Prey

Prey

Publisher: Bethesda
Entwicklerstudio: Arkane Studios Austin
Genre: Action
Sub-Genre: Stealth-Action
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 05.05.2017
USK 16

Prey   13.06.2017 von GloansBunny

Gentechnik und Weltraumforschung sind Dinge, von denen man manchmal einfach die Finger lassen sollte, wie der Sci-Fi-Kracher Prey beweist. Denn im Weltall hört Dich bekanntlich niemand schreien...
 
Wir schreiben das Jahr 2032, als ich auf der den Mond umkreisenden Raumstation Talos 1 die Augen aufschlage. Ich weiß nicht viel von dem, was geschehen ist, doch das, was in meinem Gehirn noch gespeichert ist, verheißt nichts Gutes. Ich weiß nur, dass mein Name Morgan Yu istund ich gemeinsam mit meinem Bruder Alex diese Station des TranStar-Konzerns leite, um mit Neuromods zu experimentieren. Noch ehe ich nach den merkwürdigen Gedanken greifen kann, steht ein Team aus Forschern vor mir und löchert mich mit Fragen. Ob ich jemanden töten würde, um mein eigenes Leben zu retten, ob ich mich selbst opfern würde... Während ich mich frage, ob sie sich auch gleich noch nach dem Body Mass Index oder meiner liebsten Schlafposition erkundigen, bricht das Chaos aus. Eine undefinierbare schwarze Lebensform stürzt sich auf die Wissenschaftler und tötet alles, was ihr in den Weg kommt. Ich bin machtlos, kann nur zusehen, wie dieses Vieh ein Massaker veranstaltet und suche mein Heil in der Flucht. Mein Schädel dröhnt, mir ist schwindlig und die Amnesie vernebelt mir den Geist. Was zur Hölle ist hier nur los?! Ich muss nach Antworten suchen, die Crew finden und ich muss vor allem eines: überleben. Irgendwie...
 
Steuerung und Sound: Das hab ich doch schon mal irgendwo gesehen...
 
Prey bedient sich dem typisch intuitiven Controllerlayout von Ego-Shootern, sodass nach einer kurzen Eingewöhnungsphase via Tutorial alles sehr einfach von der Hand geht. Sowohl der Einsatz von Waffen, als auch die Interaktion mit der Umwelt funktionieren kinderleicht und stellen lediglich eingefleischte Konsolen-Rambos vor Herausforderungen, da die Steuerung das Konzept von langsamen, bedachten Bewegungen aufgreift. Insgesamt fühlt man sich an den Tasten aber sofort heimisch und lernt auch schnell das informative, übersichtlich gestaltete Inventarmenü zu schätzen.
 
Akustisch bewegt sich Prey auf konstant hohem Niveau mit kleinen Ausreißern nach unten. Die stimmungsvolle Musikkulisse drückt die Atmosphäre in bedrohliche Höhen und erinnert mit ihrer Gestaltung ein wenig an die Alien-Filme. Diverse Schockmomente unterstreicht der orchestrale Soundtrack meist sehr gezielt, wobei gelegentliche "Hänger", bei denen die dramatische Musik erst einsetzt, wenn schon alles vorbei ist, die Ausnahme bestätigen. Lobenswert zu erwähnen hingegen ist die gelungene deutsche Synchronisation. Ambitionierte Sprecher, hervorragend portierte Dialoge und satte Umgebungsgeräusche ergeben ein akustisch äußerst tiefreichendes Spektakel.

Grafik, Gameplay und Umfang: vom stoischen Homo Sapiens zum wahrlich starken Übermenschen
 
Prey gilt seit den Trailern als absoluter Blockbuster am Spielehimmel und sah auf den ersten Blick extrem gut aus. Die fertige Version hingegen muss sich statt mit High Tech mit der etwas in die Jahre gekommenen CryEngine 3 zufrieden geben. Die gestalterische Mixtur aus Comic und Realismus erinnert stark an BioShock und hat immer wieder mit verwaschenen, nachladenden Texturen zu kämpfen. Die zahlreichen Details, die in den verwinkelten und stimmungsvollen Kulissen zu sehen sind, geraten so leider ein wenig in den Hintergrund. Auch Framerateeinbrüche und mitunter minutenlange Ladezeiten trüben den Spielfluss immer wieder. Wer die Pausenzeiten für Kaffee kochen oder Waschmaschine ausräumen nutzt, kann hiervon profitieren, für alle anderen werden die Ladezeiten zur Geduldsprobe. Wer allerdings über diese Makel hinwegsehen kann, wird mit einem atmosphärischen Kulissenspiel samt tollen Licht- und Schatteneffekten belohnt.
 
