Limbo

Limbo

Originaltitel: Limbo
Genre: Thriller
Regie: Soi Cheang
Hauptdarsteller: Gordon Lam • Cha Liu
Laufzeit: DVD (113 Min) • BD (118 Min)
Label: Capelight Pictures
FSK 18

Limbo   08.07.2023 von MarS

Der Limbus. In der Theologie ein Ort irgendwo zwischen Himmel und Hölle, an dem alle Seelen landen, die von der göttlichen Gnade ausgeschlossen wurden. Regisseur Soi Cheang (Dog Bite Dog) führt uns mit seinem Thriller Limbo nun an einen ähnlichen Ort...

 

Inhalt

 

Ein brutaler Frauenmörder treibt in Hongkong sein Unwesen, der überall in der Stadt die abgetrennten Hände seiner Opfer hinterlässt. Eine Leiche konnte die Polizei jedoch bislang nicht finden, ebenso wenig wie eine brauchbare Spur zum Täter. Ein schwieriger Fall für den noch jungen Detective Will Ren (Mason Lee), noch dazu wo sich die ihm unterstellte Task Force lieber am erfahrenen Cham Lau (Gordon Lam) orientiert, dessen Methoden sich oftmals über geltendes Recht hinwegsetzen. Als den beiden im Verlauf ihrer Ermittlungen schließlich auf die drogenabhängige Wong To (Cya Liu) stoßen, die vor Jahren Laus Familie zerstört hatte und nun wieder auf freiem Fuß ist, scheint Lau auch seine letzten Grenzen zu verlieren. Doch Wong To bietet sich unerwartet an, ihre Schuld gegenüber Lau zu begleichen, und führt die beiden Männer tief in die Unterwelt Hongkongs - ein Ort, der die Finsternis in allen Menschen zum Vorschein zu bringen scheint...

 

Auf den ersten Blick mag Limbo wie ein klassischer Serienmörder-Thriller erscheinen, in dem sich zwei ungleiche Partner - hier in Form eines erfahrenen Detectives sowie eines jungen Neulings - auf die Suche nach einem brutalen Killer machen. Bereits der zweite Blick, getaucht in düstere schwarz-weiß Bilder, offenbart allerdings die wahre Natur dieses bitterbösen Streifens. Wo Hongkong sonst für eine glitzernde Metropole steht, bietet Soi Cheang in Limbo einen nicht nur auf Grund des gewählten Farbstils finsteren Blick in die Abgründe der Stadt, sondern auch die Figuren bewegen sich allesamt am Rande der Gesellschaft, oder befinden sich früher oder später auf dem Weg dorthin. Zudem lässt Soi Cheang seine Akteure sowohl wortwörtlich wie auch im übertragenen Sinne im Schmutz der Seitenstraßen wühlen, und dabei Menschen begegnen, die schon lange kein Licht mehr gesehen haben - ob nun bedingt durch Drogenkonsum, die ohnehin stets in Dunkelheit gehüllten Slums, oder aus Mangel an jeglicher Hoffnung. Diese künstlerisch bemerkenswert intensive Darstellung menschlicher Abgründe als Kombination aus grandioser, beinahe surreal wirkender Bildsprache, unglaublich eindringlichen Aufnahmen durch Kameramann Siu-Keung Cheng und teilweise verstörender und stetiger Gewaltbereitschaft sowie der meist kaum noch zu erkennende Übergang zwischen Gut und Böse, sind letzten Endes aber genau das, was Limbo zu einem ebenso großartigen wie schockierenden Werk macht. Da wird die eigentliche Suche nach einem Serienkiller schnell zur Nebensache, woran der im Gegensatz zu den ambivalent charakterisierten Hauptfiguren und deren nachvollziehbaren Entwicklungen doch recht eindimensional gezeichnete Antagonist nicht ganz unschuldig ist. Dieser wirkt lediglich deshalb so erschreckend, weil Limbo leider - und im starken Kontrast zur bemerkenswert atmosphärischen und konsequent erzählten übrigen Inszenierung - an mancher Stelle zu sehr auf explizite Gewaltmomente setzt, vor allem wenn es zu Gewalt gegenüber Frauen kommt. Hier wäre etwas weniger tatsächlich mehr gewesen, denn einige Szenen sind nur schmerzlich zu ertragen. Einerseits ist das zwar passend, wenn es darum geht zu zeigen, wozu Menschen in der Lage sind, und auch die Leistung der an diesen Szenen beteiligten Darstellern kann man eigentlich nur in den höchsten Tönen loben, andererseits aber wirken diese Momente dann im Vergleich zum restlichen Werk - zumindest auf den ein oder anderen Zuschauer - dann doch etwas zu brachial. So oder so ist Limbo aber definitiv ein verstörender Thriller, der noch lange Zeit nachwirkt, und den man zweifellos als düsteres, an mancher Stelle kaum zu ertragendes aber durchwegs fesselndes Kunstwerk betrachten kann.

