The Case of Hana and Alice
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BEWERTUNG |
28.02.2023 von MarSAuf Basis seiner romantischen Tragikomödie Hana and Alice aus dem Jahr 2004 erschuf der gefeierte japanische Filmemacher Shunji Iwai elf Jahre später das Prequel The Case of Hana and Alice, und überraschte die Fans des Vorgängers dabei mit einem animierten Werk. Plaion Pictures / KSM Anime veröffentlicht dieses nun auf DVD und Blu-ray...
Inhalt
Nachdem sich ihre Eltern getrennt haben, zieht die 14-jährige Tetsuko Arisugawa gemeinsam mit ihrer Mutter in eine Kleinstadt, wo ein völlig neues Leben auf sie wartet. Dass sie als Neue an der örtlichen Mittelschule auch noch gemobbt wird, macht den Start nicht unbedingt leichter. Doch da erfährt Tetsuko von Judas, einem Schüler, der zuvor auf ihrem Platz saß, und der unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Gerüchten zufolge soll Judas ermordet worden sein, und so macht sich Tetsuko auf die Suche nach der Wahrheit hinter den Geschichten um dessen Verschwinden. Dabei lernt sie ihre Nachbarin Hana kennen, ein Mädchen im gleichen Alter, das seit dem Vorfall mit Judas ihr Haus nicht mehr verlassen hat...
Mit The Case of Hana and Alice erzählt Shunji Iwai die Vorgeschichte zu seinem Realfilm Hana and Alice, wobei die bereits aus dem Jahr 2004 stammende Tragikomödie bisher noch nicht in Deutschland veröffentlicht wurde. Die dadurch fehlenden Vorkenntnisse erweisen sich hier allerdings - nicht nur auf Grund des Prequel-Charakters - als irrelevant, denn abgesehen von einigen Referenzen, Charakteren sowie den zumindest in der Originalfassung gleichen Sprechern kann The Case of Hana and Alice völlig losgelöst von seiner Vorlage betrachtet werden. Und das führt schließlich zu einem ganz besonderen Erlebnis, denn ganz wie man es von Shunji Iwai kennt, strahlt auch sein erstes animiertes Werk einen speziellen, stellenweise etwas schrägen, aber absolut mitreissenden Zauber aus. Im ersten Moment etwas schwierig ist dabei die Tatsache, dass Iwai zunächst darauf verzichtet, eine klare Linie zu verfolgen, oder eine stringente Handlungsführung zu präsentieren, wodurch sich vor allem in der Anfangsphase des Films ein etwas chaotisches Bild abzeichnet - jedoch eines, dessen wundervoller Sogwirkung man sich dennoch nicht entziehen kann. Wenn schließlich jedoch die titelgebenden Mädchen aufeinandertreffen, und sich langsam eine Beziehung zwischen ihnen aufbaut, dann wird man endgültig von den Ereignissen gefesselt. Dabei gestaltet sich die Erzählung innerhalb von The Case of Hana and Alice als bemerkenswert realistisch, wobei Iwai die perfekte Balance zwischen humorvollen Momenten, Alltäglichem, aber auch Tragik und Dramatik findet, während er auch Themen wie eine elterliche Scheidung, Mobbing und den Umgang mit Schuldgefühlen aufgreift. Eine authentische, ruhig erzählte Coming-of-Age Geschichte eben, die - ganz wie ein Teenager - hin und wieder ihren Fokus verliert, und genau dadurch nur noch charmanter und realistischer wirkt...
Mindestens genauso besonders wie der Film selbst sind die Animationen ausgefallen, die erstaunlicherweise auf das ganz klassische, und dadurch sehr nostalgisch anmutende Rotoskopie-Verfahren setzen. Anstatt sich neuer Techniken zu bedienen hat sich Shunji Iwai damit für einen sehr speziellen Look entschieden, der vor allem durch seinen starken Kontrast zwischen grob und statisch gezeichneten Hintergründen sowie den besonderen Bewegungsabläufen und scharfen Kanten der Rotoskopie-Technik ins Auge sticht. Auf diese Weise gelingt es The Case of Hana and Alice tatsächlich, eine ganz eigene Atmosphäre zu erschaffen, die die positiven Aspekte der visuellen Unvollkommenheit geschickt zu nutzen weiß. Unterstützt wird diese von einem eingängigen, durchwegs perfekt ausbalancierten Score, der niemals aufdringlich wirkt, das Geschehen aber stets harmonisch und auch emotional begleitet. Die deutsche Synchronfassung ist sehr gelungen, und bietet für jeden Charakter eine passende Stimme.
Details der Blu-ray
Auf Grund des visuellen Stils sowie des Einsatzes des Rotoskopie-Verfahrens ist das Bild der Blu-ray zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, besticht aber dennoch direkt durch eine satte Farbdarstellung sowie ein kräftiges, ausgewogenes Kontrastverhältnis. Die Schärfe ist vor allem im Vordergrund hervorragend, wohingegen sich die Hintergründe teils deutlich vom Geschehen abgrenzen, ohne jedoch schwammig zu wirken. Die Tonspur bietet eine atmosphärische, raumfüllende Abmischung, die ihren Fokus vor allem auf eine klare Dialogwiedergabe sowie den harmonisch eingebundenen Score legt. Cover & Bilder © Plaion Pictures Das Fazit von: MarS
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