Das Herzstück vom Sci-Fi-Kracher ist die Spielmechanik, die auf taktisches Gespür und Umsicht setzt. In der Haut von dem wahlweise männlichen oder weiblichen Alter Ego Morgan Yu befindet Ihr Euch wie eingangs erwähnt an Bord der Raumstation Talos 1- und natürlich seid Ihr dort nicht alleine. Zahlreiche Aliens, "Typhons" und "Mimics" genannt, trachten Euch mit zugegeben etwas durchwachsener KI nach dem Leben. Die offene Spielwelt bietet dabei sowohl Euch, als auch Euren Gegnern zahllose Möglichkeiten für Hinterhalte, Vorgehensweisen und Verstecke. Nicht immer ist der direkte Weg auch die beste Wahl, wer die Augen offen hält, stößt auf Schächte, Regale oder mit Passwörtern geschützte Türen, die Euch ein gewaltfreies Vorankommen ermöglichen. Die abwechslungsreich gestalteten Missionen lassen Euch dabei meist freie Hand, womit Prey den Entdeckerdrang quasi an jeder Ecke weckt und Euch viel Spielraum für sowohl taktisches, als auch offensives Verhalten lässt. Das volle Potenzial entfaltet sich dabei etappenweise, schaltet Ihr erst nach und nach neue Fähigkeiten und Neuromods frei, die Eurem zu Beginn etwas schwachbrüstigen Charakter Stärke verleihen. Erst wenn Ihr etwa Fähigkeiten wie Ausdauer, die beim Laufen und Schlagen verbraucht wird, automatisches Heilen und Heimlichkeit nach einigen Stunden im All verbessern dürft, solltet Ihr Euch Gedanken über näheren Körperkontakt mit den Aliens machen. Die Möglichkeit, das Alter Ego in den Kategorien Wissenschaftler, Techniker und Sicherheit zu spezialisieren, motiviert und wirkt sich zudem spürbar auf das Gameplay aus, wobei Ihr trotz allem immer auf Alternativen zurückgreifen könnt. Ein auf Hacken und Schlösser knacken getrimmter Morgan etwa kann dennoch genauso gut klettern und mit dem Gloo-Schaum Treppen bauen, um in unerforschte Areale vorzustoßen, wie ein im Nahkampf ausgebildeter Yu auch Gebiete außerhalb der Station ohne wissenschaftliches Know How erkunden kann. Egal wie und egal wo Ihr Eure Erkundungen tätigt,  selbst wenn Ihr wie der Ochs vorm Berg bzw. vor verschlossenen Türen steht, irgendwann schließt sich der Kreis und lässt wieder alles in einem Zusammenhang stehen. Die Kunst, wie Prey die offene Welt mit einer offenen Spielmechanik verbindet, zeugt von höchster Qualität und bindet Euch fast schon magisch ans Spiel. Wie komme ich in dieses Dock? Was hat es mit diesen ominösen Emails auf sich? Schleiche ich mich lieber an dem Alien dort vorne vorbei oder umgehe ich es, wie es mir beliebt? Unzählige Geheimnisse und Möglichkeiten stehen Euch offen, die Ihr selbst mit einmaligem Durchspielen nach rund 35 Stunden noch nicht alle erkundet haben werdet. Schließlich gibt es noch die Talente Energie, Verwandeln und Telepathie, die kinetische Neuromods und somit nochmal enormen Schwung ins taktische Vorgehen bringen. Dass für deren Freischaltung Aliens gescannt und Informationen gesammelt werden müssen, versteht sich von selbst... 
 

Bildergalerie von Prey (6 Bilder)

