Watch Dogs Legion
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BEWERTUNG |
25.11.2020 von LorD Avenger
London wird von Terroristen angegriffen, doch die Schuld wird der Hacker-Organisation Dedsec untergeschoben - ein Umstand, den Cyber-Experten nicht auf sich sitzen lassen...
Inhalt
Ihren eigenen Ermittlungen nachgehend, können die Agenten der Geheimorganisation Dedsec die Sprengung der Houses of Parliament im Herzen von London verhindern - nur um zu merken, dass ihnen die Terroristen hinter dem Anschlagsversuch bereits einen Schritt voraus sind und andere wichtige Gebäude überall in der Stadt in die Luft jagen. Von der Gefahr völlig unvorbereitet getroffen, verfällt die Bevölkerung der Stadt in Angst und gibt die Zügel bereitwillig in die Hände einer privaten Militärgruppe. Innerhalb weniger Monate ist London nicht mehr wiederzuerkennen: Propaganda, die den Terroristen den Kampf erklärt, schmückt jedes Wahrzeichen der Stadt, an jeder Straßenecke patrouillieren vermummte und schwer bewaffnete Soldaten, die jeden einer gründlichen und erniedrigenden Kontrolle unterziehen können. Militärstützpunkte tauchen in allen Stadtteilen auf und um sie herum wird von einigen Mutigen gegen das Regime demonstriert.
In den Schatten jedoch arbeitet die Hacker-Organisation Dedsec an ihrem Wiederaufbau, nachdem sie fast komplett ausgelöscht wurden und die Schuld für die Angriffe in die Schuhe geschoben bekommen haben. Die meisten ihrer Top-Agenten verloren, ist Dedsecs Hauptaufgabe, neue Leute für ihre Sache zu rekrutieren, die Ungerechtigkeit aufzudecken und die Stadt dem Militär zu entreißen und wieder seinen Bewohnern zurückzugeben.
Rekrutieren
Die besondere Neuerung und der Hintergrund des Spieltitels Legion ist die Fähigkeit, jede herumlaufende Person im Spiel für Dedsec rekrutieren zu können. Wie bereits seit dem ersten Teil kann man mithilfe seines Smartphones jeden Passanten einem Check unterziehen, sich seinen Namen und andere Eckdaten ansehen. Im neusten Ableger der Reihe wird dieser Check ergänzt durch spezielle Fähigkeiten und Ausrüstungen, die sich bei jedem Passanten unterscheiden. Manche haben andere, durchschlagskräftige Waffen, andere wiederum Uniformen, mit denen man sich in bestimmte abgesperrte Bereiche schleichen kann. Auch gibt es besondere Fähigkeiten, wie die eines Anwalts, die es ermöglichen gefangen genommene Kollegen wieder zu befreien. Nach Belieben kann man sich so also sein eigenes Team zusammenstellen und für jede Mission den passenden Kandidaten auswählen - sogar während einer Mission frei zwischen ihnen hin und her wechseln. Optional kann man im Spielmenü auch die Permadeth-Option aktivieren, sodass ausgeschaltete Agenten dauerhaft nicht mehr verfügbar bleiben.
Das klingt erst einmal nach einem spannenden Konzept mit viel Spielraum für Individualisierungen, doch ist auch nicht alles Gold, das glänzt. Zum einen wurde ich direkt in den ersten Minuten des Spiels enttäuscht als ich aus einem Raster von einem Dutzend Personen meinen ersten Protagonisten auswählen sollte und mir keiner davon zusagte, weil alle ausnahmslos wie heruntergekommene Obdachlose aussahen. Kein guter Start in ein Spiel, wenn man sich von Beginn an nicht wohl fühlt in seiner digitalen Haut, hm? Die Lösung ist dann natürlich das Rekrutieren anderer Agenten, doch auch das ist nicht ganz so einfach, da sie in der Regel vorher gerne eine Gefälligkeit erledigt haben möchten, die sich in ziemlich drögen und zeitfressenden Missionen niederlegen.
Dadurch, dass man nahezu jede Mission auch mit jedem Charakter spielen kann, wurden mehrere Sprecher für dieselben Texte verpflichtet und entsprechend, um den Aufwand gering zu halten, wurden die Dialoge auch sehr simpel und neutral gehalten, was man ziemlich schnell merkt. Eine persönliche Bindung zu den Charakteren wird dadurch erheblich erschwert, da man bei den wenigsten eine tatsächliche Persönlichkeit bemerkt.
Auch das Wechseln zwischen Charakteren ist nicht unbedingt optimal gelöst. In einer Mission soll man beispielsweise eine Frau verführen und mein erster Versuch in Charakter A verlief höchst unerfolgreich. Die Lösung: Zu einem anderen Charakter anderen Geschlechts wechseln. Das ist mit Ladezeiten verbunden, die in Legion unangenehm lang und häufig sind. Schlüpft man dann in die Haut von Charakter B befindet der sich aber in einem völlig anderen Teil der Stadt und man muss erst einmal wieder per Schnellreise zur Zielperson gelangen - also direkt wieder lange Ladezeiten. Kaum wurde die Zielperson dann innerhalb von faszinierenden 20 Sekunden um den Finger gewickelt, lädt sie einen zu sich nach Hause ein - man ahnt es: Die nächste Ladezeit folgt direkt.
Die Ladezeiten nerven übrigens sehr regelmäßig, da kaum eine Tür oder ein Fahrstuhl passiert werden kann ohne dass eine Ladeunterbrechung folgt. Das satte sechs (!) Jahre zurückliegende Witcher 3 bot eine technisch deutlich flüssigere und sorgfältiger ausgearbeitetere Open World.
