Europa 2024 – das Jahrtausend markierte das Ende der heutigen Welt. Die Ressourcen gingen zur Neige, die globalen Finanzmärkte kollabierten und jeder war auf sich gestellt. Die Ölreserven waren verbraucht und das heutige Transportnetz zerbrach. Der Mega-Konzern Trexx schuf die Metro – ein gigantisches Untergrundbahnnetz durch ganz Europa und sorgte so für Frieden und Mobilität. Doch zu welchem Preis?
Das Europa, wie wir es kennen, gibt es nicht mehr. Die globale Krise hat Regierungen stürzen lassen und Konzerne immer mächtiger werden lassen. Die Trexx Gruppe hat sämtliche europäische U-Bahn-Netze miteinander verbunden und so ein enorm mächtiges Transportmittel geschaffen: die Metro. Durch die damit verbundene Abhängigkeit der Bevölkerung steigt der Konzernchef der Trexx Gruppe Ivan Bahn (gesprochen von Udo Kier) zu einer Art absolutem Herrscher auf. Doch der eher durchschnittliche und unscheinbare Roger (gesprochen von Vincent Gallo) bevorzugt lieber ein Rad um in die Arbeit zu fahren, obgleich ihn das bei Kollegen verdächtig erscheinen lässt. Roger arbeitet in einem großen Callcenter, hat seit Jahren eine feste Freundin, trägt stets die gleiche Kleidung und lebt sein kleines und unbedeutendes Leben. Doch das Schicksal zwingt ihn eines Tages, die Metro zu verwenden. Ehe er es verhindern kann, findet er sich in einem Geflecht aus Verschwörungen, Intrigen und hereinstürzenden Ereignissen wieder.
Welche Rolle spielt Roger in diesem Komplott? Wer ist eigentlich Nina? Und woher kommt die Stimme in seinem Kopf?
Tarik Saleh hat mit Metropia eine interessante Mischung aus Science-Fiction und Thriller erschaffen. Die Atmosphäre bleibt im ganzen Filmverlauf düster und trostlos. So bekommt man bereits zu Beginn einen grandiosen Eindruck, was aus unserer bekannten Welt so geworden ist. Während Roger seine tägliche Fahrradtour zur Arbeit macht, überquert er verwilderte Brücken, verwaiste und verrostete Autos und marodierte Gebäude, die offensichtlich fern der Metro liegen. Ein Blick in den Himmel vervollständigt die markante Trostlosigkeit dieses nahenden Endzeitszenarios. Die Metro als zentrales und einziges Bewegungsmittel, die ständige Kontrolle und Überwachung der Passagiere lässt unweigerlich Parallelen mit Filmen wie Die Klasse von 1984, Dark City oder auch V wie Vendetta zu. Eine zentrale Machtperson (Ivan Bahn) und die fast nahtlose Überwachung auch jenseits der Metro dank versteckter Kameras und anderen Hilfsmitteln führen zu einer beklemmenden und eindrucksvollen Verschwörungsgeschichte. Auch die Ähnlichkeiten mit dem globalen U-Bahn-Netz, die sich wie Nervenbahnen durch Europa ziehen und die Kontrolle der Gedanken der Einwohner könnten versteckte Anspielungen sein, die Raum für Spekulationen geben. Ein weiterer interessanter Punkt ist die Situation, als Roger durch Zufall in ein privates Geschäftstreffen des Trexx Konzerns gelangt. Dieses offensichtlich streng geheime Treffen findet ausgerechnet in Ingolstadt statt. Wer sich ein wenig mit der Geschichte der Stadt auseinandersetzt, wird erfahren, dass hier nicht nur das Reinheitsgebot unterschrieben wurde und Dr. Frankenstein hier einige Jahre studiert hat, sondern hier wurde 1776 auch der freidenkerische Illuminatenorden gegründet. Absicht oder Zufall?
Die Animationstechnik in dem Film ist ebenfalls etwas Besonderes. Alle Protagonisten besitzen überproportionierte Köpfe, auch verkommt der Körper hier eher zur Nebensächlichkeit, da die gesamten Animationen fast ausschließlich in den Gesichtern der Figuren stattfinden. Trotz dieser offensichtlichen Ungewohntheit überzeugt die Mimik jeder Figur. Ein wenig enttäuscht bin ich jedoch bei der eigentlichen Handlung des Films. Roger als unscheinbarer Protagonist wirkt eher wie ein zufälliges glückloses Opfer in dem ganzen Spielball der Macht und läuft eher orientierungslos von einem losen Faden zum Nächsten. Hier fehlt ein wenig der rote Faden, auch der Zuschauer wird eher von Situation zu Situation geführt, ohne wirklich zu wissen, was die eigentlichen Beweggründe für alles ist. Auch am Ende des Films werden bei dem Einen oder Anderen sicherlich einige Fragen offen bleiben.
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Kommen wir mal zur Blu-ray selbst. Vorbildlich präsentiert Capelight uns den Film auf Deutsch und Englisch. Während die englische Tonspur „nur“ DTS HD 5.1 bietet, wird uns eine deutsche Tonspur in DTS HD 7.1 geboten. Das ist nicht nur super, das ist ein einfach grandios. Diesen Luxus kennt man sonst nur bei den großen Filmen von Disney. Die Bildqualität der Blu-ray ist ebenfalls hervorragend. Ich konnte keinerlei Bildüberlagerungen oder –rauschen feststellen. Da der ganze Film verstärkt mit Grautönen spielt, sind die Farben nicht besonders kräftig, aber dieses Stilelement ist gut gewählt, um die bedrückende Atmosphäre und die Trostlosigkeit zu untermauern. Auch die ruhige musikalische Untermalung vervollständigt den Film zu einem insgesamt hervorragenden Werk. Der Film erscheint in einem edlen Steelbook, das FSK Logo ist selbstverständlich abziehbar. Auch an Extras wurde hier nicht gespart. Neben entfallenen Szenen gibt es ein Gespräch mit Alexander Skarsgård sowie weitere Features.
Cover & Bilder © capelight pictures OHG
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