Lucia - Engel des Todes?

Lucia - Engel des Todes?

Originaltitel: Lucia de B.
Genre: Drama • Justizthriller
Regie: Paula van der Oest
Hauptdarsteller: Ariane Schluter
Laufzeit: DVD (97 Min) • BD (103 Min)
Label: Edel Germany GmbH
FSK 12

Lucia - Engel des Todes?   29.01.2016 von MarS

Ein Film über den wohl größten Irrtum in der Geschichte der niederländischen Justiz, in Folge dessen eine unschuldige Frau über sechs Jahre lang im Gefängnis saß. Das klingt nach einem emotionalen Biopic in Verbindung mit einem spannenden Justizthriller, also haben wir uns Lucia - Engel des Todes? einmal genauer angeschaut.

 

Inhalt:


Lucia de Berk ist Krankenschwester in einem Krankenhaus in Den Haag. Sie kümmert sich aufopferungsvoll um ihre Patienten, wird aber als Einzelgängerin und als äußerst arrogant beschrieben. Als während ihrer Schicht ein Baby stirbt und sich im Anschluss herausstellt, dass es noch weitere Todesfälle während ihrer Schichten gab, wird Lucia plötzlich des Mordes verdächtigt und im folgenden Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie beteuert weiterhin ihre Unschuld und geht mehrmals in Berufung, doch alle Versuche auf einen Freispruch scheinen zum Scheitern verurteilt. Erst mehr als sechs Jahre nach ihrer Inhaftierung gelingt das Wunder, an das zu diesem Zeitpunkt nicht einmal sie selbst mehr geglaubt hat...

 

Lucia - Engel des Todes? schafft es leider trotz des großen emotionalen und bewegenden Potentials nicht zu fesseln. Dies liegt zum einen daran, dass man wichtige Aspekte der damals als "Hexenjagd" bezeichneten Geschehnisse, wie die mediale Einwirkung auf alle Beteiligten, einfach weggelassen hat, zum anderen aber an der Art der Inszenierung, die es einfach nicht schafft die benötigten Emotionen zu vermitteln. So plätschert der Film in weiten Teilen einfach vor sich hin, ohne den Zuschauer wirklich anzusprechen oder zu berühren und verpasst es dadurch, sein Unterhaltungspotential zu übertragen.

 

Des Weiteren wird der Standpunkt im Film sehr schnell klar gestellt und die ursprüngliche Gerichtsverhandlung sowie die Berufungen als völlig kompetenzlos vermittelt, was einen als außenstehenden Beobachter sofort daran zweifeln lässt, wie Lucia de Berk im Jahr 2003 eigentlich überhaupt verurteilt werden konnte. Einzelne Personen werden als treibende Kräfte herausgestellt, wieder andere zu den Ereignissen dazu erfunden, wodurch die eigentlich schuldigen Ursachen in den Hintergrund treten. Fast hat man das Gefühl, Lucia - Engel des Todes? beschränkt sich völlig auf das unschuldige Opfer, ohne auf die Umstände eingehen zu wollen. Im Prinzip hätte man so das Fragezeichen im Titel auch getrost weglassen können, denn Fragen oder Zweifel an der Unschuld werden hier nicht aufgeworfen.

 

Schauspielerisch geben alle Beteiligten ihr Möglichstes, etwas aus dem schwachen Drehbuch rauszuholen. Vor allem Ariane Schluter als Lucia de Berk versucht eindrucksvoll, ihrer Figur echtes Leben einzuhauchen und für etwas mehr Tiefe zu sorgen, was wenigstens ihr trotz mangelnden Grundlagen in der Geschichte in weiten Teilen auch gelingt. 

 

Bildergalerie von Lucia - Engel des Todes? (5 Bilder)

Details der Blu-ray:


Das Bild der Blu-ray weist eine sehr gute Schärfe auf und auch der Detailgrad ist entsprechend hoch. Die Farbgebung ist dominiert von einem leichten Blaustich, was gut zur klinischen Thematik passt, dementsprechend sind auch die Aufnahmen außerhalb von Gefängnis und Krankenhaus natürlicher gehalten. Der Ton ist genrebedingt frontlastig, präsentiert dort aber stets verständliche Dialoge. Hin und wieder schalten sich auch die hinteren Surround-Boxen mit ins Geschehen ein, dies aber nur ganz dezent. Die Bassbox bleibt auf Grund der ungewöhnlichen 5.0-Tonspur arbeitslos. Für einen Film dieser Art ist die Tonspur aber völlig ausreichend.



Cover & Bilder © Edel Motion


Das Fazit von: MarS

MarS

So bewegend die wahre Geschichte hinter Lucia - Engel des Todes? auch ist, der Film schafft es einfach nicht diese Emotionen auch zu vermitteln. Die ganze Inszenierung ist zu linear, zu ereignislos, insgesamt einfach zu langweilig, um den Zuschauer fesseln zu können. Die Punkte, die den Film hätten auflockern oder intensivieren können wurden einfach weggelassen und das gesamte Geschehen konzentriert sich auf die im Film nie in Frage gestellte Unschuld von Lucia de Berk sowie die fiktive Figur einer ehrgeizigen Anwalts-Newcomerin. Wer sich für die Geschichte interessiert oder vielleicht sogar noch Erinnerungen an den Medienrummel hat, der kann sich Lucia - Engel des Todes? ruhig einmal anschauen, wirkliche Unterhaltung sucht man aber leider vergebens.


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