Die Macken der Open World
Ein weiterer Punkt, den bereits viele Open World-Spiele in den letzten 20 Jahren besser gemacht haben, ist die Verwendung der unterschiedlichen Stadtteile. Während vorbildliche Spiele dieses Genres sich von Stadtteil zu Stadtteil vorarbeiten und so erst einmal Zeit zum Kennenlernen der Örtlichkeiten bieten, das Gefühl von Vorarbeiten vermitteln und die Wege zwischen und innerhalb von Missionen verkürzen, schickt Watch Dogs einen ständig vom einen Ende der Karte zum nächsten. Man springt also von einer Schnellreise mit langen Ladezeiten zur nächsten, erledigt verhältnismäßig kurze Missionen und startet dann von vorne. Durch diesen Umstand verliert man relativ schnell den Spaß am Erkunden der wirklich schönen Umsetzung von London. Auch gibt es dafür kaum einen Grund - Sammelsachen sind überwiegend zwei verschiedene Währungen, die für Kleidungen oder für Upgrades verwendet werden können. Da man ohnehin keine Bindung zu den Charakteren aufbaut und die meisten optisch auch nicht mit neuen Klamotten zu retten sind, ist das Interesse daran relativ gering. Auch das Upgraden oder Kaufen neuer Fähigkeiten / Werkzeuge anstelle eines herkömmlichen Skill Trees ist begrenzt interessant, da die meisten Fähigkeiten davon ohnehin nicht zwingend zum Einsatz kommen oder auch von den Belohnungen erschwinglich gemacht wird, die man nach Missionen erhält.
Missionen
Die Missionen sind ein weiterer Punkt, der mich relativ wenig begeistert. Es gibt verschiedene Story-Stränge mit eigenen Antagonisten, die innerhalb von ein paar Aufträgen erledigt sind und sich dann in die Rahmengeschichte eingliedern. Ganz davon abgesehen, dass jede Mission einen durch die ganze Stadt jagt, sind die Aufgaben sich meist sehr ähnlich. In der Regel geht es darum, sich in ein Gebäude zu schleichen (oder zu schießen) und einen bestimmten Server oder Computer zu hacken. Dann muss man dem Bereich entkommen und hat die recht kurze Mission auch schon erledigt. Um bis zum Server zu gelangen sind einige Minispiele zu bewältigen, die als solche durchaus unterhaltsam sind, als ständige Spielmechanik aber ziemlich uninspiriert wirken. Beispielsweise das großflächige Verbinden von Schaltkreisen, das an das Hacken von Schlössern in BioShock erinnert oder das Ablaufen eines wenig anspruchsvollen Parcours mithilfe einer ferngesteuerten Roboterspinne. Alternativ dazu gibt es auch Mikrodrohnen, die mit Lasern ausgestattet sind und durch das Innere von Computern und Serversystemen geflogen werden können.
Waffen & Fahrzeuge
Das Schießen, bzw. Zielen funktioniert mit der Auto-Aim-Funktion auf der Konsole hervorragend, ist aber merklich nur ein beiläufiger Teil des Spiels, das einen doch eher zum Schleichen und Verstecken animieren möchte. Mithilfe seines Smartphones kann man Gegner schließlich auch ablenken, ihre Waffen blockieren oder Fallen aktivieren.
Auch das Nutzen von Fahrzeugen wirkt nicht vollends ausgereift. Parkende Autos sind in den meisten Straßen Mangelware und wenn man nicht gerade ein selbstfahrendes Taxi erwischt, wird man nicht selten direkt vom Militär verfolgt, wenn man sich eines besetzten Fahrzeugs bemächtigt. Die Fahrmechanik ist in Ordnung, fühlt sich aber nicht selten eher etwas unnatürlich an und spätestens, wenn man ohne viel Gegenwehr und ohne Schaden Laternen und Pöller aus dem Boden reißt oder mit anderen Fahrzeugen kollidiert, wünscht man sich doch zumindest ein bisschen mehr Realismus.
Besonders stolz sind die Entwickler offenbar auf das Implementieren von Drohnen, von denen es im Spiel nur so wimmelt. Man kann Besitz von kleinen Kameradrohnen ergreifen, um Schaltkreis-Puzzle zu lösen oder Gelände aus der Luft auszukundschaften. Große Cargo-Drohnen können gehacked werden, um sogar auf ihnen zu den Dächern von Gebäuden fliegen zu können und die bereits genannten Mikro-Drohnen finden in einigen Missionen Verwendung.
Lästig sind sie auf der gegnerischen Seite, da Verfolger dank ihnen weniger leicht abzuhängen sind und man in Schießereien nicht nur Ausschau nach den Soldaten halten muss, sondern immer auch ein Auge nach oben lenken sollte, um sich keine unerwartete Kugel einzufangen. Cover & Bilder © 2019 Ubisoft Entertainment. All Rights Reserved. Watch Dogs, Ubisoft and the Ubisoft logo are registered or unregistered trademarks of Ubisoft Entertainment in the U.S. and/or other countries. The “PS” Family logo and “Playstation” are registered trademark. “PS4” is a trademark of Sony Computer Entertainment Inc. Features and technical capabilities, including 4K and HDR, vary by console. Stadia, the S logo, and related marks and logos are trademarks of Google LLC. Das Fazit von: LorD Avenger
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