 

Bildergalerie von Limbo (11 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Schwarz-weiß Filme haben es bekanntlich recht schwer, wenn es darum geht, eine saubere Bilddarstellung zu erreichen. Die Blu-ray allerdings erledigt im Fall von Limbo ihren Job insgesamt sehr gut, und präsentiert ein kontraststarkes und durchwegs sehr scharfes wie auch detailreiches Bild. Zwar könnte der Schwarzwert etwas kräftiger und ausgewogener sein, und einige Aufnahmen wirken zudem etwas weich, im Gesamtbild kann die Blu-ray jedoch überzeugen. Akustisch hinterlässt die Blu-ray einen sogar noch besseren Eindruck, denn von Dynamik und dem Einsatz der umliegenden Boxenbereiche könnte man sich eigentlich nicht viel mehr wünschen. Hier sitzt man als Zuschauer mitten im Geschehen, und bekommt zudem auch ordentlich Druck aus dem Subwoofer geliefert, während die Dialoge ausnahmslos klar und sehr gut ortbar wiedergegeben werden.

 

Details der 4K UHD

 

War die Blu-ray schon überzeugend, gelingt es der 4K UHD sogar, fast alle kleineren Mängel zu beseitigen. Der Kontrastumfang ist noch ausgeprägter, und die insgesamt dunklere Darstellung hebt auch den Schwarzwert auf ein hervorragendes Niveau. Weichere Aufnahmen wechseln hier zu einer sehr feinen filmischen Körnung, und wirken nun deutlich authentischer. Die Tonspuren wurden 1:1 von der Blu-ray übernommen.

 

Details des Mediabooks

 

Wie gewohnt veröffentlich Capelight das Mediabook von Limbo umschlossen von einer losen J-Card mit den üblichen Inhaltsangaben und Details. Das Cover des Mediabooks ist an eine Sequenz des Films angelehnt und zeigt direkt, auf welches Gewirr von Finsternis, Brutalität und Chaos man sich als Zuschauer einstellen muss. Die Rückseite hingegen zeigt Detective Cham Lau gemeinsam mit einem seiner Kollegen auf einem Friedhof - ebenso eine Szene aus dem Film. Sehr harmonisch wirkt dabei das matte Finish, mit dem das gesamte Mediabook überzogen wurde. Auch der Innendruck zeigt vorne wie hinten jeweils eine Szene des Films. Abgerundet wird das Mediabook von einem in Kooperation mit dem Deadline-Magazin entstandenen 24-seitigen Booklet, das abgesehen von zahlreichen Szenenmotiven vollständig aus einem Interview mit Regisseur Soi Cheang besteht.



Cover & Bilder © capelight pictures OHG / Produktfotos: www.sofahelden.de


Das Fazit von: MarS

MarS

Wem 8MM bereits zu düster und verstörend war, der sollte tunlichst seine Finger von Limbo lassen. Noch drastischer und schockierender und durch die starken schwarz-weiß Aufnahmen deutlich intensiviert ist Soi Cheangs Blick in die menschlichen Abgründe, aber auch die dunkelsten und schmutzigsten Ecken Hongkongs, ebenso fesselnd wie unangenehm, und lässt selbst die spannend erzählte Suche nach einem Serienkiller, die die Basis des Geschehens bildet, zur Nebensache werden. Hongkong als Limbus auf Erden, als Vorhölle, in der es keine Hoffnung zu geben scheint, und die von jeglichem Licht verlassen wurde - ein schmerzhaft reales Sin City. Ein Kunstwerk von einem Film, und zudem eines, das man nicht so schnell wieder vergisst.


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