. Verraten von allem, woran man zu glauben erzogen wurde, führt der Zufall die Hauptfigur Suzie in eine ihr bislang unbekannte Welt voll von neuen Eindrücken, unerwartet ausgeprägter und offen zur Schau getragener Auflehnung und natürlich auch Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Viel dramatisches Potential also, das Aelrun Goette allerdings nicht durchwegs zu nutzen weiß. Gerade die Anfangsphase profitiert hier noch von einer durchaus ambivalenten, wenngleich stets kritischen Darstellung der Strukturen innerhalb der ehemaligen DDR, wie auch von der stark aufspielenden, charismatischen Marlene Burow - ganz im Gegensatz zu ihrer von Zoé Höche dargestellten jüngeren Schwester Kerstin, die einem in wirklich jeder Sekunde auf dem Bildschirm den letzten Nerv raubt. Überhaupt legt Goette zunächst viel Wert auf eine ausführliche Charakterisierung ihrer Figuren, und schafft es damit hervorragend, eine starke Bindung zum Zuschauer aufzubauen. Im weiteren Verlauf jedoch wird In einem Land, das es nicht mehr gibt zunehmend chaotischer, und verliert mit der Erweiterung des Handlungsrahmens zusehends die eigentliche Hauptfigur sowie deren Schicksal immer weiter aus den Augen. Das Geschehen bleibt zwar immer noch unterhaltsam und durchaus interessant gestaltet, letztendlich fehlt es dem Ganzen aber gerade zum Finale an einem harmonischen beziehungsweise emotionalen Höhepunkt, ebenso wie an einer klaren Linie. Statt einzelne Aspekte der Geschichte bewusst hervorzuheben fokussiert sich In einem Land, das es nicht mehr gibt zum Abschluss etwas zu stark auf das extravagante Umfeld und die Subkultur Ostberlins, anstatt sich dem Schicksal der zunächst zentralen Figuren zu widmen, wodurch das Ende ein wenig unstimmig, vor allem aber unbefriedigend ausfällt. Bis dahin allerdings zeichnet In einem Land, das es nicht mehr gibt ein fesselndes Bild einer vergangenen Zeit, und überzeugt dabei vor allem durch seinen frischen, völlig unverbrauchten, und zudem sehr ungewöhnlichen Blickwinkel auf die Ereignisse kurz vor der Wende...

 

Bildergalerie von In einem Land, das es nicht mehr gibt (4 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Grundsätzlich bietet die Blu-ray ein sehr scharfes, kontrastreiches Bild mit natürlicher Farbdarstellung. Der Schwarzwert bewegt sich ebenfalls auf sehr gutem Niveau. Ein beinahe stetiges feines Rauschen ist zwar vorhanden, dürfte aber als Stilmittel so gewollt sein, um die authentische Atmosphäre zu verstärken. Die Tonspur zeigt sich ebenso dynamisch wie räumlich, und beansprucht im Bereich des sehr stimmig gewählten Soundtracks zwischendurch auch kraftvoll den Subwoofer. Lediglich die Sprachausgabe ist - nicht zuletzt auch bedingt durch den teilweise starken Dialekt der Figuren - in einigen seltenen Fällen nicht ganz verständlich abgemischt.



Cover & Bilder © TOBIS Film GmbH


Das Fazit von: MarS

MarS

Aelrun Goettes autobiografisch inspiriertes Drama In einem Land, das es nicht mehr gibt erzählt aus einem angenehm frischen und unverbrauchten Blickwinkel von einer Zeit des Umschwungs und des Weges in eine bis dahin unbekannte Freiheit - die jedoch wie alles im Leben ihren Preis hat. An mancher Stelle wirkt das Ganze trotz realem Bezug etwas zu vorhersehbar und klischeehaft, und im Verlauf verliert die Erzählung ein wenig zu sehr ihre eigentliche Linie aus den Augen, insgesamt ist In einem Land, das es nicht mehr gibt aber auf jeden Fall sehenswert.


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