Der Einstieg in die irgendwie bekannte, aber dennoch wendungsreiche Story macht neugierig und entwickelt sich mit zunehmendem Spielverlauf nicht nur inhaltlich zu einem wahrlichen Starkstromfeld. Besonders die offene Spielstruktur sorgt für ordentlichen Nervenkitzel, denn anders als in herkömmlichen Spielen werdet Ihr nicht an die Hand genommen, was die Interaktion mit der Umwelt betrifft. Unzählige Gegenstände und Fundstücke kreuzen Euren weg, viele von ihnen lassen sich Euch die Frage stellen, was zur Hölle es damit auf sich hat, um einige Zeit später hinter des Rätsels Lösung zu kommen. Neben diversen Mods für Helm, Rüstung und Co, die sich ebenso wie der Forschungszweig im Menü erst mit der Zeit nutzen lassen, sorgt zu Beginn vor allem auch die Gloo-Kanone für Fragezeichen. Da Prey viel Wert auf Experimentierfreude und Einfallsreichtum legt, lernt man diese neben vielen anderen zu Waffen umfunktionierten Werkzeugen jedoch schnell zu schätzen- immerhin seid Ihr Forscher, keine Kriegsmaschine. Und so verpasst Ihr Eurer Ausrüstung diverse Upgrades, craftet mehr oder weniger wichtige Dinge oder schafft Ihr Euch neue Wege, indem Ihr etwa mit dem Gloo-Schaum Treppen baut oder mit dem Jägerin-Bolzenwerfer Feinde ablenkt. Gerade Letzterer ist das beste Beispiel, warum Prey immer wieder überrascht: das vermeintliche Spielzeug mutiert vom anfangs unnützen Müll zu einem Eurer hilfreichsten Utensilien. Natürlich lassen sich auch klassische Waffen wie etwa eine Schrotflinte und Spezial-Schießprügel wie die Goldene Artemis-Pistole einsetzen, doch Munition ist rar gesät. Wohl dem, der jeden Becher, jeden Schrank und jede Leiche nach Ressourcen absucht und aus dem Unrat Patronen, Medikamente oder Booster herstellt! Gerade in den oberen der vier Schwierigkeitsgrade sind diese Items dringend nötig, denn irrsinnig starke Gegner und Munitionsmangel vertragen sich bekanntlich nicht allzu gut. Zudem liefert Prey je nach Spielstil eine sich dynamisch verändernde Talos 1 und durchaus knackige, nicht vorhersehbare Schockmomente. Bestes Beispiel hierfür ist das intensive Katz- und Maus-Spiel mit einem extrem wendigen und brutalen Alien mit dem passenden Namen "Alptraum", bei dem Ihr Euch mehrere Minuten lang verstecken und weglaufen müsst. Während man im Anschluss nach einer gefühlten Ewigkeit noch völlig außer virtuellem Atem nach einem herrenlosen und dringend nötigen Medipack greift, verwandelt sich dieses in ein Mimic und springt Euch an. Da man solche Situationen oftmals nicht abschätzen kann, sorgen diese wohl dosiert für viel Gänsehaut. Gerade wer eher offensiv, als defensiv spielt, wird Bekanntschaft mit dem ein oder anderen virtuellen Tod machen. Stealth-Veteranen werden hingegen mit unzähligen spannenden Situationen belohnt und dürfen sich auf durchaus anspruchsvolle Rätsel freuen. Immer wieder landen dubiose Aufzeichnungen und merkwürdige Gegenstände in Eurem schnell überfüllten Inventar, die Codes, Hinweise und intime Details der Crew beherbergen. Zwar kann Morgan an fest vorgegebenen Recycling-Stationen nützliche Rohstoffe aus dem Krimskrams gewinnen, die Wege zu jenen Stationen sind aber mitunter recht weit und trotz mehrmaligem Besuch selten frei von Gegnern. Prey bietet alles, von Action über Horror bis hin zu Rollenspiel- und Survival-Elementen. Nur auf eine Multiplayer-Sause wird verzichtet, denn wer will schon gerne die grandiose Atmosphäre, die spielerische Freiheit und die vielen Überraschungen, die Prey zu bieten hat, teilen?


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Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Zugegeben, der Einstieg in Prey war für mich etwas zäh. Die Story nimmt nur langsam an Fahrt auf, die Aliens sind extrem stark und gefühlte tausend Fundsachen haben mehr Fragzeichen in meinem Hirn erzeugt, als es Astro-Physik je würde. Doch nach ein paar Stunden in der atmosphärischen Raumstation Talos 1 und mit den ersten Neuromods ausgestattet, ergibt plötzlich alles zunehmend Sinn. Knackige Rätsel und Items säumen den Weg und die offene Spielwelt laden zum Experimentieren ein. Zudem stehen mir mit Prey alle spielmechanischen Wege offen: ich kann offensiv vorgehen (was nicht selten den Tod bedeutet), ich kann mich in Heimlichkeit üben. Ich darf mir mit der coolen Gloo-Kanone neue Wege schaffen, nutze Tunnel, Schächte und Regale, um mich in unerforschte Ebenen zu bewegen und lasse mich vom Sog der Inszenierung, der Story und der Flexibilität mitreißen. Kleinere technische Schwächen in Punkto KI, Grafik und Ladezeiten kann man verschmerzen, spätestens, wenn man sich als Getränkedose "getarnt" durch ein Loch kugelt und in einem Crafting-Paradies der Extraklasse steht. Stealth-Action, Rollenspielelemente und eine gehörige Portion Forscherdrang lassen Prey zu einem wirklich erstklassigen Schocker mutieren.


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positiv negativ
  • Offene, atmosphärische Spielwelt
  • Tolle Kulissen voller Details
  • Zahllose Geheimnisse und knackige Rätsel
  • Offene Spielmechanik: ein Fest für Taktiker, Schleicher, Techniker und Co
  • Unzählige Vorgehensweisen und Lösungswege
  • Gelungener Soundtrack mit viel Tiefe
  • Ausgeklügelte und nützliche Fertigkeitenbäume
  • Abwechslungsreiche Missionen, viele Upgrademöglichkeiten
  • Einstieg in die Geschichte etwas zäh
  • Extrem lange Ladezeiten und kleinere Grafikschwächen
  • Musikkulisse nicht immer synchron zur Handlung





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